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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1
Autoren: Kat Zhang
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fragen! Was wollte sie damit bezwecken? Sie werden bald Frieden finden. Wenn man sie durcheinanderbringt, dauert es vielleicht länger. Sie könnten …› Sie beendete ihren Satz nicht, aber das brauchte sie auch nicht.
    Sie könnten so werden wie wir.
    Jahrelang hatten unsere Eltern sich bemüht herauszufinden, wieso ihre Töchter nicht wie erwartet ihren Frieden fanden. Sie machten jeden dafür verantwortlich, von unserer Kindergärtnerin (zu chaotisch) über unsere Ärzte (Warum erzielte nichts eine Wirkung?) bis hin zu unseren Freunden (Hatten sie spät Frieden gefunden? Bestärkten sie uns in unserem seltsamen Verhalten?). In den schwärzesten Stunden der Nacht wurde die Schuld zu einer Waffe, mit der sie einander und sich selbst verletzten.
    Aber noch schlimmer als die Schuld war die Angst – die Angst, dass der Tag kommen würde, an dem man uns nicht aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen würde, falls wir nicht endlich Frieden fänden. Wir wuchsen mit dieser Drohung auf, die beständig in unseren Ohren toste und uns die allerletzte Frist fürchten ließ, die unser zehnter Geburtstag darstellte.
    Unsere Eltern bettelten. Wir hörten durch die Krankenhaustüren, wie sie sich mehr Zeit erflehten, nur noch ein bisschen mehr Zeit: Es wird passieren. Es hat schon angefangen. Es wird bald so weit sein – bitte!
    Ich weiß nicht, was sich sonst noch hinter jenen Türen abspielte. Ich weiß nicht, was die Ärzte und Amtsträger letztendlich überzeugte, aber unsere Mutter und unser Vater kamen vollkommen erschöpft und leichenblass aus jenem Raum.
    Und sie sagten uns, wir hätten noch ein bisschen mehr Zeit.
    Zwei Jahre später wurde ich für verschwunden erklärt.
    Unser Schatten war lang geworden, unsere Beine schwer. Strähnen unseres Haares glänzten golden im schwindenden Licht, und Addie fasste sie alle zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, der sie in der unbarmherzigen Hitze aus unserem Nacken hielt.
    ‹Lass uns heute einen Film gucken›, sagte ich, ein Lächeln in meine Stimme webend. ‹Wir haben nicht viel auf.›
    ‹Okay›, sagte Addie.
    ‹Mach dir keine Sorgen um Will und Robby. Bei ihnen wird alles gut gehen. Bei Lyle ist doch auch alles gut gegangen, oder nicht?›
    ‹Ja›, sagte sie. ‹Ja, ich weiß.›
    Keine von uns erwähnte die vielen Arten, auf die es Lyle nicht gut ging. Die Tage, an denen er nichts anderes wollte, als vor sich hin dösend im Bett zu liegen. Die Stunden, die er jede Woche an der Dialysemaschine hing, während das Blut aus seinem Körper floss, ehe es gereinigt wieder in ihn zurückgepumpt wurde.
    Lyle war krank, aber er war nicht hybridkrank, und das war der entscheidende Unterschied.
    Wir gingen innerlich wie äußerlich schweigend unseres Weges. Ich spürte, wie die düsteren, grüblerischen Nebelschleier, aus denen Addies Gedanken bestanden, meine eigenen streifen. Manchmal hatte ich das Gefühl, beinah erahnen zu können, worüber sie nachdachte, wenn ich mich nur stark genug konzentrierte. Aber nicht an diesem Tag.
    In gewisser Weise war ich froh darüber. Es bedeutete, dass auch sie nicht erahnen konnte, worüber ich nachdachte.
    Sie konnte nicht wissen, dass mir vor dem Tag graute, graute, graute, an dem Will und Robby Frieden finden würden. Den Tag, an dem wir zum Babysitten gehen würden und erleben mussten, dass nur noch ein kleiner Junge uns anlächelte.

    Lupside, wo wir die vergangenen drei Jahre gelebt hatten, war für rein gar nichts bekannt. Wann immer man etwas unternehmen wollte, das nicht in der Hauptgeschäftsstraße oder den paar Supermärkten erledigt werden konnte, fuhr man dafür in die nahe gelegene Stadt Bessimir.
    Bessimir war für genau eine Sache bekannt und das war das Geschichtsmuseum.
    Addie lachte leise mit dem Mädchen neben uns über etwas, während unsere Klasse schwitzend vor den Türen des Museums wartete. Der Sommer hatte noch nicht einmal seinen wahren Kampf gegen den Frühling aufgenommen, aber die Jungs stöhnten schon über ihre obligatorischen langen Hosen, während die Rocksäume der Mädchen mit den Temperaturen höher kletterten.
    »Hört mal her«, rief Ms Stimp, was ungefähr die halbe Klasse dazu brachte, tatsächlich die Klappe zu halten und aufzupassen. Für jeden, der in dieser Gegend aufwuchs, gehörte der Besuch des Geschichtsmuseums in Bessimir ebenso zum Leben wie der des Schwimmbads im Sommer oder der monatliche Ausflug ins Kino, wenn ein neuer Film herauskam. Das Gebäude, das offiziell das Brian
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