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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald
Autoren: Paul Stewart
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Klappflügeln und den gewachsten Koteletten großartig aus. Sein Mantel war zwar an einigen Stellen geflickt, bot mit den Ärmelstulpen, Quasten, Tressen und goldenen Knöpfen aber trotzdem einen prächtigen Anblick. An speziellen Haken hingen zahlreiche Gegenstände, die von aufregenden Abenteuern zeugten. Zu gern hätte Twig gewusst, gegen wen der Himmelspirat mit dem Säbel gekämpft hatte, dessen Griff mit Juwelen besetzt war, und wie die Schramme in die lang geschwungene Klinge gekommen war. Oder was für Wunder er durch sein Fernrohr gesehen, welche Mauern er mit seinen Enterhaken erstiegen und an welche fernen Orte ihn sein Kompass geführt hatte.

    Plötzlich sah der Pirat noch einmal auf. Er bemerkte, dass Twig ihn anstarrte, und hob fragend die Augenbrauen. Twig senkte den Blick. »Ich mache Euch einen Vorschlag«, sagte der Himmelspirat zu Tuntum. »Für einen großen jungen Mann ist auf einem Himmelsschiff immer Platz.«
    »Nein«, erwiderte Tuntum scharf. »Vielen Dank für das Angebot«, fügte er höflicher hinzu. »Trotzdem nein.«
    Tuntum wusste, dass sein Sohn an Bord eines solchen Schiffes keine zehn Minuten durchhalten würde. Die Himmelspiraten waren ein schamloses Gesindel. Ehe man sich versah, hatten sie einem die Kehle aufgeschlitzt. Die Waldtrolle hatten überhaupt nur mit ihnen zu tun, weil die Piraten für das flugtaugliche Holz aus dem Dunkelwald so gut zahlten.
    Der Pirat zuckte die Schultern. »War nur ein Vorschlag«, sagte er und wandte sich ab. »Trotzdem«, murmelte er, »schade.«
    Als Twig hinter seinem Vater durch den Wald zurückkroch, dachte er an die Schiffe, die mit geblähten Segeln über ihm vorbeigeglitten und in der Ferne verschwunden waren. »Die Lüfte befahren«, flüsterte er und sein Herz pochte. So schlimm konnte das doch gar nicht sein.

    Spelda war da anderer Meinung. »Diese Himmelspiraten!«, schimpfte sie nach ihrer Rückkehr. »Tuntum hätte dich von ihnen fern halten sollen. Jetzt werden sie es immer wieder versuchen, darauf wette ich, so wahr ich Spelda Schnapphold heiße.«
    »Aber dem Himmelspiraten, den ich gesehen habe, war es ganz egal, ob ich auf sein Schiff komme oder nicht«, sagte Twig.
    »Die tun doch nur so«, sagte Spelda. »Sieh doch, was mit Hobbelbark und Hogwort passiert ist. Aus dem Bett geholt wurden sie und nie mehr gesehen. Ach Twig, ich könnte es nicht ertragen, wenn dir das zustieße. Das Herz bräche es mir.«
    Draußen heulte der Wind durch den dichten Wald. Es wurde dunkel und die Nacht war erfüllt von den Lauten der erwachenden Nachttiere. Fromps husteten und spuckten, Quarms quiekten und der große Banderbär schlug sich an die mächtige, behaarte Brust und rief klagend nach seiner Gefährtin. In der Ferne hörte Twig das vertraute rhythmische Hämmern der Schlächter, die noch angestrengt arbeiteten.
    »Was soll ich dann tun?«, fragte er leise.
    Spelda schniefte. »Du gehst erst mal für eine Weile zu Cousin Schnatterbark«, sagte sie. »Wir haben ihn bereits verständigt, er erwartet dich. Nur bis sich hier alles wieder beruhigt hat«, fügte sie hinzu. »Dort bist du sicher, wenn der Himmel es will.«
    »Und dann ?«, fragte Twig. »Dann kann ich doch wieder nach Hause kommen.«
    »Ja«, sagte Spelda langsam. Twig wusste sofort, dass sie noch nicht fertig war.
    »Aber?«, fragte Twig mit Nachdruck.
    Spelda drückte den Kopf des Jungen zitternd an die Brust. »Ach Twig, mein lieber Junge«, schluchzte sie. »Ich muss dir noch etwas sagen.«
    Twig machte sich von ihr los und sah zu ihrem unglücklichen Gesicht auf. Auch ihm liefen inzwischen Tränen über die Wangen. »Was denn, Mütterlein?«, fragte er aufgeregt.
    »Ach, beim Schleimschmeichler!«, schimpfte Spelda. »Warum ist es auch so schwer.« Durch die Tränen sah sie ihn an. »Ich liebe dich seit dem Tag, an dem du zu uns kamst, Twig, aber du bist nicht mein Sohn und Tuntum ist nicht dein Vater.«

    Twig starrte sie ungläubig an. »Wer bin ich dann?«, fragte er endlich.
    Spelda hob die Schultern. »Wir haben dich gefunden«, sagte sie. »Ein kleines, in ein Tuch gewickeltes Bündel am Fuß unseres Baumes.«
    »Gefunden«, flüsterte Twig.
    Spelda nickte, beugte sich vor und strich über das Tuch, das Twig um den Hals trug. Twig zuckte zusammen.
    »Im Kuscheltuch?«, fragte er.
    Spelda seufzte. »Genau da«, sagte sie. »Darin warst du eingewickelt. In das Tuch, von dem du dich bis heute nicht trennen willst.«
    Twig fuhr mit zittrigen Fingern über den Stoff. Er
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