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TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)

Titel: TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Autoren: Michelle Raven
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abzulenken, und anscheinend niedergeschlagen worden, wie der Schmerz in ihrem Schädel nahelegte.
    Sie konnte nur hoffen, dass es wenigstens Kyla gelungen war, sich in Sicherheit zu bringen. Nein, sie musste daran glauben, dass es ihrer Freundin gut ging, Selbstvorwürfe würden sie nur schwächen. Und sie hatte das Gefühl, dass sie all ihre Kraft noch brauchen würde, wenn sie entkommen wollte. Mit Mühe schaffte sie es, sämtliche Gedanken bis auf einen einzigen zu verbannen: sich zu befreien. Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann begann sie, nach einem Weg zu suchen, die Fesseln zu lösen. Bald schon hatte sie die Hitze, die Schmerzen und den üblen Geruch vergessen und konzentrierte sich nur noch auf ihre Aufgabe.
    Mit einem letzten Ruck gaben die Fesseln lange Zeit später nach. Schweiß lief über ihr Gesicht und brannte in Jades Augen. Ihre heftigen Atemstöße klangen laut in ihren Ohren. Der gegen Mund und Nase gepresste Stoff verhinderte das Eindringen von dringend benötigtem Sauerstoff. Verzweifelt rang sie um Atem. Wenn sie nicht bald aus diesem verfluchten Ungetüm herauskam, würde sie ersticken! Jades Finger krallten sich in den Schleier, rissen an ihm, bis er ihr Gesicht freigab und sie wieder Luft bekam. Die Panik und das wattige Gefühl in ihrem Kopf ließen nur langsam nach. Ihr hämmerndes Herz übertönte jedes andere Geräusch. Jade zwang sich, still liegen zu bleiben und ruhig durchzuatmen, während sie gleichzeitig lauschte. Falls jemand ihren Kampf gegen die Fesseln bemerkt hatte, rührte er sich jedenfalls nicht. Die Sonne brannte weiterhin heiß auf sie nieder, zusammen mit dem lauten Röhren des Auspuffs ein Zeichen dafür, dass sie sich in einem Pick-up-ähnlichen Fahrzeug befand. Vielleicht war es auch einer der offenen Lastwagen, die sie oft in der Gegend gesehen hatte.
    Sie konnte ihre Uhr nicht erkennen, aber sie schätzte, dass es erst Mittag war. Am Besten wäre es natürlich gewesen, im Schutz der Dunkelheit einen Fluchtversuch zu wagen, doch so lange konnte sie nicht warten. Ein Grund war Kyla, der andere, dass ihre Entführer jederzeit an ihrem Ziel ankommen könnten und sie dann keine Chance mehr zur Flucht bekommen würde. Inzwischen befanden sie sich in den Bergen, was sie unschwer am Schaukeln des Wagens und der Tatsache, dass sie immer weiter nach unten rutschte, erkennen konnte. Ihre Füße stießen bereits an einen harten Gegenstand, wahrscheinlich die hintere Ladeklappe des Wagens. Sie musste es einfach wagen, es gab keine andere Möglichkeit. Die über die Rebellengruppe gesammelten Informationen waren zu wichtig, um sie mit ins Grab zu nehmen. Genau das konnte ihr natürlich immer noch passieren, wenn sie erwischt wurde, aber sie zog es vor, bei einem Fluchtversuch zu sterben, anstatt langsam in einem der berüchtigten »Gefängnisse« zu verrotten. Mühsam beruhigte Jade ihren in die Höhe schnellenden Puls. Sie konnte nur gewinnen, wenn sie schnell und durchdacht handelte. Alles andere würde unweigerlich zu ihrem Tod führen.
    Ihre Finger ertasteten das raue Gewebe einer Plane, die über sie gebreitet war. Der durchdringende Gestank ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Fast wünschte sie sich den zumindest halbwegs sauberen Stoff ihrer Burka zurück, doch sie konnte sich nicht dazu bringen, den Schleier wieder über ihr Gesicht zu ziehen. Behutsam schob sie ihn ganz von ihrem Kopf. Ihr erster Impuls war, das verfluchte Ding wegzuwerfen, aber sie war darauf angewiesen, wie eine normale afghanische Frau auszusehen, sollte ihr die Flucht gelingen. Also schob sie den Schleier unter der Burka in den Bund ihrer Hose, damit er sie nicht beim Laufen behinderte. Es würde schwer genug werden, nicht über das bodenlange Gewand zu stolpern.
    Vorsichtig hob sie die Plane an, bis sie einen Blick auf ihre Umgebung werfen konnte. Direkt neben ihrem Kopf befand sich etwas, das wie ein Benzinkanister aussah, daneben Holzkisten, aufgerollte Stricke und Schaufeln. Die Ecken der Plane waren irgendwo festgezurrt, sodass sie nicht vom Fahrtwind weggeweht werden konnte. Es würde mühsam werden, sich darunter herauszuwinden, aber es war machbar. Doch wie sollte sie sich von ihren Fußfesseln befreien, ohne dass jemand es bemerkte? Jade drehte sich auf dem rauen Metallboden seitwärts und zog dann langsam die Beine an. Bemüht, die Plane möglichst nicht zu berühren, machte sie sich daran, den Strick zu lösen, der viel zu fest um ihre Knöchel geschlungen war. Nach einigen Minuten
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