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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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gefangen.
    Vielleicht war es ja besser so, das Ganze hier und jetzt zu beenden.
    Sie riss die trüben Augen auf.
    Nein!
    Den Luxus des Todes durfte sie sich nicht erlauben, noch nicht. Nicht, solange noch die geringste Chance bestand, dieses fürchterliche Durcheinander bereinigen zu können.
    In ihr keimte ein Funken Hoffnung, dass Will noch lebte und es ihr gelingen würde, zu ihm zu kommen. Andererseits: Obwohl man ihn nicht wie seinen Bruder niedergeschossen hatte, ließen die Explosionen es unwahrscheinlich erscheinen, dass er überlebt hatte. Doch selbst wenn er lebte und sie es zu ihm schaffte, was konnte sie dann tun? Diese Gedanken schossen ihr durch den Kopf, verursachten ihr fast noch mehr Schmerzen als ihre Verletzungen, spornten sie aber auch an.
    Nur mithilfe ihrer Arme schleppte sie sich zu der Stelle, an der Will gestanden hatte. Die Bewegungen fielen ihr nun zunehmend schwerer; es schien, als müsse sie sich mühsam einen Weg durch dicken Sirup bahnen. Doch sie gab nicht auf. Sie hatte bereits mehrere Hundert Meter zurückgelegt, als sie erneut ohnmächtig wurde.
    Als sie wieder zu sich kam, wusste sie nicht, wie lange sie dort bewusstlos gelegen hatte. Von Drake war keine Spur zu sehen, doch sie hörte Stimmen in der Nähe. Benommen hob sie den Kopf und erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Rebecca-Zwillinge. Die beiden Mädchen erteilten einem Trupp Grenzer am äußersten Rand des Trichters Befehle.
    In diesem Moment wusste Sarah, dass es zu spät war, um Will zu retten. Gab es denn wirklich nichts mehr, was sie hätte tun können, trotz ihrer Schwäche? Konnte sie sich nicht irgendwie an den Styx rächen und sie für Tarn, ihre Mutter und ihre Söhne bezahlen lassen?
    Alleinherrschaft !
    Richtig! Vielleicht gab es ja doch etwas, das sie tun konnte. Sie hätte wetten können, dass eine oder beide der Rebecca-Schwestern die Ampullen noch immer bei sich trugen. Und sie wusste, welche entscheidende Rolle das Virus für ihren Plan spielte.
    Genau! Das war’s!
    In diesem Moment erkannte Sarah, was sie zu tun hatte. Wenn sie zumindest das Vorhaben der Styx vereiteln und vielleicht noch ein paar Übergrundlern das Leben retten konnte, dann würde dies ein wenig zu ihrer Vergebung beitragen. Sie hatte an ihrem eigenen Sohn gezweifelt … hatte so viele Fehler begangen. Es war Zeit, nun einmal etwas richtig zu machen.
    Sie stützte sich gegen die Reste eines zerschmetterten Menhirs und richtete sich mühsam auf. Ihr unregelmäßiger Puls pochte in ihrem Schädel wie eine wütende Kesselpauke. Um sie herum schien sich alles zu drehen, während sie sich im tiefschwarzen Schatten gegen den Fels lehnte. Doch eine andere Form der Dunkelheit drohte, sie mehr und mehr einzuhüllen, eine Dunkelheit, auf die Licht keinen Einfluss haben würde.
    Die Zwillinge standen am Rand eines großen Bodenkraters, wo zuvor der Torpfeiler gestanden hatte, falls Sarah sich nicht völlig irrte. Beide Mädchen deuteten auf den Trichter und schauten in den Abgrund hinab.
    Mit übermenschlicher Anstrengung holte Sarah das letzte Quäntchen Energie aus ihrem geschundenen Körper: Sie stürzte mit ausgestreckten Armen auf die Zwillinge zu, wobei sie die verbleibende Entfernung so schnell zurücklegte, wie es ihr entkräfteter Körper zuließ.
    Als die beiden Rebeccas sich umdrehten, sah Sarah den gleichen überraschten Ausdruck in ihren Gesichtern und hörte auch den gleichen Schrei, während sie beide Styx-Mädchen mit sich über den Rand des Abgrunds riss. Viel hatte es nicht bedurft, die Zwillinge mitzureißen, doch Sarah hatte es die letzten Kraftreserven gekostet.
    In den letzten Sekunden ihres Lebens breitete sich ein Lächeln auf Sarahs Gesicht aus.

53
    Im Humphrey House saß Mrs Burrows allein im Tagesraum. Es war schon weit nach Mitternacht, und da ihre Augen sich von dem mysteriösen Virus erholt hatten, konnte sie wieder mühelos fernsehen. Doch auf dem Bildschirm flackerte keine ihrer geliebten Seifenopern, sondern ein grobkörniges Schwarz-Weiß-Bild. Wie schon viele Male zuvor hielt sie auch nun das Band erneut an, spulte es zurück und ließ es dann wieder laufen.
    Die Videoaufnahme zeigte, wie die Tür zum Eingangsbereich aufflog und eine Gestalt hereingestürmt kam. Bevor die Gestalt wieder außer Sichtweite geriet, war ihr Gesicht kurz zu sehen: Die Person schaute auf und dann hastig wieder nach unten, als wäre sie sich bewusst, dass sie von der Überwachungskamera erfasst wurde.
    Mit einem entschlossenen Druck
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