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Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Titel: Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)
Autoren: Ludwig Plärrer
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gleich, diese Rapper. Analfixierte Mamasöhnchen.
    »Is wohl wahr«, sagt er schließlich. »Vielleicht wollte er nur mal die Aussicht vom Blasius genießen?« Er lacht. Glaubt der selber also nicht.
    »Hm, Eifersucht?«, rate ich ins Blaue hinein. »Hatte Toby ne Freundin?« Joey schaut mich an, als hätte ich ihm gerade ein unsittliches Angebot gemacht. »Freundin? Okay, wenn du seine rechte Hand eine Freundin nennen willst, dann passts schon.«
    So komme ich hier nicht weiter.
    »Es wird ja behauptet... also ich hab halt gehört, dass es vielleicht ein Racheakt von Rappern gewesen sein könnte?«
    Das hätte ich jetzt vielleicht nicht sagen sollen. Joey macht sofort einen Schritt nach vorne, wenn ich meinen knallpinken Schal anhätte, würde er ihn zuziehen.
    »Wer sagt das? Du? Bist ja so was wie ne Bullin, ne? Pass auf, dass dir nix passiert. Kaufbeuren kann ein heißes Pflaster für vorwitzige kleine Mädchen sein.«
    Dann dreht er sich um und geht. Und ich überlege, ob das eine Drohung gewesen sein soll. Mein Nabelpiercing beginnt schon wieder zu jucken.

Falscher Alarm

    Peter Paul Altmann rang mit dem, was andere Leute ein Gewissen nennen, er selbst jedoch eher als ein lästiges Accessoire seiner Unmoral empfand. Sollte er seiner Chefin von den 5000 Euro erzählen, die ihm Manuel Schneider für den Fall versprochen hatte, dass es dem Detektiv gelingen würde, Leim als Mörder zu überführen? Immerhin hatte der Anwalt 500 Euro bereits angezahlt. Aber was hieß hier »Chefin«? Liana Kecks war eine unreife Göre mit auffälligem Nabelpiercing, das sie bei jeder Gelegenheit herzeigte, ein launisches dünnes Ding in komischen Kapuzenpullis, die sie notorisch selbst nähte. Außerdem war Altmann nur freier Mitarbeiter, die Kecks hatte es ihm ja selbst unter die Nase gerieben.
    Er lag grübelnd in seinem Bett, satt und zufrieden. In seinem Magen hatte das opulente Frühstück einem noch weit opulenteren Abendmahl im Essbar in der Kaiser-Max-Straße weichen müssen, Filetspitzen vom handgestreichelten Allgäuer Rind an Kaufbeurer Kartoffelgratin, dazu mundgeblasene Glasnudeln Shanghai-Art im eigenen Saft, das Ganze in einem Nest aus Füssener Edelspinat und Augsburger Brokkoli. Hatte etwas seltsam geschmeckt, war aber teuer gewesen, also gut.
    Wenigstens wusste Altmann nun, warum der Rapper Toby hatte sterben müssen. Ein Ablenkungsmanöver, nichts sonst. Leim befürchtete, die Polizei könne einen Zusammenhang zwischen dem Sturztod der beiden Frauen herstellen und inszenierte einen dritten Turmfall, der garantiert nichts damit zu tun hatte. Jeder Kriminalbeamte ging nun, wenn er überhaupt Verdacht hegte, von einem Serienkiller aus. Der arme Toby als Zufallsopfer gewissermaßen. Clever, nickte Altmann, für einen reimenden Krimiautor aber nicht clever genug. Dann schlief er ein.
    Mitten in der Nacht schreckte Altmann aus dem Schlaf. Der Lärm diverser Sirenen und Martinshörner rauschte an seinem Schlafzimmer vorbei, nervöses blaues Licht blitzte durch die Dunkelheit und huschte über die Schlafzimmerdecke. Altmann stand auf, zog sich an und ging auf die Straße. Er war höchst beunruhigt. Hatte Leim etwa ein weiteres Opfer zum Zwecke der Verschleierung von einem Turm geworfen? Wenn ja, von welchem? Hexenturm, Gerberturm, Pulverturm oder Münzturm? Am Ende gar vom Fünfmeterturm im Jordan Badepark? An Türmen jedenfalls mangelte es nicht in Kaufbeuren.
    Die Fahrzeuge waren verschwunden, ihr Radau entfernte sich nach Nordwesten Richtung Irsee, Altmann schwante Schlimmes. Falscher Alarm in Sachen Turmtod, dachte er und ging zurück ins Haus. Dort im Treppenhaus stand Herr Weinlein, sein Nachbar, großkarierter Schlafanzug und dito Filzlatschen. Bloß nicht auf ein Gespräch einlassen, sonst stünde man morgen noch hier. Zu spät.
    »Ah, der Herr Dichter! Wollten's auch wissen, warum hier der Teufel los is? Na, ich kann's Ihnen sagen! Is fei schon gut, wenn man einen Vetter in Irsee hat!«
    Also doch Irsee! Altmann verdrehte die Augen. Hatte sich etwa die Schnappschildkröte, wahrscheinlich ein Ungeheuer gigantischen Ausmaßes, auf den Weg nach Kaufbeuren gemacht, um sämtliche Achillessehnen der Stadt durchzubeißen?
    »Nein!«, lachte Weinlein schallend, »Passens auf, Herr Nachbar. So ein paar rotzerte Hundsbuam wollten heut auf'd Nacht im Weiher dort baden. A Mutprobe halt. Und stellen's Ihnen mal vor, kommt da so ein Riesendrum von Nilkrokodil aufgetaucht und packts einen von den Saubuam, den freckerten und
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