Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Titel: Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)
Autoren: Ludwig Plärrer
Vom Netzwerk:
halt versucht, bei mir einzubrechen.
    Fünf Minuten später ist es wieder ruhig. Puh, doch alles nur akustische Täuschung? Bin ich einfach zu nervös? Und was sind das für Schritte auf der Treppe? Egal, ich bin keine Pussy, ich stehe auf. Möglichst lautlos, zuerst in die Küche, ein Messer aus dem Schrank geholt. Dann zur Tür. Ohr dran und horchen. Nichts. Jetzt den Schlüssel ganz langsam umdrehen. Es macht leise »klack« und das blöde Ding springt auf. Ich trete schnell einen Schritt zurück, den Türknopf in der Hand.
    Nichts, nur Dunkelheit. Puh, Glück gehabt. Aber da liegt etwas auf der Fußmatte, eine Plastiktüte. Bombe? Komm, Liana, dreh jetzt nicht durch! Wer legt einem siebzehnjährigen Mädchen eine Bombe vor die Wohnungstür! Vorsichtig gehe ich in die Knie und schaue nach, was in der Tüte ist.
    Als ich schreie, fällt Oma Noserke aus der Wohnung unter mir wahrscheinlich hochkant aus dem Bett. Sorry, aber das musste jetzt sein. In der Tüte habe ich etwas Weiches gefühlt, angenehm eigentlich. Ich ziehe es heraus, mache Licht im Flur.
    Es ist eine tote Katze. Nicht die vom Eiscafé, nein, aber das spielt keine Rolle.
    Das hast du nicht umsonst gemacht, Joey!

Ein neuer Verdächtiger

    Zur Bäckerei Leim gehörte ein kleines gemütliches Café, in dem man zu Mittag einen gepflegten Kaufbeurer Kopfsalat mit Edelfischen essen konnte, letztere nicht aus der Wertach, das hoffte Altmann wenigstens. Von seinem Platz aus hatte er einen guten Blick auf den Laden, wo die Verkäuferinnen freundlich hinter der Theke arbeiteten und einmal sogar Leim selbst seinen kantigen Dickschädel aus der Durchreiche gestreckt hatte.
    Was wollte Altmann hier eigentlich? Nun, auffallen. Heute Morgen hatte er bereits Punkt acht im Frühstücksraum des Hotels am Turm gesessen und sich von Corinna noch üppiger als gestern mit all den Leckereien versorgen lassen, die einen guten Start in den Tag erst möglich machten. Apropos üppig... Corinna gefiel ihm immer besser. Eine kompakte Frau, wie der Kenner so sagt, man durfte sich gar nicht vorstellen, was mit ihr alles möglich sein würde. Und weil man das nicht durfte, stellte es sich Altmann umso lebhafter vor.
    Dann kam, Viertel nach acht, Leim. Er pflegte hier kurz vor Eröffnung des Raums die frischen Backwaren abzuliefern, einen Plausch mit dem Hotelbesitzer zu halten und dann in aller Ruhe zu frühstücken. Warum er das nicht in seinem eigenen Café tat, blieb sein Geheimnis. Den Gast Altmann würdigte er mit einem schrägen Seitenblick, er schien ihn nicht zu kennen. Machte nichts. Je öfter er ihn sah, desto beunruhigter sollte er werden. Deshalb hockte Altmann nun auch hier im Café der Bäckerei.
    Er hatte gerade das letzte Stück Räucherlachs in den Mund geschoben, als eine ganz besondere Kundin den Verkaufsraum betrat. Oha, dachte Altmann und verschluckte sich beinahe. Es war der Drache aus Schneiders Vorzimmer, die dauergewellte, nicht mehr ganz fangfrische Sekretärin und sie war nicht hier, um Brötchen für ihre Mittagspause zu kaufen. Aufgeregt sprach sie auf eine der Verkäuferinnen ein, die nur mit den Schultern zuckte, sich dann umdrehte und etwas in die Durchreiche hinein rief. Keine zwei Sekunden später erschien abermals der graumelierte Charakterkopf Leims, er sah die Sekretärin böse an, winkte sie dann aber zu sich. Die Frau verschwand durch eine Seitentür in der Backstube. Altmann winkte der Bedienung, zahlte und verließ das Café.
    Manchmal musste man spontan sein und seinem Näschen vertrauen. Altmann wartete, bis die Frau die Bäckerei verließ und heftete sich an ihre Fersen. Sie durchquerte die Stadt Richtung Klostergarten und begann tatsächlich die Treppen hinauf zum Observatorium zu ersteigen. Was immer sie hier wollte, die prächtigen Blumen und Kräuter interessierten sie nicht. Sie lief achtlos daran vorbei, Altmann, bei Gott nicht mehr der Jüngste, hechelte mit genügendem Abstand hinter ihr her.
    Endlich war sie oben angekommen und setzte sich auf eine Mauer, wohl um die Aussicht auf die Altstadt zu genießen. Nun geschah, was geschehen musste und was der Detektiv in seiner Spontaneität nicht bedacht hatte: Er wurde entdeckt. Als er selbst das Observatorium erreicht hatte (einen Glaskasten, in dem ein ziemlich mickriges Fernrohr stand, nebenbei, damit konnte man keine fremden Planeten entdecken), schaute ihn die Sekretärin mit ihrem Drachenblick an.
    »Warum verfolgen Sie mich? Das nennt man Stalking, ich werde die Polizei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher