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Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Titel: Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)
Autoren: Ludwig Plärrer
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bekochen und die Wäsche machen lässt. Bah, ich hasse diese unselbstständigen Jungs, aber so was von!
    Mal ein bisschen hier umschauen. Da vorne auf der Mauer sitzt ein Jungchen, dem sieht man das verschrumpelte Rapperhirn auf zwei Kilometer an. Bohrt in der Nase und scannt mich ab wie die Schweinehälften beim Metzger.
    »Joey gesehen?«
    »Wer will das wissen?« Mach mal nicht auf cool, Alter! Liana ist grad nicht in Stimmung für unreife Pickelvisagen.
    »Also?«, frage ich gereizt zurück.
    »Hast ja ne geile Kutte an«, lästert er und zeigt auf Frankenstein. »Wo hast eigentlich deine Titten versteckt, Schnecke? Soll ich mal suchen?«
    Er streckt tatsächlich eine Pfote aus. Ich packe seine Griffel und drücke sie mit Schwung hoch. »Aua«, schreit er und kippt fast von der Mauer.
    »Mach die Kauleisten auseinander, Spast, oder du kannst dir in Zukunft nur noch mit Fingerprothesen den Arsch abwischen.«
    Ich beschränke mich auf seinen kleinen Finger und drücke ihn langsam Richtung Handrücken. Hey, wie der Typ jammern kann!
    »Hör auf, du Schnalle! Du bist wohl komplett untervögelt oder was! Und keine Ahnung, wo dieser Joey steckt! Ich kenn überhaupt keinen Joey!«
    Er reißt sich los und zieht Leine. Aus sicherer Entfernung zeigt er mir den Stinkefinger, ruft irgendwas, das wie das schlimme Wort mit F klingt und verduftet um die Ecke. Pussy!
    Ich drück mich noch eine Weile in der Gegend rum, aber nichts passiert. Für ne Probe ist es jetzt eh noch zu früh, grad Mittag vorbei. Also zurück ins Büro, obwohl ich keine Ahnung hab, was ich dort soll. Auf Klienten warten?
    Als ich mich in Bewegung setze und gerade losfahren will, sehe ich sie. Sie kommen mir entgegen, drei große Jungs auf Waveboards, sieht ziemlich cool aus. Ganz in schwarz gekleidet, okay, aber auch schwarze Skimützen mit Löchern drin bis zum Hals runtergezogen, als wären sie gerade zu nem Bankraub unterwegs. Hm. Das gibt mir irgendwie zu denken.
    Ich tue so, als würde ich sie nicht beachten. Sie fahren nebeneinander und versperren mir der Weg, einer hebt jetzt die Arme, als wolle er mich begrüßen. Aber er hält was in den Händen, ich kann nur nicht erkennen, was. Keine Sekunde später saust etwas zischend an meinem Kopf vorbei. Hat sich wie ein Stein angehört, war auch einer. Und der Typ auf dem Brett hat logischerweise eine Steinschleuder in der Hand.
    Rasch anhalten, wenden und dann Gummi geben. Gegen mein Bike haben diese Kaufbeurer Möchtegern-Ninjas keine Chance, das gibt keine Schnitte für euch, Jungs. Was auch theoretisch richtig ist. Also zurück, immer mal umgucken, Mann, sind die gut! Und vor allem: verdammt schnell. Sie bleiben mir auf der Spur, aber auch nur, weil sie rücksichtslos fahren und ich natürlich die Straßenverkehrsordnung achte! Jetzt hebt der eine schon wieder die Arme.
    Der Stein trifft mein Bike, nicht schlecht gezielt, aber nix passiert. Umschauen. Ha! Den Pissern geht die Luft aus!
    Hm. Ich hab sie abgehängt. Wie gesagt: Theoretisch. Praktisch kommen mir jetzt zwei entgegen! Boah, muss das sein? Zwei flotte Jungs, auch in schwarz, auch vermummt, ziemlich elegant auf ihren Brettern. Ich bin einen Augenblick perplex, schalte in den höchsten Gang und richte mich gleichzeitig auf, um noch kräftiger in die Pedale treten zu können – und zack fliegt die Kette mit einem hässlichen Geräusch von den Zahnrädern.
    Die beiden Ninjas von vorn kommen näher. Umdrehen: die drei von hinten auch wieder. Irgendwelche Leute in der Nähe, die mir helfen könnten? Eher nicht. Die ziehen alle die Schwänze ein, wenn sie Gefahr riechen, kennt man doch.
    Da passiert es. Eine der beiden von vorn fährt über einen Kieselstein oder sonst was, sein Board kippt um und befördert den Fahrer voll aufs Pflaster. Haha! Der andere sieht sich um – und zieht Leine! Hey, was ist da los?
    Ein Bulle auf einem Fahrrad! Er kommt näher, der gestürzte Ninja springt auf, greift sein Brett und humpelt davon. Die drei hinter mir kriegen das mit, machen kehrt und hauen ebenfalls ab. Puh, das war knapp. Die kontrollieren mal wieder die Radfahrer, diese Stinker, äh, nein, sorry, diese lieben, verantwortungsvollen Polizisten! Ich könnte sie grad knutschen. Quatsch, so weit geht die Liebe nun doch nicht.

Ein angesehener Bürger

    Vom Turm herab fällt Glockenton,
    Elf in der Nacht, so spät ist's schon.
    Ein Schatten schleicht sich leis heran,
    Es ist, man sieht es, wohl ein Mann.
    Dort oben unter Turmes Spitzen
    Tut schon sein
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