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Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Titel: Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)
Autoren: Ludwig Plärrer
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nicht schlecht, als er seine Chefin, die sehr schlaksige Liana Kecks dem Altar zustreben sah, an ihrer Seite ein jüngerer, für Kaufbeurer Verhältnisse nicht einmal schlecht aussehender junger Mann, den das Chorvolk mit Nicken und »Da ist er ja!« - Ausrufen begrüßte. Das war jetzt mal eine Überraschung.
    Der junge Mann erinnerte ihn entfernt an jemanden, doch Altmann kam nicht drauf an wen. Es schien der Chorleiter zu sein, denn sofort stellten sich die Sängerinnen und Sänger in Formation, Georg Leim in die zweite Reihe, alle hatten jetzt Notenblätter in der Hand und warteten auf die Anweisungen des Dirigenten.
    Liana Kecks war von diesem beinahe zärtlich in eine Bank geschoben worden, wo sie jetzt, als sei sie Stammgast bei solchen Veranstaltungen, still und brav saß. Altmann grinste. Dass er das noch erleben durfte. Dieses Chaosgirl beim Kirchenchor! Natürlich trug sie wieder ihren unmöglichen lila Kapuzenpulli, war wohl gerade der letzte Modeschrei im Ostallgäu. Und ihre Haare hätte sie auch mal wieder waschen können. Gott sei Dank sah man ihr Piercing nicht. Sonst zeigte sie es ja stolz jedem, der nicht schnell genug die Augen wegdrehen konnte, als sei es eine Jagdtrophäe.
    Der junge Mann sagte etwas, das Altmann wegen der heiklen Akustik nicht verstand, dann hob er seine rechte Hand, es wurde still. Leider nur für eine Sekunde, dann begannen die Sängerinnen und Sänger das zu tun, was ihr Name bereits androhte: Sie sangen. Nicht einmal schlecht, wie Altmann zugeben musste. Allerdings besaß er dieses Mal im Gegensatz zu seinen Zwangskonzerten mit der Ex den entscheidenden Vorteil, die Kirche jederzeit verlassen zu können.
    Er beobachtete Leim, der sehr vertieft in sein Notenblatt schaute, dann einmal hoch in den Raum. Schon wollte Altmann hinter der Säule hervortreten, um den Bäcker zu erschrecken, doch etwas hielt ihn zurück. Kein Zweifel, Leim war nervös, auf seiner Stirn stand Schweiß. Er blickte zurück in seine Noten, hob dazwischen aber immer wieder den Kopf und starrte nach vorne, genau dorthin, wo Liana Kecks noch immer brav in ihrer Bank saß und so tat, als gefiele ihr das alles.
    Was suchte die überhaupt hier? In welchem Verhältnis stand sie zu dem Dirigenten? Was Letzteres anbelangte, gab sich Altmann keinerlei Illusionen hin. Ein netter junger Mann, eine einigermaßen attraktive junge Frau, so etwas endete immer als Tragödie im üblichen Theater, einem unter dem Gewicht zweier beweglicher Leiber ächzenden Bett. Gut, er gönnte es ihr. Vielleicht machte das seine Chefin ein wenig ausgeglichener, man hörte ja so einiges über die harmonisierenden Möglichkeiten des Eros.
    Nach einer Viertelstunde schon gab es eine Pause. Die Sängerschar vertrat sich die Beine, nur Leim blieb wie angewurzelt an seinem Platz und schaute noch immer zu Liana Kecks hin, die sich ihrerseits sehr intensiv mit dem Dirigenten austauschte, der zu ihr hingetreten war und seinen Kopf sehr nahe an den der Detektivin gebracht hatte. Altmann trat hinter der Säule hervor, es war ihm ein Bedürfnis, den offensichtlich ein wenig verwirrten Leim vollends zu erschrecken.
    Der jedoch hatte kein Auge für ihn. Stattdessen richtete sich der Dirigent auf und warf einen Blick zum Reliquienaltar, wo er den heimlichen Lauscher entdeckte. Es war nur ein kurzer Blick. Irgendwoher kannte Altmann dieses Gesicht. Nun ja, es würde ihm schon noch einfallen.

Böse Überraschung I

    Oh Mann, ist der gut erzogen! Jeder andere an seiner Stelle hätte mich jetzt nach allen Regeln der Kunst bettfertig gemacht; mir was Süßes ins Ohr gesäuselt, seine Hand auf Wanderschaft geschickt oder mir schon mal seine Präservativsammlung gezeigt. Und was macht er? Er bringt mich mit seinem Panda nach Hause, gibt mir einen langen Kuss – und verabschiedet sich. Ich glaube, der ist in mich verknallt, so ganz romantisch. Süß!
    Und ich? Keine Ahnung. Einfach zu viel passiert heute. Die Sache mit Joey und seinen Ninjas, dann Gero und das Abhängen in der Kirche. Okay, rein soundtechnisch nicht mein Ding, das Ganze. Zu wenig Drums & Bass, aber immer noch besser als dieser Assi-Rap.
    Apropos: Joey. Gleich halb neun, er hängt sicher wieder in diesem Ganghofer-Haus ab. Und ich bin wie aufgekratzt, was wohl jeder verstehen kann. Außerdem fange ich nicht gerne was an und höre dann mittendrin auf, da kann man alle meine Ex-Lover fragen. Joey, du bist fällig!
    Die Bude ist gerammelt voll, Ökofuzzis und Existentialisten ganz in Black,
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