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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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Gürtel gehalten wurde. Um seinen schlanken Bauch schmiegte sich ein schwarzes T-Shirt, auf dem mir eine zähnefletschende Vampirfrau entgegenblickte. Darüber trug er einen offenen, knielangen und körperbetonten dunklen Mantel.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass mir der Mund offen stand. Während ich ihn schloss, sah ich zurück in sein Gesicht und fand Elyas‘ Augen mit einem unsagbaren Glanz darin auf mein T-Shirt gerichtet. Er senkte den Kopf ein wenig, blickte mich von unten herab an und schob einen Mundwinkel nach oben, formte dieses einseitige Lächeln, das mich jede Nacht vom Schlafen abhielt. Als sein Grinsen breiter wurde, blitzte mir ein spitzer weißer Eckzahn entgegen und bestätigte meine schlimmsten Vermutungen.
    Ein Vampir. Elyas hatte sich als Vampir verkleidet.
    Die gedruckten Worte auf meinem T-Shirt brannten sich in meine Haut und ich spürte, wie die Wärme von dort immer höher in meine Wangen stieg.
    Elyas sah mir in die Augen, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, seine Gedanken lesen zu können. Die Menschenmenge um uns herum rückte mit jeder Sekunde mehr in den Hintergrund und die Geräusche verstummten, bis Elyas und ich die scheinbar einzigen Gäste auf der Party waren.
    In diesem Moment manifestierte sich die Gewissheit in mir, dass Elyas heute Abend nichts auslassen würde, um der Aufforderung auf meinem T-Shirt nachzukommen. Und mindestens genauso sehr wurde mir klar, dass ich mich irgendwann nicht mehr dagegen wehren würde.
    Ich zählte nur noch die Sekunden, bis er sich vom Türrahmen abstoßen und auf mich zulaufen würde. Doch stattdessen blieb er stehen. Regte sich nicht.
    Er wandte die Augen von mir ab und sah zu Boden. Für einen langen Moment. Dann hob er die Hand, winkte mir zu, und noch ehe ich die Stirn runzeln konnte, drehte er sich um und verschwand in der Menge.
    Wie mit dem Fußboden verwachsen starrte ich ihm nach. Was tat er? Warum ging er? Es fühlte sich an, als hätte mir irgendjemand ein riesengroßes Brett vor den Kopf geschlagen. So langsam verstand ich überhaupt nichts mehr.
    »Emely?«, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir sagen.
    Ich blinzelte und drehte mich um. Alex stand vor mir. In einem weißen Kleidchen, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel ging, und einem Paar Flügeln aus flauschigen Federn auf dem Rücken. Über ihrem Kopf thronte ein Heiligenschein, der bei jeder ihrer Bewegungen hin und her wippte.
    »Ich dachte, du musst arbeiten?«, fragte sie. Die Antwort schien sie nicht sonderlich zu interessieren, denn ohne sie abzuwarten, fiel sie mir um den Hals und drückte mich.
    »Wie schön, dass du‘s doch noch geschafft hast!«
    Ich nickte, als auch schon Sebastian hinter ihrem Rücken auftauchte. »Hallo«, sagte er, bevor er mit dem Blick an meinem T-Shirt hängen blieb und ein Grinsen sein Gesicht erhellte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Nichts, nichts«, sagte Sebastian. »Warte einfach, bis du Elyas gesehen hast.«
    »Habe ich schon.«
    »Ihr habt euch schon gesehen?«, fragte er. »Aber wo sind dann die Bissspuren?«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Nirgends«, sagte ich. »Elyas hat wohl aufgegeben.«
    Sebastian sah mich ungläubig an. »Bitte? Elyas soll aufgegeben haben?« Er lachte. »Niemals.«
    »Es sieht aber alles danach aus. Er meldet sich nicht mehr und jetzt … jetzt geht er mir sogar aus dem Weg.«
    Sebastian legte den Kopf schräg. »Reden wir hier wirklich von derselben Person?«
    Ich nickte.
    »Er geht dir aus dem Weg?«, fragte er. »Ich wüsste nicht, warum er das tun sollte. Letzte Woche habe ich ihn zwar kaum gesehen, aber nach dem Campen war noch alles beim Alten.« Er zuckte mit den Schultern. »Was auch immer ihn geritten hat, Emely, freu dich nicht zu früh. Elyas gibt mit Sicherheit nicht einfach auf.«
    »Glaube ich auch nicht. Dafür macht es ihm doch viel zu viel Spaß, dich zu ärgern«, sagte Alex. »Aber wenn du Elyas schon gesehen hast, was sagst du zu seinem Kostüm?« Sie wippte mit den Füßen auf und ab.
    »Ach, das ist auf deinem Mist gewachsen?«
    »Sebastian, der alte Spielverderber«, sagte sie und warf ihm einen Seitenblick zu, »wollte sich ja nicht verkleiden. Also habe ich mir Elyas vorgeknöpft. Nun sag schon, wie findest du ihn? Der perfekte Vampir, oder? Also ich würde mich beißen lassen.« Sie kicherte.
    Der perfekte Vampir … Besser hätte man es nicht formulieren können. Edward Cullen, die Lusche, konnte einpacken.
    »Wie viel Valium musstest du ihm verpassen, damit er die
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