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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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Sack sind nicht nötig«?
    »Nicht wirklich«, murmelte ich und blickte an ihm vorbei, um nach Elyas Ausschau zu halten.
    »Den Spruch hörst du vermutlich schon den ganzen Abend, oder?« Mit einem Bier in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen lehnte er sich neben mich an die Wand.
    Ich seufzte. Wieso immer die Falschen?
    »Nein, Glückwunsch, du bist der Erste«, antwortete ich und versuchte es nicht halb so unfreundlich klingen zu lassen, wie ich es eigentlich meinte. Es war schließlich nicht seine Schuld, dass meine Laune im Keller war.
    »Wirklich nicht?«, fragte er. »Kaum zu glauben. Wahrscheinlich sind die anderen einfach nur zu feige, dich darauf anzusprechen.«
    Oh , ich hatte es hier also mit Mr. Mutig zu tun.
    Ich unterdrückte ein Gähnen und wollte gerade zu einem genervten » Bestimmt « ansetzen, als Elyas im Flur auftauchte und direkt auf mich zusteuerte. Wobei … Eigentlich machte es eher den Eindruck, als würde er an mir vorbeilaufen wollen.
    Die Luft anhaltend, sah ich vorsichtig zu ihm auf. Zu meiner Überraschung erwiderte er den Blick. Türkisgrüne Augen …
    Bitte halt an! Bitte halt an!
    Doch er dachte gar nicht daran. Er löste den Blick von mir, ließ ihn kurz über meinen minderjährigen neuen Freund schweifen, und war im nächsten Atemzug auch schon an uns vorbei.
    Wie benommen von seiner plötzlichen Erscheinung und der Tatsache, dass er mich schon wieder hatte stehen lassen, sah ich ihm einige Sekunden nach. Dann stürzte ich den letzten Schluck der Wodka-Kirsch Mischung hinunter, zerdrückte den Becher in meiner Faust und dachte mir: Jetzt oder nie!
    »Sorry, war nett mit dir, aber ich muss jetzt!«, sagte ich zu dem Typen, drehte mich ohne ein weiteres Wort um und nahm zum wiederholten Male die Verfolgung auf.
    Elyas nicht aus den Augen zu verlieren, erforderte ein gewisses Maß an Tempo, was in meinem angeheiterten Zustand wiederum ein hohes Maß an Konzentration erforderte. Das erwies sich als sehr anstrengend, doch es zahlte sich aus. Ohne befürchtete Katastrophen gelang es mir, den Abstand zwischen uns immer mehr zu verringern. Ich biss die Zähne zusammen. Dieses Mal würde ich ihn ansprechen. Komme, was da wolle! Für heute Abend hatte ich mich definitiv genug blamiert. Was redete ich, für heute Abend ? Wohl eher für den Rest meines Lebens.
    Wie nannte man eigentlich solche Menschen wie mich? Stalker? Ja, ich vermutete, das traf es ganz gut. Mann, Elyas und ich waren uns doch ähnlicher, als ich es mir lange Zeit hatte eingestehen wollen. Wir könnten quasi schon unsere eigene Terrororganisation gründen.
    › Elyas ‹, ich würde jetzt einfach › Elyas ‹ rufen, forderte ich mich auf, dann würde er stehen bleiben und wir könnten reden. Genau.
    Die Theorie funktionierte soweit ganz gut. Nur bei der Umsetzung haperte es noch.
    Schluss jetzt, dachte ich mir und atmete entschlossen durch. Als ich die Lippen öffnete, um endlich seinen Namen zu rufen, bog Elyas in einen Raum und schloss die Tür hinter sich. Mit dem E von seinem Namen noch auf der Zunge, klappte mir der Mund wieder zu. Ich ging die letzten paar Schritte weiter, bis ich vor der Schwelle zum Stehen kam. Ein Schild brannte sich mir dort in die Augen. Gäste WC , stand da.
    Ich spürte, wie mir alle Gesichtszüge entglitten.
    Ich war Elyas auf dem Weg zum Klo gefolgt. Ich. War. Elyas. Auf. Dem. Weg. Zum. Klo. Gefolgt.
    Gott, ich war kein Stalker, ich war ein verdammter Psychopath!
    Einem Wirbelsturm ernsthaft Konkurrenz machend, steuerte ich zurück ins Wohnzimmer und betete, nein flehte , dass Elyas mich nicht gesehen hatte.
    Frustriert bis auf die Knochen blieb ich dort, bis sich irgendwann Alex zu mir gesellte. Ihrem vor Jammern nur so strotzenden Monolog über ein Paar Schuhe, für das sie seit mehreren Wochen vergeblich jedes Schuhgeschäft in Berlin abklapperte, folgte ich nur halbherzig.
    »Weißt du, bei jeden anderen Schuhen würde ich sagen: Egal, dann soll es eben nicht sein. Aber nicht bei diesen. Sie sind so schön, Emely, weißt du, wie schön sie sind?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie sind schwarz und hellrosa, und hinten, an der Ferse, haben sie so ein Schleifchen. Das süßeste Schleifchen, das du je gesehen hast. Und vorne, an der Spitze, da …«
    Weiter hörte ich nicht zu. Elyas betrat den Raum. In ein paar Metern Entfernung ging er an uns vorbei und stellte sich auf die gegenüberliegende Seite neben die Stereoanlage. Den Rücken an die Wand gelehnt, beobachtete er die
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