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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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freigelegten Rippen und zögerte den Moment, in dem ich nur mit Slip vor ihm liegen würde, qualvoll in die Länge. Dieses Mal ohne hinzusehen, nahm er erneut den Saum meines T-Shirts in Angriff und schob ihn Millimeter für Millimeter weiter hoch. Dass mein Herz bei seinen Berührungen außer Kontrolle geriet, war nichts Neues – aber so laut wie in diesem Moment hatte es noch nie geschlagen. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, ob Elyas, die WG-Nachbarn und der ganze Rest des Wohnblocks es ebenfalls hören konnten. Würde ich jetzt sterben? Sollte das mein Tod sein? Müsste auf meinen Grabstein tatsächlich folgendes Zitat graviert werden: »Elyas schob ihr das T-Shirt nach oben und wollte zusätzlich dabei hinsehen. Böser Fehler, er hätte es wissen müssen.«?
    Ich schluckte. Je länger ich darüber nachdachte, desto ungünstiger fand ich den Zeitpunkt, um den Löffel abzugeben. Elyas hielt in seiner Bewegung inne, verharrte ein paar Sekunden und hob schließlich den Kopf. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an. »Ist das dein Herz oder meins?«, fragte er.
    Verflucht. Er hatte es tatsächlich gehört. Ging es noch peinlicher? Ja, Emely Winters Kopf entschied sich dazu, die Farbe einer Erdbeere anzunehmen. Für einen Moment regte sich keiner von uns beiden, wir konzentrierten uns einzig und allein auf das laute Klopfen. Umso länger ich diesem lauschte, desto unsicherer wurde ich mir über dessen Herkunft. Es klang nicht danach, als würde es aus Elyas‘ oder meiner Brust herrühren, es kam aus einer anderen Richtung. Fast gleichzeitig drehten Elyas und ich den Kopf gen Zimmertür. Nur einen Wimpernschlag später ertönte eine schrille Stimme.
    »Emely, verdammte Scheiße! Wach endlich auf! Ich habe meinen Schlüssel vergessen!«
    Eva , hallte es mir durch den Kopf – auch wenn ich im ersten Augenblick nicht wusste, was mir dieser Name sagen sollte. Auf welchem Planeten befanden wir uns überhaupt?
    Mitbewohnerin , war der zweite Hinweis meines Gehirns, was mir zwar nicht die letzte, aber immerhin die erste Frage beantwortete. Nach und nach realisierte ich, was das zu bedeuten hatte, warf den Kopf in den Nacken und verfluchte den Tag, an dem ich mit Eva in diese Wohnung gezogen war.
    Elyas‘ und mein Blick trafen sich wieder und wir waren uns einig: Da wollte etwas ins Zimmer, das wir hier gerade so überhaupt nicht gebrauchen konnten. Wie lange sie wohl gegen eine Stelle klopfen müsste, bis die Tür von selbst nachgeben würde? Wenn Eva weiterhin so energisch dagegen schlug, nicht sehr lange. Und da ich mittlerweile wusste, dass Elyas nicht gerade der Schnellste war … Ich räusperte mich. Aber wie auch immer ich es drehte und wendete, für Eva war jetzt einfach kein Platz. Ich war glücklich und sah kein Stück nicht ein, daran etwas zu ändern.
    »Wir tun einfach so, als wären wir nicht da«, lächelte ich Elyas an, dessen rechter Mundwinkel nach oben zuckte. Offenbar fand er Gefallen an meinem Plan. Gerade, als er sich wieder zu mir hinunter beugte, klopfte es erneut und die eben schon schrille Stimme von Eva war die Tonleiter noch eine Oktave höher geklettert.
    »Herrgott, Emely, bist du taub? Ich habe mir draußen total den Arsch abgefroren! Öffne jetzt die blöde Tür!«
    Elyas kam von dem Vorhaben, mich zu küssen, ab und verzog das Gesicht.
    »Ist erfrieren qualvoll?«, fragte ich.
    Er bewegte den Kopf abwägend hin und her, bevor er schließlich nickte.
    »Verdammt.«
    Ich wollte gerade fragen, wie qualvoll es wäre und hatte die Hoffnung, vielleicht doch noch ein paar Abstriche machen zu können, als auch schon das nächste lautstarke »EMELY!« durch die Wohnung hallte. Ich schnaubte so frustriert, wie man nur frustriert schnauben konnte. Dieses blöde Weib. Warum denn ausgerechnet jetzt? Es war der unpassendste Zeitpunkt aller Zeitpunkte! Selbst ein Erwischen beim Masturbieren wäre günstiger gewesen als das!
    Elyas löste sich von mir und ließ sich mit einem Seufzen auf den Rücken fallen. Super, Eva konnte sich auf die Schulter klopfen. Die Stimmung war erfolgreich ruiniert. Ich zog mein T-Shirt wieder nach unten und setzte mich auf. Als meine Füße den Boden berührten, spürte ich nicht nur, wie weich meine Knie waren – das Steigen aus dem Bett war gleichzeitig wie das Betreten einer anderen Welt. Was war gerade zwischen Elyas und mir passiert? Ich erinnerte mich nur noch daran, dass er mich auf die Unterlippe geküsst hatte, alles was danach geschah, hatte jenseits meines Machtbereichs
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