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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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gelegen. Ich hatte keine Kontrolle darüber gehabt, es war einfach passiert. Jetzt im Nachhinein kam es mir vor wie ein Film. Ein schöner Film.
    Ich lächelte, biss mir auf die Lippe und lief zur Tür.
    »Meine Fresse, endlich! Ich schaue meinen Frostbeulen hier beim Wachsen zu!«, sagte Eva und rannte mich fast um, als sie in die Wohnung stürmte. Als sie Elyas auf dem Bett erblickte, der sich inzwischen aufgerichtet und das T-Shirt übergezogen hatte, hielt sie abrupt inne. Ihre langen Haare glitzerten vor Nässe, offenbar hatte es draußen geschneit.
    »Huch«, machte sie. »Du hast ja Besuch.«
    » Männlichen Besuch«, fügte sie murmelnd hinzu.
    »Hi Eva«, erwiderte Elyas in bester spitzbübischer Scheinheiligkeits-Manier.
    Meine Mitbewohnerin ließ den Blick skeptisch zwischen uns beiden hin und her schweifen. »Habe ich euch bei irgendetwas gestört?«, fragte sie.
    Ich winkte ab. Wie kam sie denn nur auf so etwas Absurdes? Diese schönsten-Moment-Des-Lebens-Zerstörerin!
    »Soll ich vielleicht in zwei Minuten noch mal wiederkommen?«, fragte sie.
    Zwei Minuten? Und was hätten wir bis dahin schaffen sollen? Uns die Socken ausziehen? Ich verdrehte die Augen. »Lass gut sein, Eva.«
    »Wie ihr meint.« Sie zuckte mit den Schultern. »Selbst Schuld. Dann mache ich mich jetzt mal bettfertig.« Kaum aus der Jacke und den High Heels geschlüpft, verschwand sie im Badezimmer. Mit einem Schlag waren Elyas und ich wieder allein. Egal wo ich hinsah, überall in der Wohnung schien in großen Buchstaben das zu stehen, was er und ich gerade auf dem Bett getan hatten. Selbst die aufgekommene Stille hörte nicht auf, es mir immer wieder zuzuflüstern. Ich fühlte mich unbeholfen und wusste nicht, was ich tun sollte. Als ich vorsichtig zu Elyas schielte, fuhr er sich durch die Haare und wirkte nicht im Ansatz so souverän wie sonst. Seine Lippen formten sich zu einem zurückhaltenden Lächeln und brachten das Kribbeln in meinen Bauch zurück. Er streckte die Hand nach mir aus, ich sah sie eine Weile an und ging auf ihn zu. Seine Finger zwischen meine nehmend, kniete ich mich seitlich neben ihn aufs Bett und setzte mich auf die Fersen. Elyas winkelte das Bein an und legte es vor sich, sodass er mir direkt gegenübersaß. Mit dem Daumen streichelte er mir über den Handrücken und mein Körper begann sofort darauf zu reagieren.
    »Tja, so eine Wohngemeinschaft ist schon etwas Tolles«, sagte er ironisch.
    »Ja, zu der Feststellung gelange ich auch immer wieder.« Ich seufzte. »Tut mir leid.«
    Elyas zuckte mit den Schultern und schmunzelte schließlich. »Na ja, so ein bisschen Rumfummeln ist für den Anfang doch eigentlich ganz in Ordnung, oder?«
    Ich starrte ihn an. Hatte er gerade » ein bisschen Rumfummeln« gesagt? Er bezeichnete allen Ernstes das, was wir getan hatten, als » ein bisschen Rumfummeln« ? Je dunkler meine Miene wurde, desto amüsierter sah seine aus. Ich kniff die Augen zusammen.
    »Du kannst gleich vor der Tür ein bisschen selbst an dir rumfummeln !«
    Elyas‘ Lächeln nahm von Sekunde zu Sekunde liebevollere Züge an, sodass sich meine Stirn in Falten legte. Seine Augen wurden ein kleines bisschen feucht und am liebsten hätte ich sofort zurückgenommen, was ich gesagt hatte. Es war doch nur ein Spaß gewesen. Ich dachte, er würde das verstehen.
    »War das jetzt zu böse?«, fragte ich und schmiegte die Stirn an seine Schulter. Er schüttelte den Kopf und atmete tief ein. »Nein, das war genau richtig«, flüsterte er in meine Haare. »Ich hab dich so vermisst, Emely.«
    »Ich dich auch.« Er zog mich in die Arme und wieder tauchte ich ab in diese andere, wunderschöne Welt, in der es nur uns beide gab. Ich fühlte mich geborgen, nirgendwo in diesem Universum wäre ich besser aufgehoben als in seinen Armen.
    Eva war es, die uns das zweite Mal hintereinander unsanft von unserem anderen Planeten holte. Sie kam aus dem Bad, wünschte uns eine gute Nacht und legte sich ins Bett. Noch ein paar Minuten lang raschelte sie mit der Bettdecke, ehe es endlich ruhig in ihrer Ecke wurde.
    »Darf ich bleiben?«, fragte mich Elyas.
    Ich nickte. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, ihn diese Nacht wieder gehen zu lassen. Er bedankte sich mit einem zuckersüßen Lächeln, das mein Herz erreichte. Ohne ein Wort zu sprechen, saßen wir uns gegenüber und blickten uns durch das dämmrige Licht der Nachttischlampe an. Elyas stand die Müdigkeit weiterhin ins Gesicht geschrieben, aber in seinen Augen hatte sich
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