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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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fähig bin. Du bringst mich sogar dazu, mich selbst zu hassen … Und hey, ich fand mich mal verdammt gut.« Ein makaberes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während die Umgebung vor meinen Augen langsam verschwamm.
    »Es ist, als hätte ohne dich alles seine Bedeutung verloren. Nichts ist mehr wichtig, alles erscheint mir sinnlos und grau«, sagte er. »Gestern Nacht wusste ich nicht, ob ich das alles noch einmal durchstehen könnte. Aber heute ist mir klar geworden, dass das keine Rolle spielt. Du bist es wert, Emely. Und falls es noch zehnmal nötig ist – wenn es bedeutet, dass ich dich beim elften Mal endlich in meinen Armen halten kann, würde ich es in Kauf nehmen.« Ein gequälter Ausdruck lag in Elyas‘ Gesicht und ich war mir sicher, denselben Schmerz wie er zu spüren.
    »Emely«, flüsterte er und blickte mir in die Augen. »Ich liebe dich. So sehr, dass diese Worte meinen Gefühlen nicht gerecht werden.« Seine Stimme brach. »Wenn du auch nur annähernd dasselbe für mich empfindest, dann gib mir bitte eine Chance und ich werde dir jeden Tag beweisen, dass es kein Fehler war und du mir vertrauen kannst. Selbst wenn du erst in einem Jahr so weit sein solltest, ich werde warten.«
    Das war endgültig zu viel.
    Alles brach in mir zusammen. Der ganze aussichtslose Kampf, den ich in den letzen zwei Monaten mit mir selbst geführt hatte, kam in mir hoch, überwältigte mich wie eine Flut und schwappte über mir zusammen. Eine heiße Flüssigkeit rann meine Wangen hinunter, während ich langsam den Boden unter den Füßen verlor.
    Das konnte alles nicht wahr sein. Was erzählte er mir da?
    Schluchzend verbarg ich das Gesicht in den Händen und zitterte von Kopf bis Fuß.
    »Emely«, hörte ich seine verzweifelte Stimme flüstern, doch ich war unfähig, auf sie zu reagieren. Viel zu tief steckte ich in meiner Welt, die plötzlich Sinn ergab und doch wieder nicht. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er meine Gefühle beschreiben und sie auf sich beziehen?
    »Soll ich gehen?«
    Ich hörte die Angst in seiner Frage mitschwingen. Aber wie sollte ich wollen, dass er ging? Ich wollte niemals, dass er ging. Den Kopf schüttelnd, versteckte ich das Gesicht noch tiefer in den Händen, suchte nach Hilfe in der Dunkelheit. Suchte nach irgendetwas, das mir sagte, ich würde nicht träumen, nach irgendetwas, das mir half, all das zu begreifen. Der Schmerz, die Liebe zu ihm, die unbändige Sehnsucht – sämtliche Empfindungen spielten sich gleichzeitig in mir ab, alles kochte hoch. Ich hatte keine Chance, dagegen anzukommen, weil ich fast daran erstickte.
    Ich spürte, wie das Bett vor mir nachgab. Ich hatte Elyas nicht einmal aufstehen hören und nun saß er plötzlich vor mir. Den ganzen Abend hatten wir eine Distanz gewahrt – dass diese jetzt gebrochen war, weckte noch ein weiteres Gefühl in mir: Nervosität. Keine Sekunde wagte ich es, zu ihm aufzusehen und ihm mein verheultes Gesicht zu zeigen. Elyas klang so nah, als ich ihn zum nächsten Mal vernahm.
    »Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Wenn du möchtest, dass ich gehe, dann tue ich das.«
    Wieder schüttelte ich den Kopf und fragte mich, wie er überhaupt nur so etwas denken konnte.
    »Emely«, hauchte er verzweifelt, ohne dass seine Stimme auch nur eine Nuance ihrer Schönheit verlor. »Sag mir bitte, was ich tun soll … Oder sag mir, warum du weinst.«
    Ich wollte mit ihm reden, wollte ihm sagen, warum ich weinte, trotzdem bekam ich keinen Ton heraus. Die Matratze gab leicht nach und mit einem Mal hörte er sich noch näher an.
    »Emely, mein Schatz, bitte sprich mit mir.«
    Nur allzu gerne hätte ich seinen Wunsch auf der Stelle erfüllt, doch die Blockade in meinem Hals verhinderte es. Ich spürte seine Hand, die sich auf meine Haare legte, so vorsichtig, dass ich unsicher war, ob ich mir das nicht nur einbildete. Erst als er mir behutsam über den Kopf streichelte, glaubte ich der Berührung. Es schien, als war es keine Monate, sondern Jahre her, seitdem er mich zum letzten Mal angefasst hatte. Sein warmer Atem traf mich und ich bemerkte, wie nah er mit dem Gesicht dem meinen gekommen war. Mein Puls erhöhte sich, als er die Wange an meine Haare lehnte und mir »Bitte, sag mir, warum du weinst« zuflüsterte.
    »Du hast so viel Macht über mich«, schluchzte ich in die Hände, auch wenn ich nicht wusste, wo diese stockenden Worte hergekommen waren. »Du bringst mich dazu, wieder den ganzen Schmerz in Kauf zu nehmen … Und das
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