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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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womöglich alles nur für ein paar wenige Stunden Glück.« Ich schluckte und schnappte nach Luft. »Deinetwegen kann ich der glücklichste Mensch sein. Und deinetwegen gibt es Momente, in denen ich am liebsten tot wäre. Du darfst diese Macht bitte nicht ausnutzen.«
    »Emely, was redest du da?«, fragte er. Er klang hilfesuchend, gleichzeitig irgendwie alarmiert und versuchte die Hände von meinem Gesicht zu lösen. Doch ich hielt dagegen, schluchzte und sprach mit zittriger Stimme weiter. »Ich halte das kein drittes Mal mehr aus, Elyas. Ich überlebe das nicht noch einmal. Das wäre zu viel für mich. Du kannst mir nicht solche Sachen sagen und morgen wieder gehen.«
    »Ich werde doch nicht wieder gehen«, stammelte er. Ich konnte hören, dass er ebenfalls mit den Tränen kämpfte. »Wenn du mich zurücknimmst, dann werde ich nie wieder gehen. Es sei denn, du willst es. Ich wusste nicht, dass ich so eine Macht über dich habe. Es lag nie in meiner Absicht, dir Leid zuzufügen. Weder damals noch heute. Glaubst du mir das?«
    Ich nickte stumm und hatte dabei nicht einmal eine Sekunde gezögert.
    »Was ich gesagt habe«, fuhr er in wankender Tonlage fort, »ist die Wahrheit. Ich liebe dich, Emely. Und es liegt allein bei dir, ob du einem Idioten wie mir verzeihen kannst. Aber denke niemals, ich würde diese Macht ausnutzen oder es mir morgen wieder anders überlegen. Ich weiß, was ich will. Ich hatte fast acht Jahre Zeit, um das herauszufinden.«
    Seine Berührungen wurden weicher, zärtlicher. Ich schmiegte den Kopf in seine Hand und war ebenso gerührt wie sprachlos.
    »Diese Macht hast du genauso über mich«, sprach er leise, schluckte dabei.
    Ich konnte nicht mehr.
    Als gäbe es nur noch diesen einen Ausweg, löste ich die Hände vom Gesicht und warf mich regelrecht an Elyas‘ Hals. Presste das Gesicht in seinen Pullover, schmiegte mich an ihn und spürte, wie er die Umarmung genauso intensiv erwiderte. Noch näher – das war alles, was ich wollte, und Elyas schien es nicht anders zu ergehen. Mit der Hand nahm er mir die Bettdecke von den Knien.
    Ein Bein hatte er angewinkelt, das andere auf dem Boden stehen. Das sah ich nicht, ich spürte es nur, als er meine Taille umfasste und mich rittlings auf seinen Schoß zog. Ich schluchzte immer noch, als ich die Beine fest um seine Mitte schlang und Elyas mich so sehr drückte, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Mit den Armen, die ich um seinen Hals geschlungen hatte, presste ich mich noch fester an ihn.
    Nach all diesen schrecklichen Wochen, in denen ich alles verloren geglaubt hatte, konnte ich ihn endlich wieder spüren. Ich befand mich tatsächlich in den Armen von Elyas. Tief atmete ich seinen Geruch ein, inhalierte ihn mit jeder Zelle meines Körpers. Er lehnte den Kopf gegen meine Haare. Seine Atmung ging genauso stockend wie meine. Alles in mir wurde warm und meine Wangen begannen zu glühen. Ich fühlte mich in seinen Armen so sicher, als gäbe es nichts auf der Welt, was mir darin passieren könnte. So als müsste ich nur dahin flüchten und niemals mehr könnte mir etwas Schlimmes widerfahren.
    So berauscht vor Glück ich in dem einen Moment war, so verärgert war ich plötzlich im nächsten. Wie hatte dieser hirnverbrannte Idiot nur so einen Mist bauen können? Wie hatte er uns das antun können? Warum verletzte er mich immer wieder, wenn er mich doch eigentlich gern hatte? Ich konnte es nicht begreifen. Eine verzweifelte Wut stieg in mir auf, die ein Ventil nach draußen suchte. Ich presste die Stirn gegen seinen Hals, legte ihm meine zittrigen, geballten Fäuste auf die Brust und versuchte ihn von mir zu stoßen.
    »Du Blödmann!«, schluchzte ich.
    Anstatt sich wegschubsen zu lassen, zog er mich noch näher an sich heran.
    »Viel zu harmlos«, sagte er.
    »Ultimativer Blödmann!«
    Ich spürte, wie sein Bauch kurz zuckte, als hätte er lachen müssen.
    »Immer noch viel zu gut«, sprach er leise.
    Ich wollte nach trefferenden Bezeichnungen suchen, doch meine Arme schlangen sich wie von selbst und noch fester als zuvor um seinen Hals. Der Moment stand still, selbst die Zeiger der Uhr schienen eingefroren zu sein. Es gab nur uns beide. Und wir hielten uns fest, als würde es kein Morgen mehr geben. Es war wie ein Traum, aus dem ich niemals mehr aufwachen wollte. Ich fühlte seine Wärme und spürte, wie sie durch mich hindurch kroch.
    Mein Schluchzen wurde weniger, verstummte irgendwann ganz. Das einzige Geräusch, das ich wahrnahm, war Elyas‘
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