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Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees

Titel: Tuerkei - Ein Land jenseits der Klischees
Autoren: Juergen Gottschlich
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des Goethe-Instituts, Claudia Hahn-Rabe.
    Eine Besonderheit der drei Goethe-Institute in Istanbul, Ankara und Izmir gegenüber den deutschen Kulturvertretungen in anderen Ländern ist die große Präsenz von Deutsch-Türken. Türken, die in Deutschland aufgewachsen oder sogar geboren sind, aber über ihre Eltern immer auch noch Kontakt zum Ursprungsland gehalten haben, sind die idealen Vermittler zwischen den beiden Ländern. Eine von ihnen ist Emine Karaca. Sie gibt Deutschkurse für solche Türken und Türkinnen, die wegen der geänderten Zuzugsbedingungen für Ehepartner seit 2007 Deutschkenntnisse nachweisen müssen, bevor sie ein Einreisevisum für Deutschland bekommen. Emine Karaca ist in Mannheim groß geworden und hat dort ihr Abitur gemacht. Anschließend studierte sie in Deutschland Germanistik. Trotz dieser unbezweifelbaren Integrationsleistung fühlte sie sich in Deutschland immer noch als Mensch zweiter Klasse behandelt. »Meine Aussichten auf einen Job waren wesentlich schlechter als bei meinen deutschen Freunden«, berichtet sie.
    Deshalb ist für sie die Arbeit am Goethe-Institut in Istanbul der ideale Job. Sie kann ihre besondere Kompetenz einbringen und fühlt sich in der Stadt sehr wohl. Mit dieser Biografie ist Emine Karaca so etwas wie eine Trendsetterin. Für immer mehr Angehörigen der zweiten oder dritten Generation türkischer Einwanderer in Deutschland ist Istanbul in den letzten Jahren sehr populär geworden. Waren Rückkehrer früher vor allem ältere Leute, die nach ihrem Arbeitsleben wieder in ihre alte Heimat gingen, sind es heute viele gut ausgebildete Söhne, Töchter oder Enkel der ersten Generation, die ihr Glück zwischen Berlin und Istanbul versuchen. Wobei Rückkehrer eigentlich nicht das richtige Wort ist. Die meisten pendeln zwischen beiden Ländern und versuchen, aus beiden Erfahrungen das Beste zu machen.
    Der prominenteste Deutsch-Türke, der häufig in Istanbul auftaucht, ist derzeit der Filmemacher Fatih Akin aus Hamburg. Seit seinem Riesenerfolg mit »Gegen die Wand« ist Akin nun auch in der Türkei ein Star. Seine Produktionsfirma beteiligt sich zugleich an türkischen Filmen, so dass er aus geschäftlichen Gründen häufig in der Stadt ist. Fatih Akin pflegt in Istanbul im »Büyük Londra«, einem Hotel mit verblichener Empire-Pracht, abzusteigen. Seit ein Teil von »Gegen die Wand« und auch von »Auf der anderen Seite« in dem Hotel gedreht wurde, hat der alte Kasten unter Cineasten sowieso Kultstatus.
    Das türkische Mallorca
    »Hier sind Sie auf der Sonnenseite des Lebens« ist einer der Slogans, mit dem Alanya für sich wirbt. Tatsächlich hat das Städtchen etwa 80 Kilometer östlich von Antalya die meisten sonnigen Tage in der Türkei, und auch in den Wintermonaten fällt das Thermometer nie unter zehn Grad. Dazu kommen ausgedehnte Strände und ein malerischer Burgberg, auf dem eine Zitadelle thront, die noch auf die Kreuzritter zurückgeht. Als sich die ersten deutschen Urlauber in den 1980 er Jahren dazu entschlossen, auf die Sonnenseite des Lebens zu wechseln und sich ganz in Alanya niederzulassen, war der Ort auch vom Tourismus noch fast gänzlich unberührt und deshalb aus deutscher Perspektive spottbillig. Das hat sich mittlerweile erheblich geändert, nicht zuletzt weil aus wenigen Dauergästen eine beachtliche deutsche Kolonie geworden ist, die den Ort nachhaltig verändert hat.
    Ähnlich wie bei den Türken, die sich in Deutschland auch gern dort niederließen, wo bereits Landsleute lebten, zog es auch Deutsche, die in die Türkei auswanderten, vorzugsweise dort hin, wo bereits andere Deutsche anzutreffen waren. Das ist übrigens bei anderen Nationen nicht anders. Während es die Deutschen an der türkischen Mittelmeerküste vor allem an die »Riviera«, also die großen Sandstrände zwischen Antalya und Alanya zieht, fahren die Engländer vorzugsweise an die Ägäis. So ist im Laufe der Jahre in Alanya eine deutsche Community gewachsen, die spöttisch auch das »türkische Mallorca« genannt wird. Vorzugsweise Rentnerehepaare haben sich dort Wohnungen und Häuser gekauft und damit dafür gesorgt, dass eine Infrastruktur entstanden ist, die sich von einer deutschen Kleinstadt kaum noch unterscheidet. Neben der »Bild« -Zeitung, die jeden Tag eingeflogen wird, gibt es eine »Alanya Post«, es gibt deutsche Radiosendungen, in allen Kneipen und Restaurants kann man selbstverständlich auf Deutsch bestellen, und niemand wundert sich mehr, wenn bereits um
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