Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 115: Diplomat der Galaxis

TTB 115: Diplomat der Galaxis

Titel: TTB 115: Diplomat der Galaxis
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
unterbrach ihn Retief. »Ich habe schon etwas aufgesetzt ...«
    »Aber wie ...?«
    »Ich hatte so ein Gefühl, daß man mich mit Papier abspeisen würde.«
    »Manchmal grenzt Ihr Zynismus an Unverschämtheit.«
    »Manchmal grenzt er auch an Abscheu. Also, wenn Sie die Note durch den Ämterkram durchschleusen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Dann erreiche ich nämlich die Sechs-Uhr-Fähre noch.«
    »Sie wollen schon abreisen? Heute abend findet ein bedeutender Empfang statt. Eine gute Gelegenheit für Sie, aussichtsreiche Beziehungen anzuknüpfen.«
    »Nein, danke. Ich fahre zurück nach Flamme und gebe mich dem harmloseren Vergnügen einer Dinosaurierjagd hin.«
    »Ich hoffe, Sie machen den Bojaren klar, daß Gewalt fehl am Platze wäre.«
    »O ja. Ich werde den Frieden erhalten, und wenn ich deswegen einen Krieg anfangen müßte.«
     
    *
     
    Auf der breiten Veranda des Regierungsgebäudes lag Retief bequem in einem Sessel und betrachtete den leuchtenden Sonnenuntergang. Der purpurrote Ball spiegelte sich in einem stillen See und ließ die hohen schmalen Pappeln zwischen den Blumenbeeten dunkel aufragen.
    »Ihr habt während der letzten sechzig Jahre viel erreicht, Georges«, sagte Retief. »Die Natur hätte dazu eine Million von Jahren gebraucht.«
    »Sprechen wir nicht davon«, meinte der Regierungschef bitter. »Wir sind im Begriff, all das mühsam Erreichte wieder zu verlieren.«
    »Sie vergessen die Note.«
    »Eine Note.« Der Regierungschef streifte die Asche seiner Zigarre ab. »Was zum Teufel soll eine Note bewirken? Aga Kagas Banditen kampieren in einem Gerstenfeld und braten Fleisch am Spieß – und das noch so, daß der Wind den Gestank zu uns herüberträgt.«
    »Und wenn Sie jetzt noch behaupten, daß das die Gerste ist, aus der ihr einen so herrlichen Whisky herstellt, dann möchte ich sagen, daß es sich wirklich um eine Gemeinheit ersten Ranges handelt.«
    »Retief, auf Ihren Rat hin habe ich meine Leute eisern in die Hand genommen. Sie haben viel schlucken müssen. Als Sie letzte Woche fort waren, steuerten diese Barbaren ihre Schiffe mitten durch eine unserer ergiebigsten Austernzuchten. Es fiel mir schwer, die Leute davon abzuhalten, Privatrache zu üben.«
    »Das wäre den Austern auch nicht gut bekommen.«
    »Was ich meinen Männern auch klarzumachen versuchte. Ich bat sie zu warten, bis Sie vom CDT zurückkämen. Wenn ich ihnen nun sagen muß, daß Sie nur ein Stückchen Papier in Händen haben, garantiere ich für nichts mehr. In den letzten Wochen hat sich eine starke Bürgerwehr gebildet. Nur meine Zusicherungen haben sie gebremst.«
    »Das war gut so. Die Aga Kagans sind zähe Burschen. Im Augenblick haben sie auf mindestens einem Dutzend Welten ihre Eisen im Feuer. Diesen Schachzug hier haben sie seit fünf Jahren geplant. Ein Widerstand von eurer Seite ohne Rückendeckung des CDT wäre genau die Ausrede, die sie brauchten, um euch zu vernichten.«
    »Und was sollen wir tun? Zusehen, wie diese Ziegenhirten unsere Farmen und Fischereien überfallen?«
    »Diese Ziegenhirten sind mehr, als sie scheinen. Sie haben eine erstklassige Marine.«
    »Ich habe sie gesehen. Sie hausen in Ziegenhautzelten, galoppieren auf Tieren herum und tragen Gewänder bis zu den Knöcheln ...«
    »Die Ziegenhautfelle bestehen aus hochwertigen Polymerkunststoffen, die in derselben Fabrik entstehen wie die kugelsicheren Gewänder, die sie tragen. Die Tiere sind nur ein Bluff. Zu Hause benützen sie Hubschrauber und Bodenautos neuesten Fabrikats.«
    Der Regierungschef kaute an seiner Zigarre. »Weshalb die Maskerade?«
    »Hat wohl irgend etwas mit Innenpolitik zu tun.«
    »Wir sitzen also fest und sehen zu, wie sie uns unsere Welt vor der Nase wegschnappen. Das habe ich davon, daß ich auf Ihre Rückkehr gewartet habe, Retief.«
    »Immer langsam, ich bin noch nicht am Ende. Sie vergessen die Protestnote.«
    »Ach was, Papier. Diese Dinge liegen stapelweise in den Akten.«
    »Geben Sie der Diplomatie eine Chance«, bat Retief. »Die Note ist noch nicht einmal abgeliefert worden. Vielleicht erzielen wir überraschende Ergebnisse.«
    »Wenn Sie erwarten, daß ich einen meiner Läufer zu diesem Zweck zur Verfügung stelle, dann täuschen Sie sich. Soviel ich gehört habe, würde er mit abgeschnittenen Ohren wiederkommen.«
    »Ich werde die Note persönlich abliefern«, meinte Retief. »Dazu brauchte ich eine kleine Eskorte – ein paar Burschen mit kräftigen Armen.«
    Der Regierungschef runzelte die Stirn und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher