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TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen
Autoren: Harry Harrison
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die Nervensignale, die das beschädigte Herz nicht mehr erreichten. Das Herz begann wieder zu schlagen, noch einmal strömte das Blut durch Rands Arterien.
    Aber es war der Anfang vom Ende; von diesem Zeitpunkt an erlosch das Leben des Raumfahrers, und er erlangte das Bewußtsein nicht wieder. Es dauerte noch Stunden, bis er starb – offiziell starb –, aber während der ganzen Zeit stand fest, daß es keine Rettung mehr gab. Nur ein Wunder hätte Rand noch retten können, aber die Ärzte erwarteten kein Wunder, und es stellte sich auch nicht ein. Die Antibiotika hatten keinen Einfluß auf die, Krankheit, die sich mit unheimlicher Schnelligkeit über den ganzen Körper verbreitete. Fast alle Organe Rands schienen davon befallen, die Nierenfunktion versagte, Nekrose stellte sich ein. Sam blickte nicht auf den Monitorschirm, erst die müde Stimme Dr. Gaspards erweckte wieder seine Aufmerksamkeit.
    »Das EEG registriert nicht mehr, Doktor. Ich danke Ihnen. Sie und Dr. Mendel haben alle Möglichkeiten erschöpft. Es stand wohl von Anfang an fest, daß jede Hilfe zu spät kommen würde.«
    Der Schirm verdunkelte sich. Dr. Gaspards Bild verschwand. Mechanisch schaltete Sam nacheinander all die Geräte ab, von denen er sich Hoffnung für den Patienten versprochen hatte. Lange starrte er auf den Toten hinab, dann riß er sich zusammen. Rand war tot. Finis. Nun hieß es wieder, sich um die Lebenden zu kümmern.
    Selbst mit den Ultrasonskalpellen bereitete die Sektion des tiefgekühlten Körpers Schwierigkeiten. Von Anfang an stellte sich heraus, daß Commander Rands Leben nicht mehr zu retten gewesen wäre. Sein Körper war mit Infektionsherden übersät, in jedem Organ wurden große Zysten gefunden. Sam führte die Sektion mit geschickten Händen aus, während Nita die Präparate und Kulturen für die wartenden Techniker bereitete und sie in versiegelten Behältern hinausgehen ließ.
    Nur einmal mußte Sam seine Arbeit unterbrechen. Professor Chabel meldete, daß die toten Vögel – ein ganzer Schwarm Stare und eine Möwe – tot nahe dem Schiff gefunden worden waren. Die toten Tiere waren bereits auf dem Weg zur Untersuchung durch das Labor des Weltgesundheitsamtes.
    Es war Mitternacht, als sie die Arbeit beendet und alle Instrumente wieder sterilisiert hatten. Nita kam, das feuchte Haar unter einem Handtuch verborgen, aus der Desinfektionskammer. Sam hatte ein Foto in der Hand, das er ihr entgegenhielt.
    »Eben eingegangen. Vom Labor des Weltgesundheitsamtes. Die Körper der toten Vögel sind voller Geschwülste ...«
    »Nein!«
    »... und hier sehen Sie das Virus. Es scheint identisch mit dem Virus, dem Rand zum Opfer fiel.«
    Nita nahm das Foto und ließ sich müde auf die Couch am Fenster sinken. In dem dünnen weißen Mantel, der ihr knapp bis an die Knie reichte, und mit ihrem Gesicht, das kein Make-up trug, war sie eine sehr anziehende Frau, und man konnte vergessen, daß sie Ärztin war.
    »Bedeutet das ...?« fragte sie, beendete den Satz aber nicht.
    »Wir wissen noch nicht, was es bedeutet«, erwiderte Sam. Auch er war übermüdet und wußte, daß Nita noch erschöpfter sein mußte. »Es gibt eine Menge Fragen, deren Beantwortung wichtig für uns ist. Warum ist das Schiff so lange auf dem Jupiter geblieben? Warum kehrte Commander Rand allein zurück? Wie hat er sich die Krankheit zugezogen und besteht ein Zusammenhang mit den Vögeln? Es muß einen Zusammenhang geben, aber ich sehe ihn nicht. Wenn die Krankheit so bösartig ist – die Vögel müssen wenige Minuten nach der Infektion verendet sein –, wie kommt es dann, daß wir noch nicht davon befallen sind?« Er bedauerte, diese Worte ausgesprochen zu haben, aber nun war es geschehen. Nita hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Sam ahnte, daß sie versuchte, die Tränen zu verbergen. Fast unbewußt griff er nach ihrer Hand. Sie lehnte sich auf der Couch zurück, das Foto entglitt ihren Händen und fiel zu Boden. Sam sah, daß sie vor Erschöpfung eingeschlafen war.
    »Ich dachte, Sie wollten überhaupt nicht mehr aufwachen«, sagte Nita aus der kleinen Diätküche, in der sie mit Geschirr klapperte. »Es ist schon halb sieben.« Sie brachte ihm eine Tasse Kaffee, und er sah, daß sie ihr Haar sorgfältig gekämmt und etwas Lippenstift aufgelegt hatte. Sie sah so sauber und strahlend aus wie der neue Tag.
    »Ich wollte das Labor des Weltgesundheitsamtes anrufen, beschloß dann aber zu warten, bis Sie aufwachen«, sagte sie und wandte sich dem
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