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TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten

Titel: TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Autoren: Andre Norton
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gleich hinter dem Haus eine Quelle. Von Schmerzen gequält, schleppte er sich dorthin. Mit trockenen Zweigen machte er ein Feuer und setzte ein kleines Töpfchen Wasser auf. Jetzt kam das Schlimmste; Keilerhauer waren immer voll Schmutz und somit gefährlich.
    Mit zusammengebissenen Zähnen schnitt und riß er den Stoff seiner Hose entzwei, bis die noch immer blutende Wunde bloß lag. In das kochende Wasser gab er ein winziges Quantum der Wundsalbe aus seiner Tasche. Dann ließ er das Wasser abkühlen.
    Er goß mehr als die Hälfte davon in seine Wunde. Die Finger zitterten ihm, als er sie in das restliche Wasser tauchte und dort etwa eine Minute badete, ehe er das Verbandspäckchen aufriß. Vorsichtig wusch er den Wundrand aus. Dann strich er etwas von der Salbe darauf und band eine Kompresse darüber. Die Blutung war zum Stillstand gekommen, doch die Wunde brannte wie Feuer, vom Fuß bis herauf zur Hüfte. Aber gehorsam befolgte er alle Vorschriften, die ihm vom ersten Jagdausflug an eingedrillt worden waren.
    Endlich konnte er das Feuer löschen und sich ausruhen. Lura leckte ihm sanft den Arm. Der Himmel hatte rosa und goldene Streifen; es ging auf den Abend zu, und er brauchte einen Unterschlupf. Sein Bein war fast steif; beim Gehen mußte er sich an Bäumen und Sträuchern festhalten.
    Lura lief voraus, und er folgte ihr, so gut es ging. Sie führte ihn zum besten Unterschlupf, den er seit dem Verlassen seines Dorfes gehabt hatte, einem Bauwerk aus Stein, dessen Dach noch halbwegs in Ordnung war. Wozu dieses Bauwerk einst gedient hatte, wußte er nicht, aber es besaß nur eine Tür, keine Fenster und war leicht zu verteidigen.
    Er aß nichts als ein wenig getrockneten Mais. Lura sprang über den Steinwall, den er vor der Türöffnung aufgehäuft hatte, und ging auf Jagd, während Fors sein winziges Feuerchen hütete und in die Nacht hinausstarrte. Unter den uralten Obstbäumen tanzten die Glühwürmchen. Er sah ihnen zu und trank einen Schluck aus der Wasserflasche. Der Schmerz im Bein hatte sich jetzt in ein Klopfen verwandelt. Bis hinauf in seinen Kopf hämmerte es. Klopf – klopf – klopf –
    Und dann merkte Fors plötzlich, daß der klopfende Rhythmus keineswegs von Schmerz und Fieber hervorgerufen wurde. Es war ein richtiger Ton, der da durch die Nacht dröhnte, ein taktgebundenes Geräusch, ganz anders als alles, was er je gehört hatte. Aber irgend etwas daran erinnerte ihn an den seltsamen Gesang des Fischers. Es war, als werde der gleiche Takt jetzt auf einer Trommel geschlagen.
    Fors fuhr hoch. Die Nacht war still und friedlich, bis auf dieses ferne Signal. Plötzlich brach es ab. Was konnte es bedeuten? Hier in der Ebene waren Geräusche weithin zu hören, und so eine Trommelbotschaft sicherlich über Meilen hinweg.
    Da – wieder der Klang! Aber diesmal weit aus dem Süden, so leise, daß Fors fast meinte, es sich nur einzubilden.
    Doch das konnte nicht sein. Es war die Antwort für den Trommler. Mit angehaltenem Atem zählte Fors die Sekunden – fünf, zehn, fünfzehn – Stille. Noch einmal stellte er sich den dunklen Fremden vor und kam wieder zu demselben Schluß: Er war kein Präriebewohner, sondern vermutlich ein Scout, ein Entdecker aus dem Süden. Was suchte er hier in diesem Land?

 
4.
     
    Noch vor Tagesanbruch begann es zu regnen, ein kräftiger Landregen, der nicht so bald wieder aufhören würde. Fors' Bein war steif; nur mühsam konnte er in den Schutz des Dachrestes kriechen. Lura schmiegte sich an ihn, doch Fors konnte nicht wieder einschlafen.
    Der Gedanke an die vor ihm liegenden Tage quälte ihn. Ein weiter Marsch würde die Wunde wieder aufreißen; außerdem glaubte er, leichte Temperatur zu haben. Trotzdem brauchte er Nahrung und einen besseren Unterschlupf. Und dann dieses Trommeln! Er sollte so schnell wie möglich aus der Nähe des Trommlers verschwinden.
    Sobald es hell wurde, holte er die Karte noch einmal hervor und versuchte, seine Position zu bestimmen. Zwischen den einzelnen Punkten waren kleine, rote Zahlen eingezeichnet – die Entfernungen in Meilen, die die Alten gemessen hatten. Danach würde er noch etwa drei Tage brauchen bis zu der Stadt. Drei Tagereisen für einen starken, ausgeruhten Wanderer, aber nicht für einen Gehbehinderten. Ja, wenn er ein Pferd hätte ...
    Doch die Erinnerung an Jarl trieb ihm den Gedanken gleich wieder aus. Würde er, Fors, sich bei den Präriebewohnern ein Pferd einhandeln, so mußte Jarl davon hören. Und sich eins stehlen –
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