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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später
Autoren: A. E. van Vogt
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Kopf auf die Seite, in dem Bestreben, den fremdartigen Kern dieses Ausdrucks zu ergründen. Indessen, seine fast schmerzhafte Konzentration blieb fruchtlos. Zögernd nahm sein Gehirn den alten Gedanken wieder auf.
    »Tempelprinzessin!« sagte er noch einmal. Diesmal jedoch klang keine Stimme in ihm nach, und die Worte bildeten in der Dunkelheit kaum mehr als ein rauhes Kräuseln der Stille. Das schiere Gefühl des Wunderns in ihm brachte einen Schwall von Kraft. Laut sagte er in die Dunkelheit:
    »Aber, so etwas gibt es doch nicht in Amerika. Auch nicht in diesem Teil Deutschlands, in dem wir kämpfen. Vielleicht Nordafrika ... nein!«
    Nackter Wahnsinn deutete sich hier an, ein phantastischer Wahnsinn, der in seinen Schläfen pochte, als er sich halb stützend, halb fallend zurücksinken ließ. Erschöpfung und Schwindel lähmten ihn. Vage, abgezirkelte Gedankenformen trieben zähflüssig in sein Bewußtsein, als sich ein riesiger, überwältigender Pfuhl der Erinnerungen träge rührte. Unter anderem brachten sie die ebenso langsame, ebenso gigantische Erkenntnis, daß seine Worte mit Ausnahme der Ortsnamen in einer sowohl fremden als auch unbekannten Sprache gesprochen worden waren, einer Sprache, die in der weichen, melodischen Harmonie ihrer Rede so süß war, daß die fremden Worte – Amerika, Deutschland, Nordafrika – wie mißtönende Hammerschläge in einem klangvollen Konzert getönt hatten, hart, kakophonisch und barbarisch.
    »Heh, du, der du dich Ptath nennst!« Es war eine tiefe, wohlklingende Männerstimme, die aus der nahen Dunkelheit kam.
    Das war für ihn. Holroyd versuchte sich aufzurichten, doch die Kälte hielt ihn fest, wie in einem Eisblock. Er gab es auf und lag still, während sich sein Geist wie ein Blutsauger an das Namenswort heftete. Seine Lippen bewegten sich, und seine Stimme murmelte:
    »Holroyd Ptath! Nein, das stimmt nicht. Muß Ptath Holroyd heißen. Nein, Holroyd ist ein Amerikaner. Peter Holroyd, Hauptmann in der 290. Panzerbrigade und ... Aber wer ist Ptath?«
    Die Frage wirkte wie ein Schlüssel zu einer verschlossenen Tür. Erinnerungen kamen zurück. Das Staunen explodierte in ihm, und seine Stimme sagte laut: »Ich bin ... verrückt!«
    Ptath, der Gott von Gonwonlane, dessen letzte menschliche Persönlichkeit – die des Panzerkorps-Hauptmanns Peter Holroyd – unter dem Druck der geistzerstörenden Anspannungen aus den versteckten Tiefen seines Gehirns emporgekommen war, setzte sich aufrecht.
    »Verdammt noch mal!« sagte er. »Ich bin Holroyd. Das andere Zeug ist ...«
    Holroyd brach ab und begann vor Grauen zu zittern, als ihm die unglaubliche Intensität jenes anderen, jetzt fast vernunftlosen Geistes bewußt wurde.
    »Das ist irrsinnig!« dachte er hilflos. »Irrsinnig!«
    Doch auch nach einer Minute des Wartens war alles unverändert: der dunkle Raum, das andere Selbst, die Erkenntnis, daß er am Leben war, obgleich er eben noch in einem Tank gesessen hatte, der zum Volltreffer einer deutschen Stukabombe wurde. Und da war die jähe Erinnerung an jene andere Stimme, die zu ihm gesprochen hatte, die Stimme, die ihn Ptath nannte.
    Wie auf ein Zeichen klang ein rauher Atemzug durch die Dunkelheit, die ihn umgab. Dann fluchte die fremde Männerstimme unterdrückt vor sich hin: »Wo in Nushirvan ist nur dieses verdammte Licht? Es müßte in dieser Ecke ... Ah!«
    Ein fahles, weißes Licht flammte auf und enthüllte, was Holroyd bereits in sein Gedächtnis zurückgerufen hatte: einen kleinen, leeren Raum aus Beton mit einem soliden Steinfußboden. Nein, nicht ganz solide. In der Nähe der Tür war eine Steinplatte säuberlich herausgehoben und zur Seite geschoben worden. Aus seiner sitzenden Stellung konnte Holroyd nur andeutungsweise erkennen, daß sie den Eingang zu einem Tunnel freigab.
    Langsam und schmerzgequält drehte Holroyd den Kopf in Richtung der Lichtquelle. Ein kleiner Mann stand direkt unter dem glühenden Stab und fixierte ihn unverwandt. Er war ordentlich in Shorts und eingestecktem Hemd gekleidet, und seine glänzenden Augen saßen in einem runden, fröhlichen Gesicht, auf dem sich jetzt ein besorgtes Stirnrunzeln zeigte.
    »Hör mal«, sagte er, »du siehst aber gar nicht gut aus. Wahrscheinlich hätte ich früher kommen müssen, aber erstens wußte ich nicht, in welche Zelle sie dich gesteckt hatten, und zweitens habe ich darauf gewartet, daß sie dir Essen bringen würden.« Er schürzte die Lippen nachdenklich. »Komisch, daß sie das nicht getan haben.
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