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TTB 101: Die große Explosion

TTB 101: Die große Explosion

Titel: TTB 101: Die große Explosion
Autoren: Eric Frank Russell
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Truppe; und die mit den Glatzen, den unbeteiligten Gesichtern und den kurzsichtigen Augen, das waren die Bürokraten.
    Die erste Gruppe bewegte sich mit der professionellen Sicherheit derer, für die eine solche Reise zum täglichen Brot gehört. Die Männer der Truppe, die, mit Ausrüstungsgegenständen beladen, die Gangway hinaufzogen, zeigten die sture Gleichgültigkeit derer, die sich in der Hand großmäuliger Idioten wissen. In den Gesichtern der Bürokraten stand stummes Leiden; man hatte sie von ihren Schreibtischen geholt, und das ist das schlimmste, was einem Federfuchser passieren kann.
    Schließlich, als alles verstaut war, kam die Hauptperson: Seine Exzellenz, der Botschafter des Imperiums, ein Mann mit rotem Gesicht, kleinen Augen und beträchtlichem Kugelbauch. Er erklomm ein Podium, musterte seine Zuhörer und nickte herablassend zu den Fernsehkameras hinüber. Dann räusperte er sich und hub an:
    »Mit diesem herrlichen Schiff, dem noch viele nachfolgen werden, beabsichtigen wir, die Verbindung zu unseren weit entfernten Verwandten wiederherzustellen – zu ihrem und zu unserem Wohl. Bevor es zu spät ist, wollen wir im Kosmos ein einiges, starkes Imperium errichten, ein unüberwindliches, mächtiges Reich.« Jubelgeschrei. »Niemand weiß, was für fremdartige Lebensformen sich uns eines Tages entgegenstellen werden, und daher muß die Menschheit ihre gesamten Reserven mobilisieren, um vereint den Gegner schlagen zu können. Die Galaxis birgt zahllose Geheimnisse, die für uns eine Gefahr darstellen könnten. Gemeinsam werden wir ihnen zu begegnen wissen – wir, Terra, die Menschheit.« Beifall. »Unsere Einigkeit ist unsere Stärke. Die Zeit ist gekommen, die fernen Brüder und Schwestern wieder mit Mutter Erde zu vereinen.«
    In diesem Stil ging es weiter, eine halbe Stunde lang. Mit tönenden Worten suchte er sich und seine Zuhörer von der Gerechtigkeit der Sache zu überzeugen und tat, wie so oft, des Guten zuviel. Das Volk wurde ungeduldig; sein Gerede verzögerte den großen Augenblick, auf den es so gespannt wartete.
    Endlich schloß er mit einem kurzen Lob Gottes, winkte der Menge zu, verbeugte sich vor den Kameras und betrat über die letzte Gangway das Schiff. Die Luftschleuse wurde verriegelt. Eine Sirene heulte. Lautlos schwebte das Schiff in die Höhe, langsam zuerst, dann schneller und schneller, bis es in den Wolken verschwand.
    An Bord sagte Harrison, der Zehnte Ingenieur, zu Fuller, dem Sechsten Ingenieur: »Hast du das gehört? Was aber, wenn unsere lieben Brüder und Schwestern gar nicht von Mutter Erde geliebt werden wollen?«
    »Warum sollten sie nicht?« war Fullers Antwort.
    »Keine Ahnung.«
    »Warum machst du dir dann Sorgen? Hast du nicht genug an deinen eigenen?«
    »Doch, hab' ich!« gab Harrison zu. Er war klein, sah aus wie ein Affe und hatte große, abstehende Ohren. »Ich muß mich um mein Fahrrad kümmern.«
    »Was ...?« Fuller traute seinen Ohren nicht.
    »Um mein Fahrrad«, sagte Harrison, als sei dies das Natürlichste von der Welt. »Ich hab's mitgenommen. Mein Fahrrad nehme ich immer mit.«
     
    *
     
    Der Planet erschien wie ein rosa Ball auf den Sehschirmen, in Wirklichkeit jedoch war er grau-grün. Als vierter einer Gruppe von neun Planeten umkreiste er eine Sonne; das gesamte System lag an einer einsamen Stelle des Kosmos, ohne direkte Nachbarn.
    Im Navigationsraum sagte Captain Grayder zum Botschafter: »Alten Aufzeichnungen zufolge ist von den neun nur diese Welt bewohnbar. Über eine Million Menschen wurden hier abgesetzt, ehe die Verbindung abriß.«
    »Die werden einen schönen Schock bekommen, wenn sie feststellen, daß Terra sich wieder ihrer erinnert«, meinte der Botschafter. »Was für Verrückte haben sich denn diesen Planeten ausgesucht?«
    »Das«, belehrte ihn Grayder, »ist der einzige Planet, den sich die Bewohner nicht selber ausgesucht haben.«
    »Nein? Wieso denn?«
    »Terra hat sie hierhergeschickt, ohne sie vorher zu fragen, damit sie, lauter Verbrecher, ein Leben nach ihrem eigenen Geschmack führen konnten. Sollten sie sich doch gegenseitig die Schädel einschlagen, sagte man.«
    »Ja, natürlich!« sagte der Botschafter. »Jetzt erinnere ich mich. In unseren Schulbüchern stand etwas davon. Man hielt es für ein interessantes Experiment. Man glaubte, endlich Antwort auf die Frage zu bekommen, ob der Verbrecher durch Umwelt oder Erbanlage geformt wird.«
    »Jawohl. Und darum ist dies auch unser erstes Ziel. Terras Theoretiker
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