Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 101: Die große Explosion

TTB 101: Die große Explosion

Titel: TTB 101: Die große Explosion
Autoren: Eric Frank Russell
Vom Netzwerk:
erwarten das Ergebnis mit Spannung.« Grayder machte ein nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht haben sie eine neue Ladung Verbrecher für diesen Planeten.«
    »Na, Zeit genug, sie zusammenzusuchen, haben wir ja gehabt. Vierhundert Jahre.«
    »Aber nach einer gründlichen Säuberung«, wandte Grayder ein, »kann es mehrere Generationen dauern, bis die kriminellen Eigenschaften wieder auftreten.«
    »Wenn sie erblich bedingt sind«, stimmte der Botschafter zu. »Werden Verbrecher jedoch durch die Umwelt geformt, kann eine Säuberung keine große Wirkung haben.«
    »Ich bin zwar kein Fachmann, aber meiner Meinung nach ist es keines von beiden«, sagte Grayder.
    »Ach! Aber was ist es denn?«
    »Glücksache. Man wird entweder körperlich gesund oder körperlich nicht gesund geboren. Ist letzteres der Fall, ist man ein Schwächling oder ein Krüppel. Und so wird man auch geistig gesund oder geistig nicht gesund geboren. Im zweiten Fall ist man ein Idiot oder ein Verbrecher. Ich glaube, die meisten Verbrecher könnten durch eine Gehirnoperation geheilt werden – wenn wir nur wüßten, wie.«
    »Da könnten Sie recht haben«, räumte der Botschafter nachdenklich ein.
    »Die Frage ist nur, ob geistige Anomalität sich vererbt«, fuhr Grayder fort. »Na, bald werden wir es ja wissen.« Er betrachtete den Sichtschirm, den der glühende Ball jetzt fast ganz ausfüllte.
    Der Botschafter blieb stumm; er war leicht nervös.
    »Von uns aus gesehen«, nahm Grayder den Faden wieder auf, »hat die Große Explosion die Welt von einer Horde nonkonformistischer Exzentriker befreit. Aber von einem Schiff, das in den Weltraum vorstößt, gesehen, bekommen die Dinge einen ganz anderen Anstrich. Die Heimat ist weit, und auf jeder fremden Welt ist ein Terraner eben doch ein Terraner, ganz gleich, wie lange er nicht mehr mit uns in Verbindung gestanden hat, und sei er auch ein Verrückter. Er sieht aus wie wir, und das ist es, was zählt. Er gehört zu unserer, und nicht zu einer völlig andersgearteten Rasse.«
    »Trotzdem hat er sich aber vermutlich ganz anders entwickelt als wir«, entgegnete der Botschafter bestimmt. »Sonst säße er nicht hier, mitten im Weltraum. Verbrecher bleibt Verbrecher, wie er auch aussehen mag.« Er klopfte sich geistesabwesend den Kugelbauch. »Ich hege zwar keine Ressentiments gegen diejenigen, die ihre heimatliche Welt verlassen haben, aber ich empfinde auch keine besondere Sympathie für sie. Nehmen wir sie, wie sie sind und beurteilen wir sie nach ihren Vorzügen – falls sie welche haben.«
    »Jawohl, Exzellenz«, sagte Grayder. Er war einer Diskussion abgeneigt, gingen doch die Meinungen darüber, was als Vorzug zu werten sei, recht weit auseinander.
    Die nähere Inspektion der Oberfläche des Planeten, den das Schiff jetzt umkreiste, bot jedoch eine Überraschung. Man hatte allgemein deutliche Zeichen menschlichen Wirkens erwartet; statt dessen schien es, als sei der Planet nur sehr spärlich besiedelt.
    Es gab weder Städte noch Dörfer. Hin und wieder fiel der Blick auf eine Ansammlung verfallener Bauwerke, die fast unterschiedslos auf einer Hügelkuppe oder einer von einer Flußschleife eingeschlossenen Landzunge lagen.
    Überlandstraßen sahen sie nicht, und um Fußwege zu erkennen, waren sie zu weit entfernt. Sie überflogen riesige Wald- und Steppengebiete, und einmal eine weite, graue Wüste, zwischen deren Felsen sie eine Art Lager, aus etwa zwanzig Zelten bestehend, ausmachen zu können glaubten.
    Der Botschafter schnaufte verächtlich. »Lohnt sich kaum, hier zu landen. So, wie es hier aussieht, können die kaum sechs Regimenter Raumtruppen auf die Beine stellen, viel weniger eine schlagkräftige Armee. Entweder sind sie durch eine Seuche dezimiert worden, oder sie haben eine Möglichkeit gefunden, von hier fortzukommen.«
    »Ich kann mir schon denken, warum es nur noch so wenige sind«, sagte Grayder nach einigem Nachdenken.
    »Und warum?«
    »Es heißt, man hat eine Million Verbrecher hierhergebracht. Wie viele unter ihnen Frauen waren, wird nicht erwähnt. Es können kaum zehn Prozent gewesen sein; also kamen neun Männer auf eine Frau.«
    »Aber bestimmt nicht lange«, ergänzte der Botschafter.
    »Solche Kerle schlagen sich in einer derartigen Situation mit Sicherheit gegenseitig die Schädel ein.«
    »Mag sein.« Grayder zuckte gleichgültig die Achseln. Er spähte durch das vordere Aussichtsfenster. »Aber wir können hier nicht endlos herumgondeln. Wir müssen uns einen Landeplatz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher