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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine
Autoren: Hans Kneifel
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er langsam auf die Straße hinaus. Wieder winkte Beatrice, und Nicholas winkte zurück. Es war acht Uhr und neun Minuten.
     
    *
     
    Auf dem Gletscher der Zweiten Welt, tief im Innern Paramechs, um zwanzig Uhr und sechs Minuten – Raumzeit.
    Was war das?
    Nig spreizte die Beine. Er hatte das Empfinden, daß Paramech zu schwanken anfing. Hielt der Gletscher das Gewicht des Schiffes nicht aus?
    »Bewegt sich das Schiff?« schrie er ängstlich auf.
    Schweigen ...
    »Hörst du nicht?« brüllte Nig. Noch immer schwieg das Superhirn. Jetzt spürte es Nig deutlich. Das Schiff schwankte wie ein Baum im Wind. Die Ursache? Nig dachte blitzschnell nach. Der Gletscher bestand aus Eis ... natürlich! Wie Feuer überlief es Nig. Die Hitze der Bremsflammen und die weißglühenden Düsen des Unterschiffes schmolzen das Eis zu Wasser. Was konnte getan werden?
    Noch glichen die hydraulischen Stützen die Bewegungen aus. Das Schiff mußte wieder gestartet werden. Nig drehte sich auf dem Absatz um und rannte der Treppe zu. Da traf ihn der erste Stoß.
    »Das Schiff schwankt«, sagte die Gorgoyne freundlich.
    Nig rollte herum, riß sich hoch und federte auf die Füße. Wieder warf ihn ein Stoß um, diesmal härter und schärfer. Das Metall des Schiffes begann zu knirschen und zu kreischen. Verstrebungen knisterten und verbogen sich. Die Treppe, Nig kroch darauf zu und bemerkte, daß der Teppich des Bodens mehr als nur schräg lag. Die Finger Nigs krallten sich in den Belag. Er kämpfte schweigend und wie ein Rasender.
    Blinder Instinkt trieb ihn zur Treppe hinüber. Er erreichte die unterste Stufe, zog sich an ihr herauf und griff nach dem Geländer. Er stemmte sich gegen die Kraft, die ihn zurückschleudern wollte. Sie war zu stark, die Finger gaben nach, und der Griff löste sich.
    Während Paramech sich senkte und zum erstenmal auf das splitternde Eis schlug, wurde Nig quer durch den Raum geschleudert, prallte gegen die Glaswand. Sie zeigte immer noch das Bild der fünf Bergriesen.
    Nig blieb einige Sekunden ohne Besinnung.
    Er erkannte, daß es nur noch um sein nacktes Leben ging. Er mußte einen Platz erreichen, der ihn so lange schützte, bis der Fall des Schiffes aufhörte. Noch während er die Metallsäule in Betracht zog, die den Kern der Treppe bildete, überschlug sich Paramech zum zweitenmal – über die Längsachse. Einen Bruchteil der Bewegung konnte die Kardanautomatik ausgleichen, der Rest des Stoßes erfaßte das Innere des Schiffes. Metall bog sich, Glas splitterte, und Trossen rissen.
    Nig wurde wie ein Bündel durch den Raum geschleudert. Er schlug mit dem Gesicht gegen die andere Wand, gegen das Glas, das nichts anderes als Eis zeigte, dem sich das Schiff entgegenbewegte.
    Die Glasdecke brach in hunderttausend Splitter, hielt aber noch. Das Sicherheitsglas riß nicht auf. Nig rollte durch den Raum, dann überschlug sich das Schiff zum viertenmal. Es erreichte die Stelle, an der sich das Eis über einen Felsabsturz in die Tiefe erstreckte.
    Der metallene Turm fiel langsam, aber unaufhaltsam hundertundfünfzig Meter tief, schlug auf und zerbarst in drei Teile. Das Unterschiff fing Feuer und brannte lodernd. Das Stück mit der Pilotenkanzel rollte weiter – der Gletscherzunge entgegen. Im Mittelstück waren die Verwüstungen am größten.
    Eine Glaswand zerriß und bildete einen Wall aus gläsernen Zacken, die durch die biegsame Kunststoffschicht zusammengehalten wurden. Nig prallte von der gegenüberliegenden Wand ab, wurde in der Luft einige Male herumgewirbelt und flog durch den Raum. Nigs Mund öffnete sich zu einem Schrei. Bevor er schreien konnte, fiel Nig auf einen der gläsernen Speere und in ihn hinein. Das Glas durchstieß den Stoff der Jacke und drang durch das Herz.
    Einige Minuten später war der Lärm verebbt.
    Er hatte Lawinen ausgelöst, die jetzt zur Ruhe kamen. Wieder senkte sich die Stille von Jahrtausenden über das Gebirge. Nur die Flammen brannten lodernd weiter, und irgendwo schlugen die Erdbebenschreiber aus. Niemand achtete sonderlich darauf. Es gab immer leichte Beben auf diesem Planeten.
     
    *
     
    Früher Abend im Erntal. Die beiden Jäger stoßen in die verlassenen Höhlen vor. Ein Gerippe liegt vor ihnen, auseinandergerissen ...
    Neben dem Toten lag eine zerknickte Steinaxt.
    »Das war ein Zahntiger«, sagte Morlok ruhig. Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dämmerung der Höhle. Sie wagten sich weiter hinein. Dort fanden sie fünf weitere Tote. Sie waren erfroren und mit Fellen
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