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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Autoren: Linda Maria Koldau
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solchen offiziellen Warnungen gilt:
    – Bei einem spürbaren Beben im Küstenbereich ist sofort ein höher gelegener, möglichst küstenferner Ort aufzusuchen, je höher und weiter weg vom Meer, desto sicherer. Der Abstand zum Meer ist wichtig, denn exponierte Kliffs können wegen der aufstauenden Wirkung auch von relativ kleinen Tsunamis überspült werden.
    – Ist kein Beben zu verspüren, aber ein rascher Anstieg oder Rückgang des Meeresspiegels im Verlauf von Minuten zu beobachten, so ist dies ebenfalls ein untrügliches Warnzeichen. Auf keinen Fall darf man bei einem plötzlichen Rückgang des Wassers in die Bucht hinauslaufen: Der Tsunami wird in wenigen Minuten die gesamte Küste überfluten. Vielmehr sollteman den Strand sofort verlassen, dabei möglichst viele Menschen warnen und höheres Gelände aufsuchen.
    – Liegen in unmittelbarer Nähe keine Hügel, so kann eine höhere Etage eines soliden Stahlbetonbaus – über das dritte Stockwerk hinaus – Zuflucht bieten. Andere Gebäude, die nicht hoch oder stabil genug sind, sind zu verlassen, sie könnten sonst zur tödlichen Falle werden.
    – Wenn kein sicherer Zufluchtsort in der Nähe ist, so bietet ein Baum oder eine Palme immer noch gewisse Überlebenschancen; an manchen Stränden versieht man Palmen eigens mit Kerben, um das Hochklettern zu erleichtern.
    – Nur bei einer Vorlaufzeit von mehreren Stunden sollte man in die Wohnung oder das Hotelzimmer zurückkehren, die Familie und Bekannte vor Ort warnen, auf weitere Evakuierungsanweisungen warten und die bei Katastrophen üblichen Vorsorgemaßnahmen treffen.
    – Spätestens eine halbe Stunde vor dem Eintreffen des Tsunamis sind Gebäude zu verlassen und die höher gelegenen Zufluchtsorte aufzusuchen. Dieser «Luxus» gilt jedoch nur bei Evakuierungen mit ausreichender Zeit.
    – Ansonsten sollte, nicht nur in Japan, das harte Prinzip
«tsunami tendenko»
gelten – wer in unmittelbarer Gefahr auf andere wartet, riskiert sein eigenes Leben.
    Ungeachtet aller Fortschritte in Messtechnik und Kommunikation bleibt das Fazit des amerikanischen Tsunami-Experten Emile Okal gültig: Nur wenn der Einsatz und die Wartung der Systeme verantwortlich gehandhabt werden und Hand in Hand mit funktionierender Kommunikation, verantwortungsvollen Regelungen, klaren Zuständigkeiten und der Schulung einer aufmerksamen und für die Evakuierung vorbereiteten Bevölkerung gehen, besteht eine Chance, durch Prävention Leben zu retten. Die «verstörende Vielfalt» der Tsunamis (Okal 2011, S. 990) wird immer wieder Menschenleben fordern. Es liegt an einer in allen ihren Komponenten effizienten Vorsorge, die Zahl der Opfer und die Höhe der Schäden so weit wie möglich zu reduzieren.

Ausblick: Die Verletzlichkeit bleibt
    Regelmäßig wiederkehrende Dokumentationen, dramatische Szenen in Katastrophenfilmen und zahllose Amateurvideos im Internet zeigen, dass die Faszination des Phänomens Tsunami ungebrochen ist. Der Tsunami erscheint als brüllendes Monster, das Häuser, Land und Menschen verschlingt. Unentrinnbar, gnadenlos und tödlich.
    Und dennoch wird die Gefährlichkeit von Tsunamis nach wie vor unterschätzt. Die moderne Gesellschaft zeichnet sich gegenüber alten Kulturen dadurch aus, dass sie die natürlichen Risiken der Küstenbesiedlung grundsätzlich ignoriert. Aus geographischer Sicht besitzen Küstenregionen generell eine besonders hohe Vulnerabilität. In vielen Ländern sind sie trotzdem dicht besiedelt und umfassend erschlossen; viele Häfen, Großstädte und regionale Ballungszentren liegen auf sämtlichen Kontinenten direkt an der Küste. Unter ihnen sind die größten Städte der Welt: Tokio, New York, Mumbai, Manila, Jakarta, Shanghai, Los Angeles, um nur einige zu nennen. Fast alle davon liegen nahe an Plattengrenzen und Subduktionszonen, also gerade in den gefährdeten Regionen, wo unterseeische Erdbeben, Hangrutschungen oder vulkanische Aktivität Tsunamis auslösen können. Eine Tsunamikatastrophe in diesen Städten würde nicht nur Millionen Menschenleben kosten, sondern hätte auch weltweite Auswirkungen auf die Wirtschaft. Der Tsunami von 2004 hat zudem unsere globale Verletzlichkeit vor Augen geführt, die durch erhöhte Mobilität und Tourismus entstanden ist: Hier waren auch Länder betroffen, die aufgrund ihrer geographischen Lage eigentlich vor Tsunamis gefeit sind.
    In früheren Jahrhunderten mieden die Menschen des westlichen Kulturkreises das Meer. Es brachte Arbeit und Nahrung, aber
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