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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention
Autoren: Linda Maria Koldau
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Voraussetzung für das Ziel der Intergovernmental Oceanographic Commission, ein globales Frühwarnsystem aufzubauen, wäre damit ohne allzu großen Aufwand, wie er etwa durch die Verlegung von Drucksensoren am Meeresboden entsteht, gegeben.
    6) Alarmierung. Damit diese Kette von der Datenerfassung bis zur Warnung an das letzte Glied, die Bevölkerung, funktioniert, ist ein funktionierendes Kommunikationsnetz unabdingbare Voraussetzung. Hierfür wiederum ist doppelte Schulung gefragt. Die letzte Komponente im Frühwarnsystem, die eigentliche Alarmierung, gründet daher auf einem adäquaten Ausbildungsstand aller Involvierten. Neben der technischen Infrastruktur muss auch ausreichend Personal vorhanden sein, das die erfassten Daten auswerten, den Lagebericht erstellen und die Warnung ausgeben kann. Unter dem Stichwort
Capacity Building
wurde hier von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) für GITEWS – also in einer Großregion, in der Tsunamiwarnungen bis 2004 unbekannt waren – ein breites Aus- und Weiterbildungsprogramm etabliert. Ziel ist die dauerhafte Etablierung einer zuverlässigen Warn- und Reaktionskette: Warnmeldungen müssen in klare Entscheidungsgrundlagen, Entscheidungshilfen und Handlungsanweisungen umgesetzt und schnellstmöglich an die Behörden und von dort aus an die Bevölkerung weitergegeben werden. Allerdings: Ohne die Mitarbeit einer aufgeklärten und gut geschulten Bevölkerung ist das Frühwarnsystem letzten Endes nutzlos.
    GITEWS hat seine Funktionstüchtigkeit bereits mehrfach bewiesen. Beim Tsunami, der am 25. Oktober 2010 auf ein starkes Erdbeben vor den Pagai-Inseln am Sundabogen folgte, lieferte das System exakte Daten und ermöglichte innerhalb kürzester Zeit eine präzise Frühwarnung an den betroffenen indonesischen Küsten. Nur für die Pagai-Inseln kam jede Warnung zu spät: Durch ihre unmittelbare Nähe zum tsunamiauslösenden Epizentrum traf der Tsunami zeitgleich mit der offiziellen Warnung ein und forderte über 300 Todesopfer. Dies ist freilichnicht die Schuld des Frühwarnsystems: Bei Küsten, die so nahe beim Epizentrum liegen wie die Mentawai- und Pagai-Inseln direkt am seismisch hochaktiven Sundabogen, stößt auch das beste Frühwarnsystem an seine Grenzen.
    Und noch etwas darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden: Zwar hat sich die Erfassung seismischer Daten stark verbessert, aber jeder Tsunami verläuft anders, und immer wieder zeigen sich unerwartete, unbekannte Phänomene. Dies hat vielfach zu unnötigen Warnungen geführt; für den Zeitraum 1949 bis 2000 werden 75 Prozent aller Warnungen als überflüssig bewertet. Diese Fehlwarnungen führen nicht nur zu großen ökonomischen Verlusten, vor allem verliert das Warnsystem an Glaubwürdigkeit – unter Umständen mit fatalen Folgen.
Bauliche Schutzmaßnahmen
    Insbesondere im tsunamigeplagten Japan wurden im Laufe der letzten hundertfünfzig Jahre verschiedene bauliche Strukturen entwickelt, um Tsunamis abzuwehren oder wenigstens ihre Wirkung zu mildern: Mauern, Wellenbrecher, Dämme, Uferbefestigungen, Fluttore, Gebäude mit Wellenbrecher-Funktion und Küstenbewaldung.
    Wellenbrecher sind Mauern, die an Bucht- und Hafeneingängen im Wasser gebaut werden und in der Regel den Eingang bis auf einen Durchlass unterschiedlicher Breite versperren. Primär schützen sie gegen normale Sturmwellen, können jedoch auch die Stärke eines Tsunamis beim Einströmen in einen Hafen mindern, indem sie seine Energie verteilen. Die weit ins Land reichende Ofunato-Bucht (im Nordosten der Hauptinsel Honshū) mit ihren zahlreichen kleinen Nebenbuchten und gleichzeitig mit enger Öffnung zum Ozean zeigt, dass Tsunami-Wellenbrecher eine große Schutzwirkung für lange Küstenabschnitte innerhalb einer relativ geschlossenen Bucht entfalten können. Allerdings verlangen Errichtung und Erhalt der gewaltigen Bauwerke, die sich größtenteils unter Wasser befinden, einen enormen Aufwand. Allein das Fundament des Tsunami-Wellenbrechers am Eingang zum Hafen von Kamaishi,das in einer Wassertiefe von 63 Metern gelegt wurde, besteht aus 7 Millionen Kubikmetern Stein. Zudem ist die Effektivität in keiner Weise garantiert: Ist ein Tsunami höher als der Wellenbrecher, so wird seine tödliche Wirkung nur geringfügig abgeschwächt.
    Mauern und Dämme im Hafen und Inlandbereich können unter günstigen Bedingungen die landwärtige Überflutung reduzieren und die Stärke des Tsunamis durch Verteilung der Energie mindern.
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