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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter
Autoren: H. G. Ewers
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Begeisterung für die Biochemie ihm auch nach der Arbeitszeit manchmal einen Kaffee aufzubrühen pflegte oder ihm mit einigen Handreichungen half, würde um diese Zeit im Bett liegen …
    Endlich raffte Eberlein sich auf.
    „Herein!“
    Es war Sandy Brom.
    „Sandy?“ rief Eberlein erstaunt. „Was machen Sie denn noch.?“
    „Verzeihung, Herr Professor!“ sagte Sandy und schob sich einen Schritt herein. Er wirkte verwirrt, aber Eberlein fiel das nicht auf. „Verzeihung, aber ich … ich glaube, ich habe … ähem …“ Sandy verhaspelte sich und schwieg schließlich.
    Eberlein zögerte und schielte dabei sehnsüchtig auf das Mikroskop. Aber zu guter Letzt entschloß er sich doch, die Arbeit noch zu verschieben und Sandys Geschichte anzuhören, obwohl er zu wissen glaubte, daß es sich um völlig banale Dinge handelte.
    „Nun, Sandy“, sagte er aufmunternd, „welche große Entdeckung haben Sie denn gemacht, daß Sie einen müden, alten Mann deswegen bei der Arbeit stören?“ Er lächelte dabei.
    „Ich bitte nochmals um Verzeihung“, sagte Sandy erneut, „aber ich glaube tatsächlich, etwas Wichtiges … gefunden zu haben.“
    Eberlein rieb sich über die Augen.
    „Her damit, Sandy!“
    Sandy machte auf der Stelle kehrt und verschwand. Eberlein starrte ein wenig verwirrt hinter ihm drein. Er hatte angenommen, Sandy würde irgendeinen Zeitungsausschnitt aus seiner Jackentasche holen und ihm eine Meldung vorlesen, die er nicht verstand und deshalb für wissenschaftlich bedeutsam hielt. Mit Sandys Verschwinden wußte er nichts anzufangen.
    In diesem Moment tauchte Sandy wieder auf.
    Vor sich her schob und rollte er einen grünlichen, elastischen Ball außerordentlicher Größe. Der Ball zischte und dampfte ein wenig. Dicht vor Eberleins Füßen kam er zum Stehen. Der Professor rieb sich die Augen und wollte sich bücken. Er streckte bereits die Hand aus, da hielt ihn Sandys Warnruf zurück.
    „Halt, Professor! Das Ding ist heiß!“
    Erst jetzt, als er indigniert zurückzuckte, bemerkte Eberlein, daß Sandy dicke Handschuhe trug.
    „Heiß …?“ wiederholte er, wenig geistreich dreinblickend.
    Sandy zog die Handschuhe aus und zeigte dem Professor die geröteten Handflächen, auf denen sich erste Brandblasen zu bilden begannen.
    „Als ich es zum ersten Mal anfaßte, habe ich mich ganz schön verbrannt.“
    Unwillkürlich zog Eberlein seine Hände zurück und versteckte sie hinter dem Rücken.
    Aber dann war plötzlich alle Müdigkeit verflogen. Er begann zu ahnen, daß, er hier wirklich auf etwas Bedeutsames gestoßen war – und der Wissenschaftler in ihm würde ihm keine Ruhe lassen, bevor er nicht herausgefunden hatte, was Sandys Fund darstellte.
    Er blickte sich suchend um.
    In Ermangelung eines anderen geeigneten Gegenstandes griff er schließlich nach einem Schaber, näherte sich der Kugel vorsichtig und kratzte rasch über deren Oberfläche. Der Schaber wurde heiß, aber nicht so heiß, daß Eberlein sich die Finger verbrennen konnte. Ein wenig Substanz blieb an ihm haften.
    Hastig entfernte Professor Eberlein das Präparat, das zu untersuchen ihm noch vor wenigen Minuten als das Wichtigste von der Welt erschienen war, und legte die gewonnene Substanz, nachdem er sie zwischen zwei Glasplatten gepreßt hatte, auf den Objektgleittisch. Mit zitternden Händen bewegte er danach den Schlittenrevolver mit den Objektiven und starrte durch das Okular.
    Im nächsten Augenblick fuhr er zurück, wie von der Tarantel gestochen. Er klappte den Projektionszeichenspiegel hoch und schaltete die Beleuchtung an.
    Dann drehte er sich langsam, fast zögernd, um und blickte dorthin, wo an der Wand die reflexfreie Projektionsfläche eingelassen war.
    Sein Kinn klappte nach unten.
    „Lebende Materie“, murmelte er tonlos. „Lebende Materie …“
     
    *
     
    Vernon Bass hatte Fieber, hohes Fieber.
    Sein Gesicht war knallrot, und Schweiß troff von seiner Stirn, rann ihm in die Augen, über die Wangen, über das Kinn.
    Wie ein Betrunkener stierte Vernon Bass auf die belebte Hauptstraße. Seine feuchten Hände umklammerten das Lenkrad, und mit quietschenden Reifen legte sich der Morris in die Kurve. Bass machte sich nichts daraus, daß er die Kreuzung bei Rot überquert hatte, aber Bass konnte sich auch nichts mehr daraus machen, denn Bass war so gut wie tot. Das Fieber verzehrte ihn, aber es produzierte auch die Energien, die das Fremde in Vernon Bass’ Körper brauchte.
    Erst nach langer Irrfahrt sah das Fremde ein,
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