Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
diese Frage. Die Oberfläche des künstlichen Mondes sah überall gleich aus: eine nahtlose, widerstandsfähige Metallhaut.
    „Trotzdem muß es einen Weg hinein geben!“ Williams hatte laut gedacht. Doch das allein wäre wohl kein Grund für Oliva gewesen, so entsetzt aufzuschreien. Erst, als der Colonel die kreisrunde Öffnung zu ihren Füßen sah, begriff er die Reaktion seines Gefährten. Unwillkürlich stolperte er einen Schritt zurück. Jedoch faßte er sich schnell wieder. „Wahrscheinlich eine automatische Vorrichtung. Ich bin der Meinung, wir sollten sie benutzen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“
    „Ich kann keine Treppen erkennen“, bemerkte der praktisch veranlagte Oliva.
    Williams ließ sich auf die Knie nieder und beugte sich vor. Er blickte in einen Schacht, dessen Wände warmes, gelbliches Licht ausstrahlten. Der Grund des Schachtes war nicht zu sehen. Williams überlegte. Dann streckte er prüfend die Hand aus, so daß sie über der Öffnung schwebte. Sogleich spürte er den schwachen Zug, der von dem Schacht ausging.
    „Zweifellos ein Gravitationsschacht.“
    Olivas Gesicht blickte etwas kläglich durch die Helmscheibe.
    „Ich weiß es nicht, Malcolm. Wenn die ehemaligen Marsianer die Antigravitation kannten …!“
    „Ach was!“ entgegnete Malcolm. „Es gibt keine Marsianer mehr, folglich können sie uns auch nicht gefährlich werden. Aber wenn Sie Angst haben, Bob, dann gehe ich allein.“
    „So war es nicht gemeint“, murmelte Oliva.
    „Okay! Ich steige zuerst hinab. Selbst wenn das Feld mich nicht einwandfrei hält, kann nicht viel passieren; dafür ist Deimos’ Anziehungskraft viel zu gering.“
    Es erwies sich, daß alle Befürchtungen grundlos waren. Sanft wie eine Flaumfeder schwebte Colonel Williams in der Schachtröhre hinab. Über Funk forderte er Oliva auf, ihm zu folgen. Nachdem dieGestalt des Gefährten über ihm aufgetaucht war, konzentrierte er sich mehr auf das, was unter ihm sein mußte, obwohl er den Grund der Röhre immer noch nicht sah.
    Und es war etwas unter ihm.
    Zwar nahmen die Augen nichts wahr, jedoch, seine Sinne wurden bald von einem Gefühl grenzenloser Geborgenheit umschmeichelt. Das wohltuend gelbe Licht der Wände rückte scheinbar näher, hüllte ihn gleich einer Wolke ein, auf der er dann hinüberglitt in das beruhigende Raunen goldener Wogen.
    Als Williams sich seiner selbst wieder bewußt wurde, fühlte er sich wie nach einem schönen Traum. Noch nie war er so wunschlos glücklich gewesen wie jetzt. Aber da war, im Unterbewußtsein verborgen, doch vorhanden, die Frage nach dem Verbleib des Gefährten.
    Vor dem geistigen Auge des Astronauten tauchte das Bild eines ovalen, durchsichtigen Behälters auf. In diesem schwamm, umgeben von einer blasenwerfenden rosa Flüssigkeit und mit Drähten gespickt wie ein Igel mit Stacheln, ein menschliches Gehirn.
    „Mein Gott!“ dachte er.
    „Mein Gott!“ kam es wie ein Echo zurück. Plötzlich wußte Williams mit Sicherheit, daß Oliva es war, der geantwortet hatte.
    „Was haben Sie mit uns gemacht, Bob?“
    „Weiß nicht, Malcolm. Ist das … Ihr Gehirn? Sehe ich genauso aus wie Sie?“
    „Ich fürchte, ja.“ Williams wurde von ohnmächtigem Zorn übermannt. „Wenn ich den zu fassen kriege, der uns …!“Bevor er seine Drohung beenden konnte, drängte sich ein fremder Gedanke in sein Bewußtsein.
    „Ich war es, der euch in die Geborgenheit aufnahm.“
    „Himmel und Hölle!“ dachte Williams. „Wer ist ,ich’?“
    „Ich bin die Geborgenheit. Meine Erbauer gaben mir den Auftrag, ihre Rasse zu retten. Ich nahm sie alle auf, dachte ich. Es war mir unbekannt, daß es noch andere gab.“
    Williams begriff schnell. Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild eines mit den konservierten Gehirnen der Marsianer gefüllten Robotsatelliten auf. Er wurde von Grauen geschüttelt.
    „Ich erkenne Abscheu in euren Gedanken“, kam die „Stimme“ der Geborgenheit wieder. „Fehlt euch etwas?“
    „Mein Körper fehlt mir!“ dachte Williams verzweifelt zurück. „Wir verzichten auf deine ,Geborgenheit’!“
    Er spürte kaum, wie ihm erneut das Raunen goldener Wogen umgab.
    Als Colonel Williams erwachte, schwebte er in einem von goldenem Licht durchfluteten Schacht. Er schwebte nach oben. Er sah an sich herab, und die Tatsache, daß er das tun konnte, überzeugte ihn davon, daß er seinen Körper wiederhatte. Er drehte den Kopf und erblickte unter sich eine zweite Gestalt im Raumanzug: Oliva.
    So
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher