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TS 95: Der Weltraum-Krieg

TS 95: Der Weltraum-Krieg

Titel: TS 95: Der Weltraum-Krieg
Autoren: H. G. Ewers
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kreisen, bis der Planet leergebrannt – oder die DHORGA vernichtet war.
    Kelly Johnson beugte sich vor und starrte das funkelnde Diadem unter sich an. Die gläsernen Türme stießen wie grazile Kunstwerke eines Zauberers durch die wenigen hauchzarten Wolkenschleier, die berauschende Komposition der spinnwebzarten Brücken schien auf ihren Saiten eine klagende Melodie anzustimmen: den Schwanengesang lebendiger Schönheit, die für die Ewigkeit geschaffen war und nun im Atomfeuer zu Staub zerblasen werden sollte.
    Verblüfft stellte Johnson fest, daß bereits zwanzig Minuten seit dem Zeitpunkt vergangen waren, an dem Gurma hätte sterben sollen. Er gab sich einen Ruck und streckte die Hände aus.
    Es waren nervige Hände, mager und kraftvoll zugleich, mit straffgespannter Haut und dick hervortretenden Adersträngen.
    Es waren die Hände eines Mörders.
    Kelly Johnson lachte unsicher.
    Er war ja niemals Noel Fitzgerald gewesen! Niemals hatte er gemordet!
    Behutsam zog Johnson die Hände von den Knöpfen der Feuerschaltungen zurück.
    War das, was zu tun er im Begriff stand, etwa kein Mord? Wie sonst sollte man die vorsätzliche Zerstörung vieler Millionen Leben bezeichnen?
    Johnson ertappte sich dabei, wie er die Hamlets mit menschlichen Begriffen bezeichnete, die Wesen, die für jeden Menschen Monster waren, auch für ihn gewesen waren. Noch vor seinem Einsatz hatte es ihm nichts ausgemacht, die Vernichtung Mauks zu planen.
    Aber dazwischen lag eine Ewigkeit.
    Als Noel Fitzgerald hatte Kelly Johnson erkannt, daß die Hamlets trotz aller Andersartigkeit humanoide Wesen waren, deren Moralauffassung und Ethik nicht schlechter waren als die der Menschen.
    Ja, die Hamlets waren Menschen! Zwar nicht auf der Erde entstanden, aber verwandter mit Terranern als die Sandlurche des Mars, des Planeten, der mehr als vier Lichtjahre näher an der Erde lag als die Welten des Sixmoon-Systems.
    Nein, Kelly Johnson brachte es nicht übers Herz, kaltblütig Millionen Piriit-Menschen umzubringen.
    Aber so einfach war die Entscheidung auch wieder nicht, erkannte Johnson. Die Solare Flotte befand sich im Anflug auf das Sixmoon-Reich. Die Fronten waren aufgelöst, deshalb würden sie bis hierher vordringen. Aber sie hätten zwischen den sechs Planeten nur dann Erfolgs– und Oberlebenschancen, wenn er, Kelly Johnson, den Boden schon vorbereitet, die Kampfmoral der Hamlets schon geschwächt hatte.
    Er konnte es drehen und wenden wie er wollte. Schonte er die Hamlets, verriet er dadurch die Menschen des Solaren Weltenbundes. Die Kommandanten und Mannschaften der Solaren Flotte, die sich auf seine Vorarbeit verließen, würden seinen Verrat mit dem Leben bezahlen – und das Solar-System wäre entblößt.
    Einen Herzschlag lang tauchte in Johnson der Wunsch auf, die Stadt Gurma möchte sich wehren. Dann hätte er Grund gehabt, seinerseits zu kämpfen. Im nächsten Augenblick erkannte er die Heuchelei, die in seinen Gedanken lag.
    Nein, ihm blieb nur ein einziger Weg.
    Kelly Johnson stemmte sich an den Lehnen seines Sessels hoch und ging mit schweren Schritten zum Verbindungsschott, das in die Zentrale der Hamlets führte …
     
    *
     
    Die Hamlets lagen wie schlaffe Stoffpuppen in ihren Sesseln.
    Kelly Johnson sah in die fremdartigen Gesichter, deren grelle Buntheit einem staubigen Grau gewichen war. Der Schock der Notschaltung mußte außerordentlich stark gewirkt haben. Johnson machte sich Sorgen, ob er Dhuk wach bekäme.
    Er lud sich den Hamlet auf die Schulter und schleppte ihn hinüber in seine Zentrale. Dort schnallte er ihn in dem zurückgefahrenen Reservesessel an, setzte sich selbst so, daß er ihn im Auge behalten konnte und zog den Schockblaster. Er war froh darüber, daß die Hamlets ihm eine terranische Beutewaffe zugebilligt hatten. Für sie war ja auch kein Risiko dabei gewesen, denn als Telekineten hatten sie einen einzelnen Menschen einwandfrei in ihrer Gewalt – normalerweise …
    Johnson überlegte, ob es ihm gelingen würde, den rein psychischen Schock mit einem kombinierten psychisch-physischen Energieschock aufzuheben.
    Bevor er jedoch zu dem Versuch schritt, programmierte er den Robot-Navigator um. Von jetzt an würde der Navigator das Schiff genau senkrecht abstürzen lassen, wenn Johnson nicht alle fünf Minuten eine ganz bestimmte Silbe in das Aufnahmemikrophon sprach. Als Schlüsseltext verwendete er den Anfang von Schillers „Glocke“. Kein Hamlet würde jemals die nächste Silbe erraten und selbst sprechen
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