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TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
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oder die Menschheit?
    Der Fremde trat ein und unterbrach seine Gedanken. Lautlos sagte er zu ihm:
    „Deine Rasse ist diese Welt nicht wert, aber wir sind gezwungen, ihr eine letzte Chance zu geben. Noch einmal wirst du zurückkehren und versuchen, das Unabänderliche zu verhindern. Vielleicht gelingt es dir diesmal, aber wir wünschen dir kein Glück dazu. Nur hast du jetzt keine zwölf Monate, sondern nur vier Wochen Zeit.“
    „Vier Wochen? Wie soll ich es in so kurzer Zeit schaffen? Das ist ganz ausgeschlossen. Ein Jahr war schon nicht genug …“
    „Wir dürfen die dritte Chance vermindern, nach eigenem Gutdünken. So lautet das Gesetz. Gut, wir mindern sie, indem wir dir weniger Zeit lassen. Willst du aufgeben?“
    „Natürlich nicht!“
    „Dann folge mir.“
    Der Fremde hatte. einen merkwürdig schwebenden Gang, so als träume der Mensch ohne Namen das alles nur. Aber er hatte nicht geträumt. Seine Knie schmerzten noch jetzt vom langen Bücken.
    In einer runden Kuppel stand eine Maschine, in ihrem Kern eine winzige Kabine mit einem Sitz.
    „Die Zeitmaschine“, eröffnete der Fremde. „Steig ein.“
    Sekunden später wurde es dunkel.
     
    *
     
    Fabian – ja, er hieß Fabian. Aber diesmal hatten sie ihn nicht einfach mit dem Raumschiff zur Erde gebracht. Er wußte nicht, wie er hierhergekommen war, aber er kannte diesen Raum.
    Das Gefängnis von Carson City. Seine Erinnerung setzte urplötzlich ein.
    Vier Wochen wollten sie ihn zurückbringen. Und genau vier Wochen vor dem Atomkrieg war er hier in dieser Zelle gewesen, hatte Fellinger seinen Vortrag gehalten, war die Ärztekommission zusammengetreten …
    Sollte sich einfach alles wiederholen? Welchen Sinn sollte das haben? Er wußte doch nun genau, was geschehen würde. Sie würden ihn in die Anstalt bringen, Fellinger würde verschwinden, der Krieg würde ausbrechen …
    Er vermochte seiner Verzweiflung nicht mehr Herr zu werden. Wütend trommelte er mit den Fäusten gegen die schwere Holztür, bis sie zu schmerzen begannen. Niemand kam. Damals war auch niemand gekommen, aber da hatte er auch nicht getrommelt. Es war ein seltsames Gefühl, zwei Erinnerungen zu besitzen.
    In einer halben Stunde etwa wurde er Rogers vorgeführt, der ihm das Ergebnis der psychiatrischen Untersuchung mitteilen würde. Noch am gleichen Tag brachte man ihn dann zu Gallaghers Anstalt.
    Plötzlich wußte er, daß das niemals geschehen dürfe.
    Er mußte es verhindern – aber wie?
    Er setzte sich auf die Pritsche und begann nachzudenken. Von Zeitparadoxien hatte er schon gehört, von Ereignissen, die Gegenwart und Zukunft verändern konnten. Aber auch von den Katastrophen, die sie verursachen konnten. Er mußte es wagen und in Kauf nehmen. Ihm blieb nun keine andere Wahl.
    Mit Liebe, Gewaltlosigkeit und mit Verständnis hatte er es versucht, und er war gescheitert. Nun gut, dies war seine letzte Chance. Diesmal würde er anders vorgehen. Diesmal würde er der Gewalt und Verständnislosigkeit mit gleicher Gewalt begegnen. Wenn der Tod eines oder auch mehrerer Menschen das Schrecklichste verhindern konnte, dann würde er auch ein Mörder werden. Sie zwangen ihn dazu.
    Er war ganz ruhig, als sie ihn holten und durch den bekannten Korridor zu dem Chef der Abwehr brachten.
    General Rogers deutete kühl auf einen Stuhl.
    „Setzen Sie sich. Ich möchte Ihnen das Ergebnis der Untersuchung bekanntgeben und Ihnen mitteilen …“
    „… daß ich nach Ansicht der Experten geistesgestört bin und im höchsten Grad schizophrene Veranlagung habe, nicht wahr? Außerdem werde ich in Gallaghers Anstalt eingewiesen, wenn ich mich recht entsinne. Heute abend noch. Der Gärtner dort heißt Sam, falls Sie das interessiert. Und dort werde ich dann auch von Fellingers sensationeller Rede erfahren, die er heute in der Kongreßhalle hielt. Nun, Sie werden ihn verhaften, auch das weiß ich. Bis zu Beginn des Krieges bleibt er genauso verschwunden wie Harrison und seine Leute. Wollen Sie noch mehr hören?“
    Rogers saß unbeweglich und steif hinter seinem Tisch. Er starrte Fabian an und war sehr blaß geworden. Seine Hände zitterten leicht.
    „Woher wissen Sie das alles?“ flüsterte er mit gebrochener Stimme. „Sie können das ja noch gar nicht wissen! Fellinger wurde eben erst gebracht, von einer Verhaftung ist keine Rede …“
    „Aber Sie werden es tun! Sie beabsichtigen es schon jetzt!“
    „Können Sie Gedanken lesen?“ Rogers schob das Telefon zur Seite, als störe es ihn plötzlich.
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