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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise
Autoren: H. G. Ewers
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stabilen Kreisbahn. Ein Monotransmitter wird dich zurückbringen und – während du den versäumten Schlaf nachholst – treffe ich die Vorbereitungen für den Transport zum Ovvan-Imperium.“
    Hagar nickte bedächtig, als zögere er noch. „Eine Frage habe ich, Gehirn …“
    „Bitte sprich!“
    „Im Statuensaal erklärtest du, die menschliche Rasse wäre nicht auf dem Planeten Drei-Gamma-Alphard entstanden, sondern hätte sich auf einer Welt namens Erde entwickelt. Wie kommt es, daß die Wiege der Menschheit so völlig in Vergessenheit geriet?“
    „Sie begab sich selbst ins Dunkel der Vergessenheit, Hagar. Es war der alte Fehler, zu dem alle Zivilisationen zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Geschichte einmal neigen. Nur – für die Erde gibt es keinen Ausbruch mehr aus der selbstgewählten Isolation. Deine Ahnen, Hagar, haben sich in die von ihnen geschaffenen Maschinen zurückgezogen, unter den schützenden Panzer der Erdkruste.“
    „Du … lebst also …?“
    „Ja, Hagar. Du stehst im Innern der Erde. Sieh dich um! So sieht die Stagnation einer Zivilisation aus! Und nun tritt in den Transmitter zurück – und mache deine Sache gut, Hagar!“
    „Das verspreche ich dir“, murmelte Hagar erschüttert. Er wandte sich um und taumelte benommen in den Transmitterkubus hinein. Seine Füße wollten ihm nicht mehr gehorchen. Er strauchelte. Im Fallen streckte er die Hände vor, konnte jedoch nicht mehr verhindern, daß er unsanft auf dem Bauch landete. Vor Verblüffung vergaß er das Aufstehen.
    „Herzlich willkommen!“ ertönte da die Stimme seines Bordgehirns. „Weshalb stehst du nicht auf? Hast du dich verletzt?“
    „Du falsche Schlange!“ grinste Hagar. „Warte nur, wenn wir wieder auf Vier-Eta sind, dann mußt du mit mir Video-Schach spielen. Dann wird sich zeigen, wer von uns beiden der Klügere ist!“

 
Das große Schweigen
     
    „… Es fährt alles an einen Ort; es ist alles von Staub gemacht und wird wieder zu Staub.“
     
    *
     
    Bereits zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, als noch kein Mensch seinen Fuß auf einen anderen Himmelskörper als die Erde gesetzt hatte, schweiften die Gedanken einiger weniger in die ferne Zukunft. Sie bewiesen, daß menschlicher Geist in der Lage ist, Milliarden von Jahren seiner Zeit vorauszueilen und grundlegende Gesetzmäßigkeiten zu erkennen.
    Solche hervorragenden Theoretiker wie Einstein und Tolman sagten voraus, daß das Universum sich unaufhaltsam dem Wärmetod, der maximalen Entropie nähert. Obwohl ihnen nur ein Bruchteil des Universums bekannt war – bekannt sein konnte – wußten sie, daß, wenn das Weltall in einigen Milliarden Jahren diesen Zustand erreicht haben würde, alle Naturvorgänge aufhören mußten. Dann würde der ganze Weltraum die gleiche Temperatur aufweisen, Energie könnte nicht mehr nutzbar gemacht werden, da das dazu notwendige Gefälle fehlte. Dann gäbe es kein Licht, kein Leben und keine Wärmeunterschiede mehr, sondern nichts als unendliche und unwiderrufliche Stagnation. Selbst die Zeit verschwände, denn Entropie weist auf das Ende meßbarer Zeit hin.
    Wenn die Entwertung der Energie ihren Höhepunkt erreicht hat, wenn die Aufhebung der Ordnung vollendet ist und Entropie keine Steigerung mehr erfahren kann; wenn es keine Ketten von Ursachen und Wirkung mehr gibt, wenn das Universum abgelaufen ist, dann fehlt für einen Zeitablauf das Ziel – dann hört die Zeit auf.
     
    *
     
    Oa-Oa hatte die Gemeinschaft verlassen, die sich gleich einem dahinwelkenden Blütenkranz um den Sa-Nebel Jamot 384 619 drängte, um an seinem ersterbenden Feuer Licht und Wärme zu finden. Eine aus dem Innern des Nebels hervorbrechende Energiefontäne hatte ihm genügend Kraftreserven für seine weite Reise durch die zeitlose Dimension gegeben.
    Nun bildete sich Oa-Oas Körper neu und drang ins Normaluniversum ein. Nahezu auf seine geringste Ausdehnung war er zusammengeschrumpft; und er wußte, daß es für ihn keine Rückkehr zur Gemeinschaft mehr geben konnte, denn die Sonnen der vor ihm liegenden Galaxis waren nur noch Schatten ihrer selbst. Auseinanderstrebende, sich im Nichts verlierende Gaswolken, würde sie ihm nicht mehr genügend Energie spenden können. Doch Oa-Oa hatte das bereits gewußt, als er den Entschluß zum Antritt seiner letzten Reise faßte. Gleichmütig nahm er es hin, daß er früher vergehen würde als die Gemeinschaft – wenn er nur sein Ziel erreichte.
    Oa-Oa streckte seine Erkundungstentakel zitternd in die Kälte
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