Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
„Ein Meteor, was sonst? Bringen Sie die beiden Ereignisse etwa in einen Zusammenhang miteinander?“
    „Ich denke nur darüber nach, Inspektor, und das sollten Sie, glaube ich, auch tun. Die Himmelserscheinung war nämlich kein Meteor. Diese Auskunft gab mir jedenfalls das Yerkes-Observatorium in Williams-Bay.“
    „Und welchen Zusammenhang sehen die Astronomen?“
    „Keinen, Inspektor. Oder denken Sie, ich hätte denen etwas von unserem Problem gesagt? Davon darf vorläufig nichts an die Öffentlichkeit sickern. Wir jedenfalls sollten uns ernsthaft überlegen, was phantastischer wäre, das Auftauchen eines leibhaftigen Gespenstes – oder die Landung eines nichtirdischen Wesens.“
    „Nichtirdischen Wesens …?“ Thorcraft sprang erregt auf. Dann schüttelte er heftig den Kopf. „Entschuldigen Sie, Professor, aber daran kann ich nicht glauben. Was sollte es bei uns wollen?“
    „Raten Sie mal, Inspektor!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Psychologe.
    Thorcraft blickte ihm sinnend nach. Dann preßte er die Lippen zusammen. „Langsam beginne ich an meinem Verstand zu zweifeln“, murmelte er. „Na, egal! Jetzt muß ich wohl oder übel meinen Bericht für den Gouverneur schreiben.“
    Nach einer halben Stunde konnte Inspektor Thorcraft seinen Namenszug unter das streng geheime Dokument setzen und die Beförderung durch Kurier veranlassen. Er hatte an alles gedacht, denn, was seine Arbeit anging, war Thorcraft pedantisch genau. Auch Tobys Warnung hatte er nicht vergessen. Dreimal rot unterstrichen stand sie am Ende des Berichts.
    Aber wer liest denn schon ein Schriftstück von unten nach oben?
     
    *
     
    Der Gouverneur befand sich noch in seinem Büro in Cheyenne, der Hauptstadt des Staates Wyoming, als der Bericht des Inspektors ihn erreichte. Er befahl dem Kurier, einem stämmigen Sergeanten, im Vorzimmer auf eine eventuelle Antwort zu warten und setzte sich ächzend hinter seinen riesigen Schreibtisch. Seine Gedanken waren alles andere als freundlich. Der fragliche Vorfall hatte sich in einem Gebiet ereignet, in dem die Grenzen von Wyoming und South-Dakota zusammenstießen. Knapp dreihundert Meter weiter östlich, und sein Kollege in Pierre hätte den Ärger auf dem Hals gehabt.
    „… muß Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, daß die Suchkommandos noch keine Spur des geheimnisvollen Wesens gefunden haben. Angesichts der Gefahr einer Panik empfehle ich jedoch strenge Geheimhaltung der Ereignisse.“
    „Strenge Geheimhaltung!“ Der Gouverneur stieß zornig blaue Dampfwolken aus seiner klobigen Maiskolbenpfeife. „Dieser Thorcraft denkt wohl, er wäre schlauer als ich!“ Mit grimmigem Gesicht las er weiter: „Wie der Zeuge Toby Warwick aussagte, trat die Verwandlung stets als Wirkung eines scheinbar sinnlosen Wortes ein, das er mit ,Tatvamahsi’ …“
    Hier brach das, was einmal der Gouverneur des Bundesstaates Wyoming gewesen war, mitten im Satz ab. Ein blauer Rauchring stieg aus der Maiskolbenpfeife, die noch einen Augenblick mit dem Mundstück in einem grünlichen Gallertkegel verharrte und dann auf den Boden fiel.
    Als die Sekretärin nach einer halben Stunde zaghaft an die Tür klopfte, erhielt sie keine Antwort. Sie zögerte noch einige Sekunden, dann öffnete sie entschlossen die Tür. Mit einem schrillen Schrei sank sie in Ohnmacht, dem hinzubringenden Sergeanten direkt in die Arms. Sergeant Hawkins bettete sie vorsichtig in einen Sessel und trat ins Arbeitszimmer ein. Das einzige, was er beim Anblick des grünen Gallertkegels hervorbrachte, waren die pietätlosen Worte: „So ein Idiot! Jetzt habe ich die Scherereien!“ Er stapfte wütend zum Telefon und verlangte eine Verbindung mit Inspektor Thorcraft.
     
    *
     
    Die Indiskretion von Reportern ist so sprichwörtlich, daß eine besondere Betonung sich erübrigt. Das wäre ein schlechter Reporter, der nicht hinter selbst die geheimsten Staatsgeheimnisse käme.
    Roland Dénoyer, verantwortlich für den Sendeplan des erst kürzlich eröffneten Fernsehstudios von Kaycee, hatte kein schlechtes Gewissen, als er dem Sprecher des Abendprogramms die sorgfältig ausgearbeitete Sondermeldung überreichte. Dénoyer hielt es für seine patriotische Pflicht, die Bürger seines Staates über die Gefahr aufzuklären, in der sie zufolge ihrer Ahnungslosigkeit schwebten.
    Vielleicht wäre manches Unheil verhütet worden, wenn Ernest Hobble, von seinen Kollegen der schöne Ernest genannt, nicht die schlechte Angewohnheit besessen hätte, sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher