Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
zu drei Tagen in der Zukunft lagen; alle Ereignisse, die seinem neunzehnjährigen Geist zugänglich waren. Die Möglichkeiten auszubilden, so daß sich das Spektrum der erfaßbaren Dinge erweiterte – das war bei den meisten der Schüler die einzige Aufgabe der Lehrer.
    Einen halben Tag später prallten die Schiffe aufeinander.
    Der Kampf war grauenhaft.
     
    *
     
    Der Kapitän stand neben McKinney auf der Brücke und gab eine Reihe von Befehlen durch, die das gesamte Schiff in die planvolle Unordnung eines Ameisenhaufens stürzten.
    Es war nicht der erste Kampf, den die Besatzung der Hunting Bow zu bestehen hatte. Mindestens zwanzig siegreiche Schlachten waren dem heutigen Tag vorausgegangen, trotzdem schien es, als wäre es die letzte Auseinandersetzung, die von der tapferen irdischen Besatzung geliefert würde.
    Vier Schiffe, von denen ein jedes fast die Masse und die Größe der Hunting Bow aufwies, flogen in Formation dem Terra-Schiff entgegen. Die eigentliche Begegnung hatte jedoch schon früher stattgefunden. Ferntastgeräte hatten den Gegner erfaßt, kurz nachdem Carel McKinney die Warnung durchgegeben hatte. Das hieß, daß gegenüber den vier feindlichen Schiffen der Träger einen gewissen Vorteil besaß, den Vorteil der entschlossenen Bereitschaft.
    „Wir werden ihnen einen Kampf liefern, Männer, der sogar uns neu sein dürfte. Immerhin sind wir die Vertreter einer Rasse, die noch niemals eine kriegerische Auseinandersetzung gescheut hat, wenn es um den Fortbestand der Art ging. Und wir sind sehr wohl in der Lage, ihnen einen erbitterten Kampf zu liefern. Wartet auf meine Kommandos!“
    Diese Worte hallten durch jeden Raum des Schiffes, ausgenommen die Räume, in denen die Schüler untergebracht waren.
    Die Brücke eines Kampfschiffes ist eine Einrichtung, für die es wenig Vergleiche gibt. Eine Hohlkugel, aus lauter Schirmen gebildet, die konkav gekrümmt waren. Ein stählerner Steg führte in die Mitte des Raumes; auf diesem Steg standen drei Sessel und ein Schaltpult, dessen geringe Abmessungen in keinem Verhältnis zu den Funktionen standen. Die Sessel waren so angeordnet, daß jeder Sitzende die gesamte Kugelinnenfläche beobachten konnte.
    McKinney drehte sich plötzlich um, warf einen kurzen Blick auf die vier Schiffe, die sich mit weit geöffneten Geschützpforten näherten und verließ die Brücke. Wie ein Gehetzter lief er durch endlose Gänge, in denen die Notbeleuchtung brannte, fuhr mit einem Lift drei Ebenen tiefer, rannte wieder einen Gang hinunter und riß dann die Tür eines kleinen Passagierraumes auf.
    Huitzinga, Markus, Aldred und Hidalgo saßen in ihren Betten und starrten McKinney an.
    „Jungens – ich benötige eure Hilfe.“ Dann, nach einer kurzen Phase atemlosen Überlegens: „Arno Markus, bist du heute in Form?“
    „Ich denke schon, Chef“, sagte der einundzwanzigjährige Däne und schwang seine Beine über die Bettkante. „Was soll’s?“
    „Ich glaube, du bist derjenige, der die Funktionen und die Möglichkeiten eines Schlachtschiffes einigermaßen begreift. Ist es so?“
    „Aber sicher, Chef“, sagte Arno und fuhr sich über seinen blonden Schopf. Wachsame, blaue Augen sahen McKinney an.
    „Komm bitte mit mir auf die Brücke. Wir können diese Schlacht für uns entscheiden, wenn wir die Reaktionen des Gegners genau kennen. Machst du mit?“
    „Keine Frage, Chef. Eine Sekunde.“
    Binnen kürzester Zeit war Arno angezogen und lief hinter McKinney her. Carel schickte eine beruhigende Botschaft an die drei zurückbleibenden Kinder. Nicht ganz zwei Minuten später befanden sich der junge Däne und der irische Major wieder auf der Brücke des Schlachtschiffes. Gerade schwang das riesige Schiff langsam herum und bot seinen vier glänzenden Gegnern die Breitseite; der Kapitän saß vor den Knöpfen der Steuerung und den Mikrophonen der Kommunikationsanlage.
    Arnos Stimme klang aufgeregt, als er sagte:
    „Das nächste Schiff, jenes dort, Kapitän, wird in ungefähr zehn Sekunden von oben herunterstoßen und die Düsen der Hunting Bow unter Feuer nehmen. Sie kommen ihm besser etwas zuvor und schießen, wenn es gerade an unserem Schiff vorbeizieht, Sir!“
    Der Kapitän drehte sich ruckartig mit seinem Sessel um, starrte auf Arno Markus und bekam einen roten Kopf. Dann erfaßte sein schneller Blick den Iren, und er beruhigte sich wieder. Aber stets blieben seine Augen auf dem Geschehen hängen, das auf den unzähligen Schienen abrollte.
    „Wer … ach Sie, McKinney.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher