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TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten

TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten

Titel: TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten
Autoren: Murray Leinster
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Einzelheiten.“
    Soames bemühte sich, mit kühler Sachlichkeit zu antworten. „Ich habe ein Objekt entdeckt, das erst gar nicht vorhanden war. Das widerspricht an sich dem gesunden Menschenverstand, ist aber nicht auf einen technischen Fehler zurückzuführen, denn nach dem Auftauchen des Flugkörpers arbeiteten die Geräte wieder normal. Eine Erklärung kann ich eigentlich nicht abgeben. Ich stehe genau wie Sie vor einem Rätsel. Ein Flugzeug oder ein Fernlenkgeschoß kann es nicht gewesen sein, denn die tauchen nicht plötzlich aus dem Nichts auf. Für einen Meteor war das Objekt aber zu langsam. Außerdem änderte es mehrmals den Kurs und stieg sogar nach oben. Ein ballistisches Geschoß kann seine Bahn aber nicht ändern. Außerdem würden die ionisierten Gase die Radarstrahlen reflektieren und so die Spur sichtbar machen.“
    Soames unterbrach seine Erklärungen und sah auf die Uhr. „Passen Sie auf! Die ersten Anzeichen haben sich vor genau sechseinhalb Minuten bemerkbar gemacht. Der Schall legt in fünf Sekunden eine Meile zurück. In zehn Sekunden muß die Schallwelle hier sein. Achtung! Noch acht Sekunden … sechs … vier … zwei … eins …“
    Er lauschte angespannt.
    „Jetzt!“ Durch das klirrende Singen der vom Wind gegen den Beobachtungsturm getriebenen Schneekristalle drang ein tiefes, grollendes Dröhnen.
    Das langgezogene Grollen erstarb.
    „Die Schockwelle!“ sagte Soames atemlos. „Sie erreichte uns vierhundert Sekunden nach der statischen Entladung. Die Messung stimmt also: es sind genau achtzig Meilen. Ein Geräusch, das diese Strecke zurücklegt, muß außerordentlich laut gewesen sein. Was man nach achtzig Meilen noch als Erdbebenwelle deutlich spürt, muß am Ausgangspunkt schon eine erhebliche Erschütterung der Erdoberfläche sein. Das Erstaunlichste ist aber die gewaltige Entladung. Ich glaube, wir sind in dieser Nacht Zeugen eines bemerkenswerten Ereignisses geworden.“
    „Ist es soweit?“ fragte Gail atemlos. „Es kann doch nur die Explosion einer Kernwaffe gewesen sein.“
    Soames schüttelte den Kopf. „Das hätte einen Feuerball gegeben. Außerdem hätten sich die Meßinstrumente nicht so schnell beruhigt. Ferner können auch bei einer Atomexplosion keine Gegenstände aus dem Nichts entstehen. Nach meiner Meinung handelt es sich um einen Flugkörper. Um ein Flugobjekt, das seine Geschwindigkeit und Richtung so unwahrscheinlich schnell ändern kann, sollte man sich unbedingt kümmern.“
    „Könnte es ein Raumschiff von einem anderen Planeten sein?“ fragte Gail erwartungsvoll.
    „Das hätte wie ein Meteor aus dem Weltraum kommen müssen. Zufällig wissen wir sehr genau, daß das nicht der Fall war.“
    „Möglicherweise ist es eine neue Geheimwaffe“, ließ sich Captain Moggs vernehmen. „Ich muß mich sofort mit Washington in Verbindung setzen und um Anweisungen bitten.“
    „Vielleicht sollten Sie damit noch etwas warten, Captain“, widersprach Soames. „Wer Befehle hat, muß sich dann auch daran halten und verliert seine Freiheit. Gerade in diesem Fall müssen wir aber volle Bewegungs- und Entschlußfreiheit haben. Die Absturzstelle ist uns ziemlich genau bekannt. Wir müssen handeln, bevor der Schnee alle Spuren verwischt hat.“
    „Was schlagen Sie vor?“
    „Es ist auf jeden Fall besser, erst etwas zu finden und dann erst eine Meldung zu machen.“
    „Werden wir die Erlaubnis dazu bekommen?“ fragte Gail zweifelnd.
    „Bestimmt. Sie wollten doch eine kleine Geschichte über Pinguine schreiben. Ich werde Sie morgen in einem Hubschrauber zu einem Brutplatz der Pinguine fliegen. Kein Mensch wird Verdacht schöpfen. Niemand wird verhindern können, daß wir uns verfliegen und zufällig an der Stelle landen, an der der Großvater aller statischen Entladungen samt Detonationswelle und Erdbeben abgestürzt sein muß. Vielleicht können wir dabei interessante Entdeckungen machen.“
    Captain Moggs mußte erst einige Bedenken überwinden, erklärte sich dann aber zögernd zur Teilnahme an der heimlichen Expedition bereit. „Es ist auf keinen Fall vorschriftsmäßig, aber wahrscheinlich vernünftig“, murmelte sie.
    „Es ist immer besser, etwas zu melden, was man wirklich gefunden hat, als etwas zu melden, was man nachher nicht beweisen kann“, sagte Soames tröstend. „Bisher können wir noch nicht viel aussagen. Jeder wird denken, wir hätten den Verstand verloren.“
    „Aber Sie haben doch ganz bestimmte Vorstellungen, nicht wahr, Mr. Soames?“
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