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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten
Autoren: Sam Merwin jr.
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„Nein, Elspeth, er würde sich zwar sicherlich für Rom interessieren, aber für einen Techniker ist dort nicht viel zu holen – über die römische Baukunst wissen wir nämlich schon genug. Was wir verloren haben, ist ein Großteil ihrer Kultur, ihr täglicher Sprachgebrauch, die Art und Weise, wie sie dachten und fühlten.“
    Das waren die Worte, die Elspeth am deutlichsten in ihrem Gedächtnis haften geblieben waren. Die Warnung erinnerte sie an Gnaius Laconius und seine häufigen Hinweise auf Dinge, die er nicht wissen durfte.
    Vielleicht war Gnaius ein Bestandteil dieses irgendwie verschobenen Bildes; denn irgendeine Verschiebung mußte vorliegen, um diesen plötzlichen Aufmarsch von Militär zu erklären. Sie sah einen Mann in der Uniform eines Commanders hinter dem Schreibtisch aufstehen und ihr die Hand entgegenstrecken.
    „Miß Marriner, Mr. Horelle hat mich gebeten, Sie von ihm zu grüßen. Ich bin Commander de Mestres, und ich hoffe, man hat Sie bereits über die Lage informiert. Es sieht unmöglich aus.“

 
2.
     
    Elspeth versuchte, den Commander in eine Kategorie einzustufen. Seinem Akzent nach zu schließen, stammte er aus dem nordamerikanischen Mittelwesten. Sein Gesicht und seine Haltung waren die eines Berufssoldaten, ein Leben lang daran gewohnt, Befehle zu erhalten und zu erteilen. Und doch straften die empfindlichen Linien um seinen Mund, das wache Leuchten seiner Augen diesen ersten Eindruck Lügen – ließen auf einen Mann schließen, der sich innerlich gegen die starre Routine seines Berufs auflehnte.
    „Ich fürchte, ich muß Sie enttäuschen, Commander“, meinte Elspeth. „Ich habe, seit ich hier bin, überhaupt keine Nachrichten mehr erhalten – und das sind schon drei Monate.“
    De Mestres beugte sich etwas vor, wobei die Orden auf seinem Uniformrock klirrten. Dann meinte er: „Seitdem ist eine ganze Menge passiert. Schade, daß Sie noch nichts davon gehört haben. Aber so ist es eben.“ Er sah sie lange an.
    „Dann erzählen Sie es mir, Commander“, bat Elspeth. „Vielleicht kann ich Ihnen auch irgendwie helfen. Aber meine Mission war natürlich in erster Linie eine kulturelle.“
    „Wie Sie wissen“, begann er, „ist allein schon die Existenz dieses anachronistischen Planeten etwas noch nie Dagewesenes.“ Als sie nickte, fuhr er fort: „Sie sind sich darüber im klaren, daß das eine wahre Fundgrube an unerschlossenen Bodenschätzen ist – eine Fundgrube in einem Ausmaß, wie sie noch keine andere Welt bisher gekannt hat.
    Aber Antik scheint einen Gegenpol zu besitzen. Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was ich damit meine.“ Er strich sich eine graue Strähne aus der Stirn und lächelte. „Die Katastrophe, die zu dem heutigen Zustand auf Antik geführt hat, scheint in einem direkt entgegengesetzt liegenden Wahrscheinlichkeitssektor einen Gegeneffekt erzeugt zu haben. Dort verbrannte eine Anzahl von Welten zu Asche, nachdem die Atmosphäre die direkte Sonneneinstrahlung nicht mehr dämpfen konnte.
    Eine davon jedoch überlebte. Da sie praktisch ohne die letzte Eiszeit wegkam, entwickelte sie sich, wie es so schön heißt, sprunghaft. Mit anderen Worten, sie liegt jetzt schon praktisch in den letzten Zügen. Ein Großteil ihrer Landoberfläche ist seit Jahrhunderten demzufolge radioaktiv verseucht. Auch die Tatsache, daß die Wächter sie in letzter Zeit entdeckt haben, hilft nicht viel weiter. Der Name dieser Welt ist übrigens Herzland, denn nur in einem Areal, das etwa Westasien, Mitteleuropa und dem Mittelmeergebiet entspricht, hat sich Leben erhalten können.“
    „Sozusagen eine Rückkehr in den Mutterleib“, sagte Elspeth atemlos.
    De Mestres sah sie einen Augenblick verwirrt an und nickte dann. „Richtig“, pflichtete er ihr bei. „Von ein paar kleinen Variationen abgesehen, ist nur die Wiege dessen, was wir die „westliche Zivilisation“ nennen, übriggeblieben. Und um die Analogie fortzuführen, muß man noch sagen, daß das, was übrigblieb, ein Matriarchat ist. Als die Männer praktisch erledigt waren, bekamen die Frauen den Jammer satt und setzten sich selbst ans Ruder.“
    „Das klingt wie eine ideale Welt“, sagte Elspeth ruhig.
    Der Commander sah sie an und lächelte. „Sie können mir glauben, daß sie das nicht ist. Unsere Leute tun, was sie können, um Herzland wieder auf die Beine zu bringen, aber die ersten Agenten, die es besuchten, haben einige grundlegende Fehler gemacht. So wurde zum Beispiel ein Mann zum Lokal-Agenten
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