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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende
Autoren: Kurt Mahr
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hinweg weiter nach Süden, bis er glaubte, sich aus dem Bereich der Taster entfernt zu haben, schlug dann einen weiten Bogen und kehrte fünfzig Kilometer weiter westlich auf Parallelkurs nach Ulan zurück. Da er nicht mehr erwarten konnte, Foley und Viviers am Regierungsgebäude zu treffen, landete er auf dem Ho-Tsiang-Platz und fand die beiden Freunde am Fuß der Siegessäule. Keiner von ihnen hatte irgend etwas entdecken können, was auf Chet Farrens Verbleib hinwies. Pete O’Neill erstattete kurzen Bericht, und Warren und Jaune waren mit ihm einig, daß Farren nach aller Wahrscheinlichkeit mit dem Transporter weggebracht worden sei.
    „Also müssen wir nach Wei-Pu“, erklärte Warren Foley.
    Pete O’Neill nickte.
    „Aber wir müssen vorsichtig sein“, gab er zu bedenken. „Zweierlei Dinge sind möglich: daß Farrens Signal registriert worden ist und daß der Transporter mich beobachtet hat. Die Chancen sind neunundneunzig zu eins, daß wir in Wei-Pu schon erwartet werden. Wir müssen uns darauf einrichten. Zerbrecht euch die Köpfe, wie wir das anstellen können.“
     
    *
     
    Stunden vergingen, während der die drei Gefangenen sich weidlich mühten, ihre Fesseln zu lockern oder sich ihrer ganz zu entledigen. Aber sie machten nicht einmal den kleinsten Fortschritt. Chet Farren kam nicht dazu, seinen Kodesender ein zweites Mal zu bedienen.
    Daß man sie gefesselt hatte, anstatt sie zu schocken, schien ihnen zu beweisen, daß man beabsichtigte, sie einem Verhör zu unterziehen. Von einer Minute zur anderen warteten sie darauf, daß man sie abholte; aber die Stunden verrannen, ohne daß etwas geschah.
     
    *
     
    Wesentlich aufregender war die gleiche Zeitspanne für Kommissar Liu-Sü. Einer seiner Funker hatte Farrens Kodesignal registriert, und der Pilot des Transporters meldete, daß er ein Girotaxi beobachtet habe, das seiner Maschine wenigstens vom Raumhafen aus gefolgt war. Allerdings war er nicht sicher, ob es sich nicht doch um einen völlig harmlosen Verkehrsteilnehmer gehandelt hatte; denn das Taxi war über Wei-Pu hinweg wenigstens noch hundert Kilometer nach Süden geflogen. Dort verloren es die Taster von den Schirmen.
    Liu-Sü fuhr daraufhin ebenfalls nach Wei-Pu. Der kleine Ort, nur aus acht Häusern bestehend und ein Überbleibsel aus der Zeit der ersten Kolonisation, war fest in der Hand der MANDELBLÜTE. Die ursprünglichen Besitzer der Häuser waren ausgekauft worden und weggezogen. Wei-Pu diente der Vereinigung als Waffen- und Materiallager in der Nähe der Hauptstadt Ulan.
    Der Mann, auf den Liu-Sü wartete und von dem er wußte, daß er die Gefangenen verhören wolle, war das Oberhaupt der MANDELBLÜTE. Die MANDELBLÜTE war, dem Charakter ihres Ziels entsprechend, keineswegs eine demokratische Vereinigung. Das Oberhaupt, von einem aus wenigen Einflußreichen bestehenden Rat gewählt, hatte nahezu diktatorische Macht. Liu-Sü erhoffte sich von ihm eine Belobigung wegen der reibungslosen Einbringung drei so wichtiger Gefangener. Allerdings war er sicher, daß er das Oberhaupt auch bei dieser Gelegenheit nicht zu Gesicht bekommen werde. Ein so gefährdeter Mann zeigte sich selbst seinen treuesten Untergebenen niemals so, daß sie ihn an anderer Stelle hätten wiedererkennen können.
    Seit zwei Tagen war auf die Ergreifung des MANDELBLÜTEN-Oberhauptes eine Belohnung von zwei Millionen Credits ausgesetzt – ein Betrag, der vielleicht selbst den Getreuesten zum Verrat verleiten mochte.
    Der Verlust des Oberhauptes aber würde für die MANDELBLÜTE einen vernichtenden Schlag bedeuten.
    Liu-Sü bereitete die Tatsache, daß es ihm nicht gelungen war, Chet Farrens Mitarbeiter zu fangen und festzusetzen, eine Menge Sorgen. Liu-Sü war Chauvinist, aber nicht so dumm, daß er daran gezweifelt hätte, drei Agenten des irdischen Geheimdienstes könnten ihm, auch wenn er von ihrer Anwesenheit wußte und ihre Absichten kannte, erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
    Es hatte keinen Sinn, die weite, gras- und buschbestandene Ebene zwischen Wei-Pu und dem Raumhafen überwachen zu lassen. Erstens gab es dafür in dem kleinen Dorf nicht genügend Leute, und zweitens würden Farrens Männer, wenn sie kamen, sich von irgendwoher, nur nicht von Norden nähern. Liu-Sü konnte nichts anderes tun, als alle Funkerposten zu besetzen und die direkte Umgebung des Dorfes mit Ultrarotscheinwerfern anstrahlen zu lassen.
    Er wünschte sich den Morgen herbei, um einen besseren Überblick zu haben; aber noch lange bevor
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