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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende
Autoren: Kurt Mahr
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stehen; denn mehrere Male war die eine oder andere Suchgruppe schon wenige Sekunden, nachdem das Signal empfangen worden war, am Peilort. Aber selbst diese wenigen Sekunden hatten dem Feind offenbar ausgereicht, um sich spurlos davonzuschleichen.
    Seit einer Viertelstunde bewegten sich die Sender anscheinend nicht mehr. Die Signale kamen in regelmäßigen Abständen von stets denselben Stellen. Aber diese Stellen lagen mitten in ausgedehnten Buschgruppen. Mit den Suchfahrzeugen war dort wenig auszurichten. Die Männer mußten landen, aussteigen und die Büsche zu Fuß durchkämmen.
    Aus Ulan waren in der Zwischenzeit zwei Meldungen eingetroffen. Die erste besagte, daß die MANDELBLÜTE die Regierungsgewalt offiziell übernommen und einer Reihe von weißen Welten, unter anderem der Erde, den Krieg erklärt habe.
    Die zweite betraf Liu-Sü selbst und wies daraufhin, daß das Oberhaupt der Vereinigung etwa um neun Uhr morgens in Wei-Pu eintreffen und das Verhör der Gefangenen persönlich leiten werde. Es war daran gedacht, die Gefangenen nach dem Verhör mit in die Stadt zu nehmen, damit das Volk an ihnen – besonders an Chet Farren, dem Attentäter auf das Himmlische Tor – seine Wut auslassen könne.
    Für Liu-Sü warf sich die Frage auf, ob es ihm bis neun Uhr gelungen sein würde, Farrens dreier Männer habhaft zu werden, so daß er für die Sicherheit des Oberhauptes die nötigen Garantien liefern könne.
    Er schickte weitere Suchgruppen aus und entblößte das Dorf bis auf die Funker und zwei Mann an den Ultrarotscheinwerfern. Der Tag stieg langsam herauf, und der Kommissar hoffte, auch diese zwei in einer halben Stunde entbehren zu können.
    Bevor die Hälfte dieser Zeit um war, flammte in westlicher Richtung eine Buschgruppe auf, etwa einen halben Kilometer von Liu-Süs Haus entfernt, und setzte das umliegende Grasland in Brand. Das Feuer war nicht gefährlich; das Gras war feucht und würde nicht lange brennen. Aber auf den Ultrarotsuchern erschienen große, weiße Flecken, die das eigentliche Bild völlig verdeckten.
    Liu-Sü dachte sofort an eine Finte. Drei der Suchgruppen, die mittlerweile unterwegs waren, rief er zurück und ließ sie den Brand beobachten.
    Kaum hatte er den Befehl gegeben, da meldete vom Südrand des Dorfes einer der beiden Ultrarotbeobachter, daß er zwischen zwei Buschinseln die Gestalten zweier Männer gesehen habe. Liu-Sü teilte die Suchgruppen abermals; aber weder bei den Büschen, noch in der Umgebung des brennenden Grasfleckens wurde eine weitere Spur von Farrens Leuten gefunden.
    Inzwischen erfüllten aber Liu-Süs eigene Männer die Ultrarotschirme mit solchem Durcheinander, daß es den Beobachtern schwer wurde, zwischen eigenen Leuten und Gegnern zu unterscheiden. Einmal glaubten sie, dicht vor dem Dorf eine einzelne Gestalt gesehen zu haben, und Liu-Sü rief daraufhin seine Trupps ebenfalls näher heran.
    Seine Unruhe war unterdessen soweit gewachsen, daß er nicht mehr zu erkennen vermochte, daß er gerade dadurch dem Feind die größte Hilfe leistete.
     
    *
     
    Für Jaune Viviers, Warren Foley und Pete O’Neill wurde die Annäherung an Wei-Pu zu einer Art Hasenjagd, bei der sie selbst die Hasen waren. Sie konnten zunächst nur hoffen, daß Liu-Sü so reagieren würde, wie sie es gerne gehabt hätten, und als er es dann schließlich tat, hatten sie Mühe, den Häschern jedesmal im letzten Augenblick noch zu entgehen, in den Büschen unterzutauchen und weiter an das Dorf heranzukommen.
    Das Halbdunkel der Dämmerung leistete ihnen Hilfe. Am hellichten Tage hätten sie solche Manöver, wie sie sie jetzt vollführten, niemals wagen dürfen.
    Den Schmerz in den Beinen hatten sie längst vergessen; aber sie spürten, daß sie sich nicht mehr lange würden hin- und herhetzen lassen können. Der Körper hatte keine Energiereserven mehr.
     
    *
     
    Liu-Sü geriet in Verzweiflung. Zwar war es noch nicht später als sechs Uhr; aber nachdem seine Leute nun schon zwei Stunden lang erfolglos gewesen waren, mußte er damit rechnen, daß sie es auch bis neun Uhr noch sein würden.
    Er zog in Betracht, daß er Hilfe aus der Stadt anfordern könne. Aber dadurch hätte man dort erfahren, daß er sich in Schwierigkeiten befand, und Liu-Sü lag eigentlich nichts anderes im Sinn, als sich beliebt zu machen.
    Er drohte seinen Leuten Strafe an, wenn sie nicht bald den ersten Erfolg meldeten, er belegte sie mit Schimpfnamen und tobte wie ein Wilder. Er führte Funkgespräche am laufenden
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