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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende
Autoren: Kurt Mahr
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bestrichen das ganze Zimmer, und die Entfernung von Chet bis zum nächsten Polizisten betrug mehr als sechs Meter.
    Selbst, wenn er den Beta-Verstärker noch gehabt hätte, er hätte ihm nichts genützt. Mehr als einen Gegner konnte man damit nicht ausschalten.
    Chet setzte sich auf seinem Stuhl zurecht und berührte dabei wie unabsichtlich die rechte Kniekehle. Das Kodesignal, das der Mikrosender daraufhin ausstrahlte, würde wahrscheinlich geortet werden. Aber im Augenblick war keine Zeit mehr, für Warren, Pete und Jaune die günstigste Gelegenheit zum Eingreifen abzuwarten. Sie mußten jetzt handeln. Der Gegner wußte, daß sie handeln würden. Wie sie sich zurechtfanden, war ihre eigene Sache; Chet konnte sich nicht mehr darum kümmern.
    Etwa zehn Minuten vergingen, bevor die Tür sich öffnete und der Mann hereintrat, der für den Abtransport der Gefangenen zuständig war. Chet konnte seine Überraschung nicht ganz verbergen, als er ihn sah. Er pfiff leise zwischen den Zähnen hindurch und sagte spöttisch:
    „Sie sind das also, der hier in Ulan die Geschäfte für die MANDELBLÜTE erledigt!“
    „Sie sind ein schlauer Mann, Mr. Farren“, nickte Kommissar Liu-Sü grinsend.
     
    *
     
    Liu-Sü ließ seine Gefangenen fesseln, so daß sie außer den Augenlidern und der Zunge keinen Muskel mehr bewegen konnten. Chet hatte keine Möglichkeit mehr, den Mikrosender in der Kniekehle zu bedienen und seinen drei Männern weitere Peilsignale zu geben. Wenn sie sich auf das erste hin nicht sofort orientiert hatten, dann war die Lage ziemlich aussichtslos.
    Liu-Süs Auftreten gab Chet Farren zu denken. Eine Reihe von Dingen, die er bisher für glückliche Zufälle gehalten hatte, erschienen ihm plötzlich gar nicht mehr so zufällig, sondern als Ergebnisse einer kühnen Planung.
    Er versuchte zu erfahren, wohin Liu-Sü sie bringen ließ; aber es gab keine Möglichkeit dazu. Sie wurden auf dem Innenhof des Verwaltungsgebäudes in ein allseits geschlossenes Fahrzeug gelegt. Man gab ihnen drei Wächter mit. Liu-Sü blieb zurück. Das Fahrzeug hob sich vom Boden ab und schoß mit spürbarer Beschleunigung davon.
    Die Fahrt dauerte nicht länger als eine halbe Stunde. Chet schätzte die Entfernung, die in dieser Zeit zurückgelegt wurde, auf siebzig bis hundert Kilometer.
    Das Ziel war eine Gruppe von niedrigen, langgestreckten Gebäuden, die einsam im Sternenlicht auf weitem Grasland standen. Si Ting erkannte sie und sagte, ohne von den Wächtern daran gehindert zu werden:
    „Das ist Wei-Pu, ungefähr achtzig Kilometer südlich von Ulan.“
    Chet gab sich einen Ruck, nachdem er auf das Gras gelegt worden war, und brachte seinen Blick in nördliche Richtung. Er sah am Himmel die strahlende Helle sich widerspiegeln, die der große Raumhafen Ulan ausstrahlte.
    Die Wächter trugen sie, einen nach dem andern, in das nächste Haus hinein. Es war primitiv eingerichtet; der Raum, in den die drei Gefangenen gebracht wurden, enthielt überhaupt keine Möbelstücke. Man legte die Männer auf den Boden, ließ sie allein und schaltete das Licht aus.
     
    *
     
    Jaune Viviers saß in einer schmutzigen Kneipe am Nordrand des Raumhafens und unterhielt sich mit zwei politisch interessierten Dockarbeitern, als Chets Koderuf ihn erreichte.
    Die Arbeiter behaupteten, daß man auf der Erde das Gerücht verbreite, die Mongolen seien eine erdfremde Rasse und kennen kein anderes Ziel, als die Herrschaft über alle Menschen und die ganze Galaxis an sich zu reißen.
    „Und das Gerücht brauchen sie“, versicherte der eine Arbeiter mit Nachdruck, „um die Leute auf der Erde kriegswillig zu machen. Ihr werdet sehen: wenn wir nicht bis in zwei Tagen den Krieg erklärt haben, dann greift uns die Erde ohne Kriegserklärung an. Die Drahtzieher haben lange genug geschürt.“
    Jaune wollte ihn fragen, woher er das alles wisse; aber im gleichen Augenblick fühlte er den eigenartigen, stechenden Schmerz auf derBrust –das Signal, mit dem der Kodeempfänger sich bemerkbar machte.
    Jaune stand augenblicklich auf und verabschiedete sich von den beiden Arbeitern. Er ging zur Toilette, um ungestört zu sein, und fragte dort den Empfänger nach der Peilrichtung des eingegangenen Signals ab. Auf den Abfragebefehl hin gab der Empfänger in drei Gruppen zu drei, vier und drei Stichen zu verstehen, daß das Signal aus Richtung dreihundertdreiundvierzig Grad gekommen sei.
    Jaune prägte sich die Zahl ein, nahm ein Girotaxi und fuhr in die Stadt. Seit dem Empfang
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