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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche
Autoren: Andre Norton
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gemessen werden als die Vergnügungspaläste der Oberstadt. Auch hier wurden seltene Laster feilgeboten, aber nicht so exotische, wie Wass sie anbot. Das hier war für die Mannschaften der Sternenfrachter, die sich den Lohn einer ganzen Reise an einem Abend abnehmen ließen. Die berauschenden Düfte der Terrassen von Wass waren hier einfach noch Gerüche, sonst nichts.
    An diesem Abend hatte es schon zwei Duelle mit tödlichem Ausgang gegeben. Ein Düsenmaat von einem Randschiff hatte einen Raumbergmann herausgefordert, ihre Meinungsverschiedenheit mit jenen tödlichen Peitschen zu bereinigen, die aus der Haut der Flugechsen von Flango gemacht werden, ein Zweikampf, den keiner der beiden Streithähne überstand. Einer war tot, der andere lag im Sterben. Und dann hatte ein ehemaliger Soldat der Raummarine mit einem narbigen Gesicht einen Händler von der Kometgesellschaft mit seinem Strahler getötet.
    Der junge Mann, der den Auftrag bekommen hatte, das Opfer in die Gasse hinauszuschaffen, hatte sich dort übergeben müssen. Jetzt schob er sich langsam wieder in das Innere des Lokals. Sein Gesicht war krankhaft grün, und er hielt eine Hand gegen den Leib gepreßt.
    Er war hager, ja beinahe dürr, und die feinen Knochen seines Gesichts lagen dicht unter der gespannten bleichen Haut. Seine Rippen zeichneten sich deutlich durch das billige Tuch seiner Livree ab. Als er den Kopf gegen die schmutzige Wand legte und zum Licht aufblickte, schimmerte sein Haar wie frische Kastanien. Für die Arbeit, die er zu verrichten hatte, wirkte er förmlich gepflegt und adrett.
    »He, du – Lansor!«
    Er fuhr zusammen, als hätte ihn plötzlich ein eisiger Windhauch gestreift. Er riß die Augen auf. In seinem hageren Gesicht wirkten sie unverhältnismäßig groß, und ihre Farbe war seltsam – weder grün noch blau – irgendwo dazwischen.
    »He, an die Arbeit! Ich zahle dich doch nicht, damit du hier wie ein Gast herumstehst!« Der Salarkier, der neben ihm stand, sprach akzentloses Raumesperanto, das aus seinem gelben Mund dennoch seltsam klang. Eine pelzüberwucherte Hand stieß dem jungen Mann den Griff eines Besens in die Hand, und ein klauenbewehrter Daumen fuchtelte in die Richtung, wo offenbar eine Säuberung gewünscht wurde. Vye Lansor stemmte sich mühsam hoch, griff nach dem Besen und biß grimmig die Zähne zusammen.
    Jemand hatte einen Krug Kardo verschüttet, und die purpurne Flüssigkeit hatte bereits Flecken auf dem Boden hinterlassen, die wohl mit keiner Mühe mehr zu entfernen waren. Dennoch machte er sich mit dem nutzlosen Besen an die Arbeit, wenigstens einen Teil der Flüssigkeit aufzusaugen. Der Dunst des Kardo, der sich mit den übrigen Gerüchen des Raumes verband, erhöhte seine Übelkeit.
    Wie er so blind und beinahe in einer Art von Starre dahin arbeitete, bemerkte er den Mann nicht, der allein in einer Nische saß, bis sein Besen eines der Mädchen anstieß. Sie fluchte mit schriller Stimme in der Sprache von Altar-Ishtar und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Der Schlag, der völlig unerwartet kam, warf ihn gegen das offene Gitterwerk der Nische. Als er versuchte, sich festzuhalten, griff eine Hand nach ihm. Er zuckte zusammen, versuchte sich aus dem Griff zu befreien, mußte aber feststellen, daß der andere ihn nicht losließ.
    Er blickte auf. Der Mann trug die Uniform eines Raumschiffmatrosen, und an den Stellen, wo die Schiffsinsignien hätten sein sollen, war die Uniform dunkler. Er befand sich also zur Zeit nicht im Dienst irgendeiner Linie. Aber wenn seine Uniform auch schäbig und schmutzig war, seine Magnetstiefel abgetragen und ungepflegt, hob er sich doch irgendwie von den anderen ab, die im Augenblick die Vergnügen des »Sternfall« genossen.
    »Haben Sie Ärger mit dem da?« Die hünenhafte Gestalt des Vormiers, des Türstehers und Rausschmeißers im »Sternfall«, schob sich im Bewußtsein seiner Stärke durch die Menge, einer Stärke, die niemand, wenn er nicht gerade blind, taub und sinnlos betrunken war, übersehen konnte. Seine mit Schuppen überwachsenen sechsfingrigen Hände tasteten nach Lansor, und der Junge zuckte unwillkürlich zurück.
    »Nein, lassen Sie nur!« In der Stimme des Mannes aus der Nische klang ein Unterton mit, dem man anmerkte, daß mit ihrem Besitzer nicht zu spaßen war. Dann klang sie wieder ganz normal und etwas schleifend: »Sieht aus wie ein alter Schiffskumpel. Lassen Sie nur. Möchte nur mit meinem Kumpel einen trinken.«
    Aber die Hand, die Vye
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