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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
Autoren: Philip José Farmer
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wollen, indem er ihrem Diener zur Flucht verhalf. Es sei denn, Green konnte ihn mit etwas so Wertvollem ködern, daß Miran es sich einfach nicht leisten konnte, das Risiko nicht einzugehen. Miran brüstete sich, ein nüchtern denkender Geschäftsmann zu sein, doch Green hatte die Erfahrung gemacht, daß sich in dem vermeintlich undurchdringlichen Panzer der Geschäftstüchtigkeit eine ganz bestimmte schwache Stelle befand: nämlich Habgier.

 
2.
     
    Der Herzog erhob sich, alle Anwesenden folgten seinem Beispiel. Jugkaxtr intonierte die Formel der Entlassung und setzte sich dann wieder. Die anderen schritten dem Ausgang zu. Green ging vor Zuni, um sie vor allen im Wege liegenden Hindernissen warnen und einem eventuellen Mordanschlag als erster begegnen zu können.
    Plötzlich packte ihn jemand beim Fußgelenk, und er schlug der Länge nach hin. Besonders weh tat er sich nicht, denn trotz seiner Größe von einsfünfundachtzig und seiner hundertachtzig Pfund war er doch sehr behende. Aber das schallende Gelächter der anderen und seine unterdrückte Wut auf Alzo, dem wieder einmal sein alter Trick, Green unversehens am Bein zu erwischen und ihn zu Fall zu bringen, gelungen war, trieb ihm das Blut ins Gesicht. Am liebsten hätte er einem der Wächter den Speer entrissen und ihn Alzo in den Wanst gejagt. Aber das hätte auch sein Ende bedeutet, und während es bis jetzt viele Augenblicke gegeben hatte, wo es ihm nichts ausgemacht hätte, den Planeten über die Straße zum Friedhof zu verlassen, war ihm das jetzt, wo seine Flucht bevorstand, keineswegs mehr gleichgültig.
    Er grinste deshalb nur einfältig und setzte seinen Weg vor der Herzogin fort. Als sie am Fuß der breiten Steintreppe angelangt waren, die zu den oberen Stockwerken des Palastes führte, erklärte ihm Zuni, daß er zum Markt gehen und die Lebensmittel für den nächsten Tag einkaufen solle. Sie dagegen würde sich wieder zu Bett begeben und bis Mittag weiterschlafen.
    Green verbeugte sich vor Herzog und Herzogin und folgte dann Mirans violettem Turban und gelbem Gewand durch den Burghof und das befestigte Tor über die Brücke des Wallgrabens in die engen gewundenen Straßen der Stadt Quotz. Hier vor dem Palast bestieg der Handelskapitän seine silberne, mit Juwelen geschmückte Rikscha. Die zwei langbeinigen Männer, Matrosen und Klansangehörige von Mirans Fahrzeug, dem Glücksvogel, setzten sich in Bewegung. Das Volk in den Straßen machte ihnen hastig Platz, während zwei weitere Matrosen ihnen vorauseilten, Mirans Namen riefen und mit ihren Peitschen klatschten.
    Green, nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand aus dem Palast in der Nähe war, rannte hinter ihnen her, bis er die Rikscha eingeholt hatte. Miran ließ halten und erkundigte sich nach seinem Begehren.
    „Eure Nachsicht, Wohlhabenheit, doch darf ein niedriger Sklave sprechen, ohne dafür getadelt zu werden?“
    „Ich nehme an, es ist nicht nur müßiges Geschwätz, was du vorzubringen hast?“ erwiderte Miran und musterte Green aus seinem einen Auge.
    „Es hat mit Geld zu tun.“
    „Ah, trotz deines fremden Tonfalls klingt deine Stimme angenehm. Du bist die goldene Trompete von Mennirox, meinem Schutzpatron. So sprich!“
    „Zuerst muß Eure Wohlhabenheit bei Mennirox schwören, daß Ihr unter keinen Umständen meinen Vorschlag weitersagen werdet.“
    „Und er bedeutet Geld für mich?“
    „Ja“
    Miran bedachte seine Klansangehörigen, die geduldig und scheinbar blind gegen die Vorgänge um sich herum warteten, mit einem scharfen Blick. Er besaß über sie die Macht über Leben und Tod, doch trauen tat er ihnen nicht.
    „Vielleicht wäre es besser, wenn ich Zeit hätte, darüber nachzudenken, bevor ich einen so wichtigen Eid ablege. Kannst du mich heute abend zur Stunde des Weinglases im Haus der Gleichheit treffen? Und könntest du mir vielleicht einen kleinen Hinweis geben, worum es sich handelt?“
    „Die Antwort auf beide Fragen ist ja. Mein Vorschlag hat mit dem getrockneten Fisch zu tun, den Ihr den Estoryanern liefert. Es gibt noch einen anderen Punkt, doch den kann ich nicht einmal andeuten, ehe ich nicht Euren Eid habe.“
    „Gut denn. Zur abgemachten Stunde. Ich muß eilen. Zeit ist Geld, wie du weißt. Lauft, Jungens! Alle Segel!“
    Green winkte einer vorüberfahrenden Rikscha und setzte sich bequem zurecht. Als Gehilfe des Haushofmeisters hatte er immer genügend Geld in der Tasche; außerdem wären Herzog und Herzogin empört gewesen, hätte er ihrem
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