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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
Autoren: Philip José Farmer
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„was höre ich da von zwei Männern, die in einem großen eisernen Schiff vom Himmel gefallen sein sollen?“
    Der Herzog, ein stämmiger dunkelhäutiger Mann mit Doppelkinn, weißem Haar und borstigen, mit grau gesprenkelten Augenbrauen, runzelte die Stirn.
    „Männer? Dämonen wohl eher. Können Männer in einem eisernen Schiff durch die Luft fliegen? Diese zwei behaupten, sie wären von den Sternen gekommen, und du weißt, was das bedeutet. Erinnere dich, was Oixrotl uns prophezeit hat: Ein Dämon wird kommen und sagen, er wäre ein Engel. Kein Zweifel, was wir von den beiden zu halten haben. Nur um dir zu zeigen, wie durchtrieben sie sind, so behaupten sie doch, weder Dämonen noch Engel zu sein, sondern Menschen. Ein teuflisch schlauer Gedanke, der alle außer den scharfsinnigsten Geistern in Verwirrung setzen könnte. Ich bin froh, daß der König von Estorya sich dadurch nicht narren ließ.“
    Begierig lehnte sich Zuni über den Tisch. Ihre großen braunen Augen glänzten.
    Miran, der Handelskapitän, mischte sich in das Gespräch.
    „Der König von Estorya hat die beiden verdächtigen Dämonen auf zwei Jahre ins Gefängnis geworfen, wie das estoryamische Gesetz es vorschreibt. Jedermann weiß ja. daß ein Teufel seine menschliche Maske nicht länger als zwei Jahre beibehalten kann. Nach Ablauf dieser Frist verwandelt er sich zurück in seine natürliche Gestalt, und einen schrecklicheren, lästerlicheren und abstoßenderen Anblick gibt es nicht.“
    Miran rollte sein eines gesundes Auge nach oben, so daß nur noch das Weiße zu sehen war, ballte die Faust und ließ nur den Zeigefinger ausgestreckt – das Zeichen, das dem Bösen wehrte. Jugkaxtr, der Hauspriester, tauchte unter den Tisch, wo er sich hinhockte und in dem beruhigenden Bewußtsein, daß kein Dämon sich ihm nähern konnte, solange er unter dem dreifach gesegneten Holze kauerte, seine Gebete murmelte. Der Herzog leerte ein ganzes Glas Wein auf einmal, augenscheinlich um seine Nerven zu beruhigen, und rülpste.
    Green ließ endlich seinem angehaltenen Atem mit einem Seufzer der Erleichterung freien Lauf. Wie froh konnte er sein, daß er diesen Leuten niemals seine wahre Herkunft verraten hatte. In ihren Augen war er nichts weiter als einer der vielen Sklaven, die aus einem weitentfernten Land im Norden kamen.
    Miran räusperte sich, rückte seinen violetten Turban zurecht, ordnete seine gelben Gewänder, zupfte sanft an dem großen goldenen Ring, der ihm von der Nase baumelte, und fuhr fort: „Diese zwei Dämonen waren beide von sehr großer Gestalt, so wie Euer Sklave Green dort“, berichtete Miran weiter, „und sie konnten kein Wort Estoryanisch verstehen – oder gaben es wenigstens vor. Als König Raussmigs Soldaten sie festzunehmen versuchten, zogen sie aus ihren fremdartigen Gewändern zwei Pistolen, mit denen man nur zu zielen brauchte, um einen gar schnellen und lautlosen Tod herbeizuführen. Überall sanken die Männer dahin. Viele übermannte panischer Schrecken. Doch einige tapfere Soldaten gaben den Kampf nicht auf. und schließlich erschöpfte sich die Kraft der Zauberwaffen, die Dämonen wurden überwältigt und in den Turm der Graskatzen geworfen, aus dem noch niemand – weder Mensch noch Dämon – je entkommen ist. Dort werden sie bleiben bis zum Fest des Sonnenauges.“
    Green interessierte das weitere Gespräch nicht mehr, sondern er überlegte, auf welche Weise er am besten nach Estorya und dem eisernen Fahrzeug der Dämonen gelangen konnte, das ganz offensichtlich ein Raumschiff war. Es war eine Chance unter Millionen, und er mußte sie sofort ergreifen, denn bald würde die Regenzeit beginnen, und dann würden wenigstens drei Monate lang keine Schiffe den Hafen verlassen.
    Natürlich konnte er sich einfach aufmachen und hoffen, Estorya zu Fuß zu erreichen. Aber ein paar tausend Meilen zu Fuß durch ungezählte Gefahren und mit einer nur ungefähren Vorstellung von der geographischen Lage der Stadt? Nein. Miran, der Handelskapitän, war seine einzige Hoffnung.
    Doch wie? Es als blinder Passagier zu versuchen, hatte kaum Aussicht auf Erfolg. Gewöhnlich wurde jedes abgehende Schiff vorher gründlich nach Sklaven durchsucht, denen der gleiche Gedanke gekommen war. Green blickte zu Miran hinüber, dem kleinen, fetten, hakennasigen und einäugigen Händler mit dem Doppelkinn und dem großen goldenen Ring in der Nase. Der Bursche war schlau – schlau und berechnend, und er würde es mit der Herzogin nicht verderben
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