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TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

Titel: TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
Autoren: Wilson Tucker
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etwas?“
    Er schwieg einen Moment ernst und fragte dann: „Waren Sie jemals schiffbrüchig? Oder sind Sie jemals im Weltraum ausgesetzt und zurückgelassen worden?“
    „Nein. Habe ich da etwas verpaßt?“
    „Wenn eine dieser beiden Katastrophen eintreten sollte“, entgegnete er eindringlich, „dann hängt Ihr Leben von Ihrem Radio ab. Haben Ihnen die Ingenieure erklärt, daß sein Signal abgeschirmt wird, wenn Sie sich an Bord des Schiffes befinden? Daß dann die Verbindung mit uns unterbrochen ist?“
    „Ja, man sagte es mir.“
    „Wenn Sie also aus irgendeinem Grund über Bord gehen, dann drücken Sie auf den Panikknopf an Ihrem Radio. Es wird darauf ein Notsignal ausstrahlen.“ Er sah die Frau an. „Und wenn Sie dann Glück haben, wird Ihnen jemand eine Woche später zu Hilfe kommen.“
    Kate grinste ihm zu. „Vorausgesetzt, daß ich einen Raumanzug trage, wenn ich über Bord gehe, und daß der Anzug mit genügend Proviant versehen ist.“
    Sie erhob sich, bereit zum Gehen. Der Inspektor warf einen Blick auf ihre Handschuhe und schüttelte ihr dann behutsam die Hand. „Waidmannsheil, Kate!“
    „Waidmannsdank!“ lachte sie und schlüpfte aus der Korridortür, erfüllt von innerem Auftrieb.

 
2. Kapitel
     
    Irvin Webb grub Würmer aus dem Boden und warf sie dann dem hungrigen Vogel zu.
    Das Rotkehlchen war noch jung genug, um gefleckte Flügelfedern zu haben und einen bleich-gelben Bauch – und jung genug, um sich vor dem Menschen nur halb zu fürchten. Es tanzte aufgeregt zehn Schritte von dem knienden Mann entfernt hin und her und beobachtete jede Bewegung des Spatens. Und wieder geschah es. Die suchenden Finger des Mannes fanden einen Wurm und ließen ihn quälende Sekunden lang in der Luft baumeln.
    Webb schnellte ihn auf den wartenden Schnabel zu. Der Wurm verschwand blitzschnell, und der aufgeregte Tanz wurde wieder aufgenommen. Erneut fuhr der Spaten in den Boden.
    Irvin Webb stieß ihn mit wilder Gewalt hinein.
    Ein Summer ertönte plötzlich direkt hinter der Küchentür. Der Mann schnellte herum, und das erschreckte Rotkehlchen huschte rasch in einen naheliegenden Busch.
    Wieder klang der Summer durch die Stille. Irvin Webb ließ sich aus der knienden Stellung nach hinten fallen, nahm Sitzposition ein und streckte seine langen Beine aus. Er betrachtete die ausgefransten Hosenbeine, die aufwärtsgerutscht waren und die strahlenverbrannte Haut seiner Fußgelenke freigaben. Undichte Abschirmung hatte die Verbrennung verursacht, und er überlegte wieder, ob ein neuer Hautkrebs irgendwo an seinem Körper ausbrechen würde.
    Wieder der Summer!
    Webb beschloß, ihn zu ignorieren. Nachdenklich warf er eine weitere Scholle mit dem Spaten auf und verglich das neue Loch in Gedanken mit Singletons Grab. Er hatte jedes einzelne Loch mit dem Grab verglichen, und es war wie ein Spiel geworden.
    Singleton lag jetzt in seinem Grab, seit dem frühen Nachmittag. Vor drei oder vier Stunden.
    War es kalt dort unten, Singleton? War es dunkel?
    Er war etwa dreißig Kilometer über dem Erdboden gestorben, vor wenigen Tagen. Jetzt lag er sechs Fuß tief unter ihm, seit wenigen Stunden. Vorbei waren alle Träume eines jungen Mannes.
    Wieder ertönte der Summer mahnend.
    Singleton war tot, ein junger Mann von etwas über Zwanzig. Ein dritter Mann, Jimmy Cross, saß deswegen im Gefängnis. Noch ein Tag, und das Haus, der Garten und das Schiff wären sein.
    Singleton war schrecklich, entsetzlich gestorben, und nicht schnell genug, um ihn – Webb – innere Ruhe finden zu lassen. Er war gestorben, etwa dreißig Kilometer hoch, eingeschlossen im Schiff, ungesehen und ungehört, aber man wußte, was ihm zugestoßen war und versuchte sich vorzustellen, wie es gewesen sein mußte: Es hatte fünfzig, hundert oder zweihundert Sekunden gedauert, bis der Tod eintrat, aber das war für den Jungen viel zu lang und viel zu langsam gewesen. Während der Luftdruck im Schiff im Verlaufe jener fünfzig oder zweihundert Sekunden bis auf den Nullpunkt absank, siedeten die Körperflüssigkeiten des Jungen, und er begann unter Schmerzen zu sterben.
    Gibt es eine Hölle, Singleton?
    Und so saß Jimmy Cross wegen Singletons qualvollem Tod im Gefängnis in Untersuchungshaft; er wurde des Totschlags verdächtigt. Mehr konnten sie im Augenblick nicht tun, aber es genügte.
     
    *
     
    Er vernahm einen leichten Schritt. Das Rotkehlchen ergriff die Flucht.
    „Oh, hallo dort …“
    Webb stieß den Spaten wuterfüllt in den Boden und
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