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TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

Titel: TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
Autoren: Wilson Tucker
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wirbelte herum.
    Direkt außerhalb des Zauns stand eine Frau, eine große, stattliche Erscheinung in grüner Kleidung. Sie trug einen weitkrempigen weißen Hut und ein Paar dazu passende Handschuhe, die bis zu den Ellbogen reichten. Unter dem Hut sah Webb sorgfältig frisiertes braunes Haar und ein gelinde freundliches, jedoch zu stark geschminktes Gesicht. Sie sah aus wie eine Schauspielerin oder ein Straßenmädchen.
    „Ich habe geklingelt“, erklärte sie, „aber es kam keine Antwort. Vielleicht haben Sie es nicht gehört.“
    „Ich habe es gehört.“ Webb erhob sich leicht. „Was wollen Sie?“
    Seine Einstellung überraschte sie; sie schien zu zögern. „Darf ich eintreten, bitte?“
    „Warum?“
    „Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
    „Warum?“
    „Über eine geschäftliche Angelegenheit.“
    „Ist sie wichtig?“
    „Ich glaube schon“, bedeutete sie ihm eifrig. „Das heißt, wenn Sie Irvin Webb sind. Das sind Sie doch, oder?“
    „Ich heiße Webb. Ich kaufe nichts.“
    „Ich wußte, daß ich die richtige Adresse hatte“, sagte sie. „Sie meinten draußen auf dem Flugfeld, daß ich Sie vermutlich hier finden würde.“ Sie sah ihn an. „Darf ich hineinkommen?“
    „Das Tor ist nicht verschlossen.“
    Die Frau trat durch den Eingang, und er sah, daß sie tatsächlich groß war, mindestens so groß wie er, und das bedeutete knapp ein Meter achtzig. Ihre Kleidung war darauf abgestellt, ihn zu beeindrucken, und das tat sie auch. Es war eine theatralische Aufmachung, genau wie der große Hut, den sie jetzt, als sie den Schatten des Hauses erreichte, behutsam abnahm, so daß ihr Haar auf die Schulter herabfiel. Auch das war ein genau kalkulierter Teil des Auftritts. Allein das übermäßig geschminkte Gesicht stellte einen Mißklang in der Gesamterscheinung dar.
    Webb ging auf sie zu, um ihren Größenunterschied festzustellen. Sie waren gleich groß. Er wog etwa fünfzig oder sechzig Pfund mehr als sie und war schätzungsweise zehn Jahre älter, aber er hatte das Gefühl, daß sie in jedem Ringkampf Sieger bleiben würde.
    „Sie waren auf dem Flugfeld“, sagte er trocken.
    Sie lächelte und nickte. „Ja, gewiß. Und man gab mir Ihren Namen und Ihre Adresse. Sie sagten, daß Sie zur Zeit der einzige Pilot seien, der zur Verfügung steht.“
    „Was wollen Sie von mir?“
    „Ich mochte einen Flug mieten. Man nennt es, glaube ich, einen Charterauftrag.“
    Er nickte nachdenklich. Sie hatte offensichtlich viel Geld, und Geld war genau das, was er im Augenblick dringend benötigte. Das verdammte Begräbnis, so billig es auch war, hatte sein Bankkonto stark dezimiert, und jene anderen Gelder würden vermutlich lange auf sich warten lassen. Er hatte noch niemals eine Versicherungssumme ausgezahlt bekommen und wußte nicht, wie bald oder wie spät sie bezahlt wurde. Singleton war tot und in allen Ehren begraben, aber wer vermochte zu sagen, wann die Versicherungsgesellschaft das Geld herausrückte?
    Da er und Jimmy Cross die Nutznießer der Versicherung waren und Cross im Gefängnis saß, würde man sicher mit der Auszahlung der Summe warten. Wenn also diese Frau mit dem verrückten grünen Plastikkleid ihr Geld wegwerfen wollte, warum sollte er es nicht auffangen?
    „Gewiß, ein Charterflug. Wohin?“
    „Oh, das weiß ich nicht“, entgegnete die Frau. Sie bemerkte den Ausdruck seines Gesichts und fügte hastig hinzu: „Ich weiß es wirklich nicht! Ich möchte einfach irgendwohin reisen. Ich muß weg von hier. Ich habe alles hier so satt!“
    „Wir können doch nicht einfach ins Blaue fliegen“, entgegnete er kurz. „Der Kurs muß berechnet werden.“
    „Ja, das verstehe ich.“ Sie zögerte wieder und sagte dann: „Vielleicht Ganymed?“
    „Zu den äußeren Monden?“ Webb schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Wenn sie wirklich dorthin wollte, wurde nichts aus dem Charterflug und aus dem Geld. „Ich besitze nur einen Blecheimer. Hat man Ihnen das nicht auf dem Flugfeld gesagt?“
    „Einen Blecheimer? Was bedeutet das?“
    „Eine umgebaute South Bend J-B-9.“
    „Und was ist das wiederum?“
    „Ein Blecheimer. Ein Schiff für zwei Passagiere, das zur Frachtbeförderung umgebaut worden ist.“
    „Und?“
    „Zwei Passagiere! Etwa so.“ Er hielt zwei Finger zusammengepreßt hoch. „Vierzig oder fünfzig Stunden lang trägt Sie das Schiff wie ein Traum. Zu jedem Punkt der Erde kann man fliegen, ohne die geringsten Beschwerden, ja, sogar zum Mond, wenn man sich mit ein paar kleinen
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