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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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jung, um zu sterben …“
    Sie blickte auf Johnny und dann auf die kleine Flasche, die seine viel zu geringe Morgenration enthielt.
    „Johnny … Johnny …“ Ihre Worte waren nur ein Flüstern. „Du bist hungrig, ich weiß es, aber wir können sie nicht sterben lassen. Und eines Tages werden sie dafür um unser Leben kämpfen.“
    Sie setzte sich auf das Bett und legte die Tiere neben Johnny in ihren Schoß. Sie hob sanft einen kleinen schwarzen Kopf, und ein kleines rosiges Mäulchen hörte zu wimmern auf, als es den Sauger an Johnnys Flasche gefunden hatte.
    Julia gab dann dem zweiten Jungen die Flasche, und auch sein Wimmern verstummte in diesem Augenblick.
    Das goldene Tageslicht schien auf sie alle – auf seine Tochter und seinen Enkel und die kleinen Tigerwölfe, und darin sah Schroeder ein gutes Omen für die Zukunft. Sein Leben näherte sich dem Ende. Die letzte Generation war geboren worden, die Generation, die den Gerns begegnen würde. Vielleicht würde Johnny an jenem Tag wirklich der Führer sein …

 
4.
     
    John Humbolt, Führer auf Ragnarok, stand auf dem großen Wall und beobachtete den Sonnenuntergang am westlichen Horizont. Der Große Sommer war vorüber, und jetzt, im 200. Jahr, standen sie bereits drei Jahre im Großen Herbst. Die Craig-Berge waren schon seit fünf Jahren mit Schnee bedeckt und unpassierbar, und das Gebiet am nördlichen Ende des Plateaus, wo das Eisenerz gefunden worden war, hatte schon die letzten zwanzig Jahre unter nie schmelzendem Schnee und Eis begraben gelegen.
    Das sanfte Klingen von Glocken drang an sein Ohr. Die Milchziegenherde kam von den Bergen herunter. Zwei Kinder trieben sie voran, und sechs Tigerwölfe begleiteten sie, um sie vor wilden Einhörnern zu schützen.
    Es gab nicht viele Ziegen. Jedes Jahr wurden die Winter länger und erforderten größere Vorräte an Heu. Die Zeit würde kommen, wo die. Sommer so kurz und die Winter so lang waren, daß sie überhaupt keine Ziegen mehr halten konnten. Und dann, wenn der Große Winter vor der Tür stand, würden die Sommer zu kurz sein, um das Korn ausreifen zu lassen. Nichts würde ihnen dann bleiben als die Jagd.
    Sie hatten, das wußte John Humbolt, den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht und überschritten. Von 49 Männern, Frauen und Kindern in dunklen Höhlen waren sie zu einer Stadt von 6000 Einwohnern angewachsen. Für ein paar Jahre hatten sie fast ein zivilisiertes Leben geführt, doch der unvermeidliche Rückschritt hatte bereits begonnen. Die Jahre des eisigen, konstanten Großen Winters näherten sich, und nichts konnte sie aufhalten. 6000 Menschen würden von der Jagd leben müssen – und nur 100 hatten im ersten Großen Winter genug Wild für sich gefunden.
    Es gab zwei verschiedene Wege, die beschritten werden konnten: Sie konnten als jagende Nomaden nach Süden ziehen – oder sie konnten in andere, bessere Welten gehen mit Schiffen, die sie von den Gerns eroberten.
    Die Wahl war leicht zu treffen, und die Menschen auf Ragnarok waren gewappnet und mit ihren Vorbereitungen fast fertig.
    In der Werkstätte am anderen Ende der Stadt stand der Hvperraumsender vor seiner Vollendung Ihre Waffen lagen bereit, die Bockshörnchen waren ausgebildet, und die Tigerwölfe warteten auf ihren Einsatz. Und in Pferchen außerhalb der Stadt befanden sich vierzig stampfende Einhörner, die ihre Wut über ihre Gefangenschaft hinaustrompeteten. Die Tiere hatten gelernt, sich vor den Ragnarok-Menschen zu fürchten, aber sie würden sich nicht fürchten. Gerns anzugreifen.
    Die Kinder mit den Ziegen erreichten den Wall, und zwei der Tigerwölfe, Fenrir und Sigyn, drehten sich um und sahen John auf dem Wall stehen. Er machte nur eine kleine Handbewegung, und schon rannten die beiden Tiere los, um neben ihn auf den zehn Fuß hohen Wall zu springen.
    „Ihr habt wohl nachgeprüft, wie gut eure Enkel die Kinder bewachen?“ fragte Humbolt.
    Signy öffnete ihr Maul, und ihre weißen Zähne grinsten ihn an. Fenrir, stets der Grimmigere der beiden, stieß einen gurgelnden Laut aus.
    Die Tigerwölfe entwickelten auch so etwas wie einen telepathischen Rapport mit ihren Herren, und sie konnten die Gedanken erfassen und verstanden verhältnismäßig komplizierte Anleitungen. Ihre Intelligenz war größer und von weit höherer Ordnung als jene der kleinen Bockshörnchen, aber ihre Stimmbänder waren nicht dafür geschaffen, Worte zu formen.
    Humbolt legte seine Hände auf die Rücken der Tiere und ließ seine Gedanken zu
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