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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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kaum eine Ruhepause, schwenkte vorher noch zu Barbers Lager ab, um Barber mitzuteilen, daß sofort ein Kräutervorrat zu den Höhlen geschickt werden mußte.
    Er erreichte die Höhlen und fand das halbe Lager krank, während die andere Hälfte lustlos die ihr von Bemmon zugeteilte Arbeit verrichtete. Anders war dem Tode nahe und viel zu schwach, um aufzustehen, und Dr. Chiara lag im Sterben.
    Lake, der sich über Chiaras Lager beugte, wußte sofort, daß es hier keine Hoffnung mehr gab.
    „Ich habe den Charakter der Krankheit zu spät erkannt“, stieß Chiara mühsam hervor. „Und ich gab Bemmon Anweisung, was zu tun ist. Es handelt sich um eine Mangelkrankheit, die durch die für uns ungewohnte Gravitation auf gefährliche Weise verschlimmert wird.“
    Er hielt inne, um auszuruhen, und Lake wartete.
    „Beri-Beri … Pellagra … diese Mangelkrankheiten hatten wir auf der Erde. Aber keine wirkte so fatal – so schnell. Ich bat Bemmon … Rationen von Früchten und Gemüsen für jeden auszuteilen … schnell … oder es wird zu spät sein.“
    Wieder hielt er erschöpft inne, und die letzte Farbe wich aus seinem Gesicht.
    „Und Sie?“ fragte Lake, bereits die Antwort wissend.
    „Für mich … zu spät. Ich glaubte erst an Viren … hätte das Tatsächliche eher erkennen müssen. Gerade wie …“ Ein letztes, mühsames Lächeln überzog sein bleiches Gesicht. „… gerade wie ein unerfahrener Medizinstudent.“
    Das war alles. Plötzliche Stille lag über dem Raum. Lake stand auf und verließ ihn, indem er die bitteren Worte sprach, die der Tote nicht mehr hören konnte: „Gerade jetzt, wo wir Sie so nötig brauchen, lassen Sie uns allein, Doktor.“
    Lake fand Bemmon in der Vorratshöhle, wo dieser die Arbeit von zwei zehnjährigen Jungen kritisch überwachte, ohne selbst mit Hand anzulegen. Als er Lake gewahr wurde, schritt er ihm entgegen. Ein gezwungenes Lächeln stand auf seinem Gesicht.
    „Ich bin froh, daß Sie zurück sind“, empfang er Lake. „Ich mußte die Aufsicht übernehmen, als Anders krank wurde. Tag und Nacht habe ich gearbeitet, um seine Fehler auszuwetzen und wieder alles in Ordnung zu bringen.“
    Lake blickte auf die mageren Jungen, die jetzt die Gelegenheit benutzten, um sich auszuruhen.
    „Haben Sie Chiaras Befehl ausgeführt?“ fragte Lake scharf.
    „Hm … nein“, antwortete Bemmon. „Ich zog es vor, ihn zu ignorieren.“
    „Warum?“
    „Unseren kleinen Vorrat von Früchten und Gemüse an bereits sterbende Menschen zu verteilen, wäre sinnlose Verschwendung. Wir haben Chiara eine Autorität ausüben lassen, die ihm gar nicht zusteht. Er kann wirklich kaum mehr als ein Medizinstudent, und seine Diagnosen sind reine Vermutungen.“
    „Chiara ist tot“, sagte Lake tonlos. „Sein letzter Befehl wird ausgeführt!
    Ich werde West herunterschicken, der die Sache hier übernehmen wird. Und Sie kommen mit mir, Bemmon; es scheint, daß Sie und ich die einzigen bei noch guter Gesundheit hier sind, und es gibt eine Menge Arbeit für uns.“
    Das Lächeln verschwand aus Bemmons Gesicht. „Ich verstehe“, sagte er zynisch. „Jetzt, da ich das von Anders geschaffene Durcheinander beseitigt und alles mustergültig organisiert habe, wollen Sie meinen Posten einem weiteren Ihrer Günstlinge übergeben und mich wieder zu einem gewöhnlichen Arbeiter degradieren!“
    „Kranken und sterbenden Menschen Arbeit aufzubürden, ist keine Organisation“, erwiderte Lake scharf. Er wandte sich an die beiden Buben. „Ihr geht jetzt beide und legt euch hin.“ Dann herrschte er Bemmon an: „Kommen Sie mit! Wir beide werden jetzt als gewöhnliche Arbeiter unsere Pflicht tun.“
    Sie schritten durch die Höhle, in der Bemmon schlief. Zwei Jungen, mit trockenem Gras beladen, betraten gerade die Höhle, um für Bemmon eine Liegestatt herzurichten. Langsam und schwer bewegten sie sich vorwärts. In ihren stumpfen Augen konnte man bereits die beginnende Krankheit erkennen.
    Lake blieb stehen, um sich Bemmons Höhle ein wenig näher zu betrachten. Er traute kaum seinen Augen: Bemmon hatte die Tigerwolffelle von seiner Liegestatt entfernt und sie durch weiche Wolldecken ersetzt – vielleicht die einzigen ungeflickten, die die Untauglichen noch besaßen.
    „Geht in eure Höhlen“, wandte Lake sich an die beiden Jungen. „Legt euch hin und ruht euch aus.“
    Dann blickte er Bemmon kalt an.
    „Die wenigen Wolldecken, die wir besitzen, sind für die Babys und Kleinkinder bestimmt“, begann Lake. Der
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