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TS 21: Die Überlebenden

TS 21: Die Überlebenden

Titel: TS 21: Die Überlebenden
Autoren: J. T. McIntosh
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schwere Unglücke durch Entgleisen der vollbesetzten Züge. Die Vermutung liegt nahe, daß ganze Herden von Pa-Ratten die Bahnstrecken unbrauchbar gemacht haben. Erschreckend ist, daß sie dabei genau wußten, wie vorzugehen war. Meistens werden die Schwellen nur um die Haltebolzen herum abgefressen, und das auch nur auf einer Seite, so daß ein darüberfahrender Zug unweigerlich entgleisen muß.“
    Der Ansager sprach über Gegenmaßnahmen. Ich lächelte kalt, denn ich wußte, daß es solche niemals geben würde. Bahnstrecken wurden derart raffiniert von den Tieren unsicher gemacht, daß man es auf den ersten Blick unmöglich erkennen konnte. Den Zügen vorangeschickte Draisinen besaßen nicht das erforderliche Eigengewicht, die Strecke erfolgreich zu testen. Es war sogar vorgekommen, daß ganze Horden von Ratten in den wenigen Minuten, die bis zum Eintreffen des nachfolgenden Zuges verblieben, die Schwellen annagten.
    Nein, der Eisenbahnverkehr war zum Erliegen verurteilt; Und zwar für eine recht lange Zeit. Fast glaubte ich, nie mehr einen fahrenden Zug zu Gesicht zu bekommen.
    „Hörer, die einen Wagen besitzen“, fuhr der Ansager fort, „tun gut daran, täglich ihre Garagen nach Mauselöchern zu untersuchen. Die Werkstätten sind mit reparaturbedürftigen Fahrzeugen überfüllt. Privatwagen können im Augenblick nicht mehr angenommen werden. Die Mechaniker wurden von der Regierung angewiesen, nur noch Fahrzeuge instandzusetzen, deren Besitzer sich als Ärzte ausweisen können.“
    Wenn ich überhaupt überrascht war, dann nur deshalb, weil es in England so lange gedauert hatte, bis dieser Zustand eingetreten war.
    Soweit ich als unterrichtet gelten durfte, besaßen die Paggets nicht die Möglichkeit, miteinander in Verbindung zu treten. Aber zweifellos verfügen sie über eine gewisse Denkfähigkeit. Die eine oder andere der Pa-Ratten hatte sicherlich ein vorüberfahrendes Auto beobachtet und bemerkt, daß in ihm Menschen transportiert wurden. Ohne zu wissen, was ein Auto überhaupt war, stellte sie doch fest, daß seine Bewegung für uns Menschen von Wichtigkeit sein mußte. Wenn man es also stoppte, schadete man dem Menschen.
    Vielleicht war dieser Gedanke nicht nur einer einzigen Ratte gekommen, sondern vielen hundert anderen, auf der ganzen Welt verstreut. Gruppen schlossen sich zusammen und begannen mit der Sabotage, die einfach genug schien. Einige machten sich über die Bezüge her, andere wiederum zernagten die Holzteile. Und wieder andere kamen auf die Idee, das Gummi der Reifen zu zerfressen. Nach einiger Erfahrung werden sie dann dahinter gelangt sein, daß einfaches Durchbeißen der Zündkabel genügte, ein Auto vorübergehend außer Betrieb zu setzen.
    Die Nachrichten brachten also nichts Neues für mich. Kein Wort fiel über einen wirklich organisierten Gegenangriff, über wirksame Maßnahmen, den Paggets auf den Pelz zu rücken.
    Ich schaltete mein Gerät aus und bereitete mich vor, das Bauernhaus und damit auch Frankreich zu verlassen.
    Alles wurde in einen Rucksack verpackt, einschließlich aller Fotos von Gloria, die ich finden konnte.
    Einen Augenblick überlegte ich, ob ich auch das Radio mitnehmen wollte, denn die Batterien waren geladen, und die Nachrichten wollte ich nicht versäumen. Aber dann entschied ich mich gegen die Mitnahme. So klein das Gerät auch war, es bedeutete für mich eine Belastung. Das Gewehr schien mir wichtiger.
    Samberes erreichte ich gegen vier Uhr Nachmittag. Der kleine Ort lag knapp fünfzig Kilometer nördlich meines bisherigen Unterschlupfes. Ich liebte dieses Nest nicht, denn es machte einen sehr unfreundlichen Eindruck. Wahrscheinlich kam das aber auch daher, daß hier niemand Englisch sprach und ich, wie schon gesagt, Französisch so gut wie nicht verstand.
    Ohne die Absicht, mich länger als unbedingt notwendig aufzuhalten, suchte ich ein Café, um meinen Durst zu stillen.
    Ich bestellte eine Limonade, setzte mich und streckte erleichtert die Beine unter den Tisch.
    Der einzige andere Gast war ein Mädchen, offensichtlich genauso auf der Durchreise wie ich. Sie saß an einem Nebentisch und bedachte mich mit einem forschenden Seitenblick. Wäre ich meiner französischen Kenntnisse sicherer gewesen, so hätte ich sie vielleicht angesprochen.
    Irgendwie strömte sie die Atmosphäre von Paris aus. Ohne etwas dagegen tun zu können, verglich ich sie mit Gloria. Nein, die Fremde war nicht so schön, wie Gloria einst gewesen war. Dafür schien sie aber
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