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TS 21: Die Überlebenden

TS 21: Die Überlebenden

Titel: TS 21: Die Überlebenden
Autoren: J. T. McIntosh
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eine richtige Panne, aber wahrscheinlich die Schuld der Paggets.“
    Eine Taschenlampe besaßen wir nicht, und die Scheinwerfer konnten mir auch nicht helfen. Ginette kam aus dem Wagen geklettert, die Decke um die Schulter gelegt. Ich hörte ihre Zähne klappern, obwohl es so kalt nun auch wieder nicht war. Aber schließlich trug sie ja nichts als ein dünnes Kleid, abgesehen von dem wenigen, was sie noch darunter anhatte.
    In der Hand hielt sie einen kleinen Spiegel, den. sie vor die Scheinwerfer praktizierte, daß die Reflektion klar und deutlich den Vorderreifen zeigte. Natürlich, Rattenbisse!
    Ich fluchte ergiebig, um mich zu erleichtern.
    Ginette betrachtete mich skeptisch; mein Fluchen schien ihr nicht zu gefallen. Sie wandte sich ab, und in dieser Bewegung lag viel Verachtung.
    Ich hörte auf zu fluchen.
    Ich ging zu Ginette und blieb vor ihr stehen.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich.
    „Was?“
    „Sie wissen genau, was ich meine!“
    „Wirklich? Nun, wenn Sie es sagen, wird es schon stimmen.“
    Sie gähnte. Auch ich verspürte Müdigkeit. Trotzdem sagte ich:
    „Einer muß ständig wach sein, damit nicht noch die anderen Reifen zerbissen werden.“
    Sie nickte ohne Widerspruch.
    „Ich übernehme die erste Wache.“
    Wieder nickte sie, obwohl sie mir sicher gerne widersprochen hätte. Aber es mochte auch ihr klar sein, daß sie niemals wach geblieben wäre. Also kletterte sie gehorsam zurück in den Wagen.
    Für mehr als drei Stunden machte ich die Runde um den Wagen und versuchte, wach und warm zu bleiben. Leise begann ich wieder, auf die Paggets zu fluchen. Obwohl sonst sinnlos, vertrieb es doch die Zeit.
    Und ich hatte Zeit, über die Plage nachzudenken.
     
    *
     
    Die Paggets hatten sich zu Anfang Mühe gegeben, dem Menschen gegenüber harmlos zu erscheinen. Ohne Zweifel waren sie klug genug, einzusehen, daß sie einzeln gegen eine solche Übermacht nichts ausrichten konnten. Erst später, als sie sich genügend vermehrt hatten und zu ganzen organisierten Herden herangewachsen waren, begann der Kampf.
    Die Tragzeit der Ratten betrug 28 Tage, die der Hunde 62 – das war kurz genug. Der Mensch ist der natürliche Feind jeder fremden Intelligenz auf unserem Planeten, das wußte er, obwohl es bisher eine solche fremde Intelligenz niemals gegeben hatte. Die Paggets mußten das geahnt haben.
    Vier verschiedene Offensiven begannen, nachdem der Mensch die Pferde ausgerottet hatte. Bei den kleineren Tieren gelang das nicht mehr.
    Zum Glück bekämpften sich die Paggets noch untereinander, aber Anzeichen wiesen darauf hin, daß dieser Kampf so lange ruhte, wie es galt, Menschen anzugehen. Ich persönlich habe es noch nie gesehen, aber es ist geschehen, daß Katze und Hund, sich bitter bekämpfend, voneinander abließen, sich auf den Menschen stürzten, ihn töteten, um dann ihren eigenen Kampf wieder aufzunehmen und zu Ende zu führen.
    Die Paggets lernten schnell, viel zu schnell.
    Sozusagen über Nacht gab es keine Telefonverbindungen mehr. Die Paggets hatten ihren Wert für den Menschen erkannt und die Kabel zerbissen. Hunderte wurden dabei vom elektrischen Schlag getötet, wenn sie Überlandleitungen zerstörten. Zuerst versuchten wir, die Leitungen zu flicken, aber bald mußten wir einsehen, daß es zwecklos blieb. Diese erste Runde fiel an die Paggets.
    Uns blieb das Radio. Aber nicht für lange, und viele Stationen fielen aus. Die Paggets lernten, wie man Stromleitungen kurzschloß, um dann die Kabel gefahrlos zu vernichten. Selbst Spezialkabel, besonders gegen Rattenbisse konstruiert, bildeten kein Hindernis.
    Auch diese zweite Runde gewannen die Paggets.
    Weitere folgten: der Transport erlahmte, damit die Lebensmittelversorgung, die Krankenpflege und vieles andere, was damit zusammenhing.
    Die gewonnenen Runden der Paggets waren nicht mehr aufzuzählen.
    Trotz meines Wanderns um den Wagen wurde ich schläfrig. Nach drei Stunden weckte ich Ginette. Ich ignorierte ihr Gähnen, verzichtete jedoch auf ihre Decke. Zufrieden rollte ich mich auf dem Hintersitz zusammen.
    Er war noch warm.
    Und vielleicht war es der leichte, typisch weibliche Geruch, der mich von Gloria träumen ließ. Ich glaubte wirklich, ich läge im Bett, sie neben mir.
    Ich schlief sofort ein.

 
6. Kapitel
     
    Am anderen Morgen stellten wir fest, daß die Zündkabel zerbissen waren. Unsere Nachtwache schien somit umsonst gewesen zu sein. Aber der kurze Schlaf hatte mich so erfrischt, daß ich – diesmal sogar ohne
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