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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert
Autoren: J. T. McIntosh
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Unglück war, daß die Vorhersagen zunächst mehr oder weniger alles in die Katastrophe einbezogen, nicht nur die Erde, sondern auch Merkur, Venus, Mars und die Asteroiden. Weiter konnte bisher noch kein Weltraumschiff von der Erde aus fliegen. Eines Tages würde wohl auch jemand auf den Satelliten größerer Weltensysteme landen, aber zu spät für unser augenblickliches Problem. So war zunächst kein Gedanke daran, irgendwo Zuflucht zu suchen. Es wurden keine Vorbereitungen getroffen – es gab nichts, worauf man sich hätte vorbereiten können – und unwiederbringliche Monate gingen verloren.
    Die Sonne war nicht im Begriff, eine Nova oder etwas Derartiges zu werden. Sie würde nur eine Zeitlang etwas heller brennen.
    Im astronomischen Sinne war die Veränderung der Sonnentemperatur so gering, daß man verstand, weshalb sich Sekten wie die der Sonnenfreunde bilden konnten. Als ich zum ersten Male von dieser Gruppe hörte, zählte sie etwa tausend Mitglieder. Bald darauf gab es bereits drei Millionen, und eine Woche später über hundert Millionen Mitglieder einer Internationalen Vereinigung der Sonnenfreunde.
    Die Sonnenfreunde wollten sich einfach an die veränderten Umstände gewöhnen, bevor sie eintraten. Sie strömten in die Tropen, zu den heißesten Stellen der Erde. Die meisten von ihnen waren Leute, die annahmen, wenn sie sich von Pelzmänteln in Alaska auf Badeanzüge in Bermuda umstellten, hätten sie sich schon zum Teil auf die zugegebenermaßen winzige Erhöhung der Sonnentemperatur vorbereitet.
    Was die Sonnenfreunde nicht verstehen konnten oder wollten, war, daß sich astronomische Temperaturen allein schon in unserem Sonnensystem zwischen -273° und +20000° C bewegen und daß menschliche Wesen sich nur zwischen 10° und 30° wohl fühlen. Allerdings können Menschen auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und über der Bluttemperatur existieren, aber es stand fest, daß es an keinem Punkte der Erdoberfläche mehr Wasser in flüssiger Form geben würde …
    Außerdem gab es die Trogs, die sich nicht an die neuen Verhältnisse gewöhnen, sondern ihnen davonlaufen wollten. Ganz einfach ausgedrückt, wollten sie Löcher in die Erde graben. Gewiß, einige von ihnen waren Wissenschaftler, die ernstlich daran dachten, in einer Welt mit 250° bis 300° C weiterzuleben. Sie wollten Schutzräume bauen, mit Hilfe der Hitzeenergie einige Kubikmeter kühl halten, hydroponische Pflanzungen zur Gewinnung von Nahrung und Wasser benutzen – alles sehr einleuchtend, aber leider zwecklos. Wohl würden einige Trogs alle anderen Menschen überleben, aber nur um Minuten, Stunden oder Tage. Es war einfach nicht genug Zeit, um zu erforschen, wie man eine Kammer konstruieren und auf einer einst normalen Erdtemperatur halten sollte, die man in einer Welt mit 300° G nie wieder würde verlassen können.
    Ja, es war schade, daß wir so lange von falschen Voraussetzungen ausgegangen waren. Bis in den Juli hinein gab es noch einige Zweifel, aber dann standen zwei Dinge fest: Erstens, daß das Leben auf der Erde etwa am 18. September aufhören würde zu existieren, und zweitens, daß der Mars nicht von der Katastrophe betroffen, sondern im Gegenteil nach der Umstellung besser bewohnbar sein würde als vorher.
    Es war ein doppelter Schlag. Bis dahin hatten die Menschen sich weigern können, an eine Gefahr für die Welt zu glauben. Nun aber wußten sie, daß einige Menschen weiterleben durften. Das Gesetz der Selbsterhaltung hieß also: Um jeden Preis zum Mars!
    Einige Leute, die schnell genug reagierten, retteten ihr Leben dadurch, daß sie einfach Fahrkarten zum Mars kauften. Aber bald wurde der Fortbestand des Menschengeschlechts organisiert. Die Planer und Statistiker gingen ans Werk.
    Sie gelangten zu dem Ergebnis, daß je einer von 324,7 Menschen zum Mars würde fliegen dürfen. Man sagte uns, das sei ein verdammt gutes Ergebnis, das nur dadurch verwirklicht werden könne, daß jede irgendwie in Frage kommende Maschinenfabrik fieberhaft Raumschiffe baute, bevor es zu spät war.
    Vielleicht war es verdammt gut, aber es bedeutete dennoch, daß von je 325 Menschen auf der Erde 324 sterben würden.
    Irgendwie mußte ein Mensch von je 300 ausgesucht werden, der in einer fremden Welt weiterleben sollte. Und diese Aufgabe des Aussuchens hatte man zu Recht oder Unrecht den Leuten gegeben, die tatsächlich die Überlebenden in ihre neue Heimat befördern sollten.
    Es war nicht viel Zeit, um darüber zu streiten, Freitag, der
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