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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert
Autoren: J. T. McIntosh
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wirklich vollkommen recht. Wenn Sie die Namen der zehn Leute bekanntgeben, die mit Ihnen fahren, mache ich jede Wette. daß kaum einer davon am Abend noch lebt. Aber Pat, wenn Bill mein Angebot nicht annimmt, dann ruf du mich doch an, wenn du ausgehen willst und Bill nicht da ist. Ich will ja nicht gerade behaupten, daß ich dich liebe, aber ich würde doch ungern deinen weißen Schwanenhals sehen, nachdem er mit der Axt Bekanntschaft gemacht hat.“
    Pat schauderte. „Du drückst dich so realistisch aus“, sagte sie.
    Mortenson sagte mir, bevor er ging, daß ich an diesem Morgen noch mehr Besuch bekommen würde. „Ich bin früh gekommen, weil ich der erste sein wollte“, gab er offen zu. „Ich weiß, daß Miß Wallace noch zu Ihnen kommt, die Powells und Sammy Hoggan …“
    „Sammy!“ rief ich aus. „Kann er denn gehen?“
    „Ich wußte, daß Sie Sammy unterschätzen würden“, sagte Mortenson kopfschüttelnd. „Vor fast vierundzwanzig Stunden ist ihm das Geld ausgegangen. Abgesehen von einem Riesenkater, ist er jetzt wieder der alte Sammy. Plötzlich ist ihm klar geworden, daß es sich um das Mädchen nicht lohnt.“
    Da er wußte, daß er durch längeres Bleiben keinen besseren Eindruck erzielen würde, ging er und schloß die Tür leise hinter sich.
    Ich sah Pat fragend an. „Du kannst ihn nicht leiden“, sagte ich.
    „Ganz im Gegenteil“, gab sie schnippisch zurück, „ich bin seit Jahren in ihn verliebt. Ab und zu hat er sogar vorübergehend davon Kenntnis genommen.“
    „Du machst nicht gerade den Eindruck, als ob du ihn liebtest!“
    „Denk mal scharf nach, Bill. Kannst du dir vorstellen, daß ich jemals den Eindruck mache, als ob ich einen Menschen liebte?“
    Ich verstand. Pat war in ihrem Leben durch eine Schule gegangen, in der die erste Regel hieß: Wer seine Gefühle zeigt, kriegt dafür was aufs Dach.
    Wir hatten gerade fertig gefrühstückt, als die Powells kamen. Sie waren nicht im geringsten überrascht, Pat zu sehen, aber ihre Gegenwart schien sie zu stören. Nach einer Weile ging sie ins Schlafzimmer.
    Schließlich war es Marjory, die es fertigbrachte, mir den Grund ihres Besuches zu verraten, wenn auch nicht ohne weitere Verzögerungsmanöver. „Wir wollten Ihnen eigentlich gar nichts davon sagen“, begann sie, „weil wir dachten, es wäre sowieso egal. Aber trotzdem dachten wir auch wieder, wir müßten es sagen – sie verstehen mich, nicht wahr? Nur für alle Fälle. Es gehört sich einfach so.“
    Ich wartete ab.
    „Ich habe gesagt, Sie würden uns bestimmt nicht aussuchen“, fuhr Marjory fort, „aber Jack meinte, wer weiß, vielleicht doch. Darum dachten wir, es wäre besser, wenn wir Ihnen sagten, daß Sie es nicht tun sollen. Nicht, daß wir irgendwie damit rechneten, aber …“
    „Warum?“ fragte ich kurz. „Wollen Sie damit sagen, daß Sie sterben möchten?“
    „Ich kann nichts daran ändern“, sagte Marjory einfach. „Das Risiko ist bei mir zu groß, Bill. Ich hatte schon einmal eine Fehlgeburt, und derArzt hat gesagt, eine zweite Schwangerschaft würde für das Kind und für mich den Tod bedeuten.“
    „Sie meinen, es dürften nur Leute mit zum Mars kommen, die Kinder haben können?“
    „Es ist nicht nur das, Bill. Wir haben uns nicht daran gekehrt. Ich erwarte ein Kind.“
    „Ich verstehe.“
    „Jetzt denken Sie natürlich, daß wir allerhand Nerven haben, uns einzubilden, Sie würden uns mit zum Mars nehmen wollen“, sagte Marjory schnell. „Aber das ist es nicht. Sie mußten es einfach wissen, nur für alle Fälle.“
    Ich konnte nichts darauf antworten. Hätte ich sie wissen lassen sollen, daß sie auf der Liste gestanden hatten? Natürlich nicht.
    Pat kam zurück, sowie die Powells gegangen waren. Ich erzählte es ihr und fuhr fort: „Warum sie nur alle gerade heute morgen kommen und mir so etwas sagen?“
    „Sehr einfach“, antwortete Pat. „Fünf Menschen sind gestern in dem Kampf ums Leben gekommen, und vierundzwanzig liegen im Krankenhaus. Sechs sind im Gefängnis und sollen nächsten Montag abgeurteilt werden. Aber wahrscheinlich gibt es gar keinen nächsten Montag mehr, und sie werden in ihrem Leben nichts anderes mehr sehen als ihre Zellen. Es wird den Leuten plötzlich klar, daß dies nicht nur alles ein Alptraum ist, aus dem man am Morgen erwacht. Heute ist Dienstag. Wenn sie bis Donnerstag abend nicht erreicht haben, daß du sie mit zum Mars nimmst, müssen sie sterben.“
    Ich interessierte mich mehr für Pat selbst als für
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