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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert
Autoren: J. T. McIntosh
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18. September, war der Stichtag.
    So wurden wir ausgesandt – wir, die Männer und Frauen, die zufällig imstande waren, ein Raumschiff zu führen –, um die zehn Menschen auszuwählen, die mit jedem von uns fliegen sollten.
    Mir hatte man Simsville zugeteilt, das gerade groß genug war, um eine Rettungsschiffbesatzung zu stellen und nicht mehr. Ich war natürlich noch niemals dort gewesen. Alle Leutnants wurden nach Orten geschickt, wo sie niemand kannten.
    Vier Tage vor dem Start hatte ich meine Liste der Menschen, die weiterleben sollten, fertiggestellt.
    Es waren die Powells als Mr. und Mrs. Amerika Junior, Fred Mortenson, der forsche, gut aussehende zukünftige junge Held, Harry Phillips, der sich nicht ganz sicher war, ob die Menschen ein Recht hatten, aus der Welt davonzulaufen, die ihnen das Leben gegeben hatte, nur weil sie ihnen nun den Tod bringen würde, und die kleine Bessie Phillips, die nicht wußte, worum es eigentlich ging. Da war Miss Wallace, eine Lehrerin, und zwar eine gute, weil wir Menschen ihres Schlages brauchen würden, die Stowes als Mr. und Mrs. Amerika Senior und ihr Sohn Jim. Und Leslie Darby.
    Pat mußte bleiben, weil Leslie mitkam. Zwar hatte man uns gesagt, wir sollten keine Rücksicht darauf nehmen, wie die anderen Leutnants unserer Meinung nach wählen würden, aber der Gedanke lag allzu nahe, daß auf den Listen zahlreiche junge, hübsche Mädchen stehen würden. Deshalb hatte ich nur eines unter meinen Zehn.
    Nun hatte ich nur noch drei Sorgen:
    Erstens: Am Leben zu bleiben, bis ich Simsville verließ. Es gab schon jetzt Fanatiker; später würden sich enttäuschte, empörte, verängstigte Menschen zu einem Mob zusammenrotten.
    Zweitens: Meine Zehn aus Simsville herauszubringen. Trotz aller Instruktionen, die ich erhalten hatte, und aller Vorbereitungen würde das keine leichte Sache sein.
    Drittens: Mein Rettungsboot zum Mars zu fliegen. Aber dieser, der schwierigste und wichtigste Punkt, machte mir die geringste Sorge. Hier stand ich mit einem unerprobten, hastig gebauten Schiff dem Weltenraum gegenüber und nicht, wie bei den anderen Punkten, meinen Mitmenschen.

 
2. Kapitel
     
    Als ich von meinem kurzen Ausflug nach Havinton zurückkehrte, waren die drei Geistlichen im Hause von Pater Clark versammelt. Pater Clark ließ mich ein, und das unbehagliche Schweigen, das entstand, zeigte, daß sie über mich gesprochen hatten.
    Der Reverend John MacLean war ein schwerer, grobschlächtiger Mann. „Wir wollen keine Zeit verschwenden, Leutnant Easson“, sagte er. „Sie denken wahrscheinlich, Ihre Zeit sei wertvoll, und ich denke, meine ist es auch. Wer macht den Anfang, Sie oder ich?“
    Ich setzte mich und versuchte, mich behaglich zu fühlen. „Ich denke, Sie“, sagte ich. „Warum wollen Sie mich denn überhaupt sprechen?“
    „Als erstes“, sagte MacLean energisch, „wollen wir uns darüber im klaren sein, daß wir nicht erwarten …“
    „Ich weiß, Sie erwarten nicht, daß ich Sie mitnehme, aber … Aber was?“
    „Können wir uns das nicht sparen?“ fragte Pater Clark sanft. „Ich weiß, daß Sie eine abwehrende und sogar mißtrauische Haltung haben annehmen müssen, Leutnant Easson, aber …“
    „Entschuldigen Sie“, sagte ich. „Es liegt daran, daß ich ewig nicht mehr offen mit einem Menschen reden konnte.“
    „Das ist ein Grund, weshalb wir mit Ihnen sprechen möchten“, sagte Pastor Munch. Er war ein kleiner Mann mit erstaunlich tiefer Stimme. „Sehen Sie, Leutnant Easson, wir drei fühlen uns verantwortlich für Simsville. Ich lasse die Theologie absichtlich aus dem Spiel. Ich will nur sagen, daß alles, was mit den Menschen von Simsville geschieht, auch mit uns geschieht. Und alles, was geschieht, müssen wir sorgfältig prüfen und, wenn nötig, unseren Leuten erklären.“
    „Ganz richtig“, sagte MacLean lebhaft. „Sie sind ein Instrument Gottes. Der Ausdruck wird manchmal als Ausrede gebraucht. Man redet vom Instrument einer höheren Macht, und man zuckt mit den Achseln und fügt sich.“
    Er beugte sich nach vorn und klopfte kräftig auf die Armlehne meines Stuhles. „Das ist Apathie“, sagte er, „und Apathie ist Sünde gegen Gott. Wir halten es für unsere Aufgabe, dieses Instrument Gottes zu prüfen und nötigenfalls zu erklären, wie mein Kollege sagte. Wir können helfen oder hindern. Oder anleiten.“
    MacLeans direkte, wenn auch nicht unfreundliche Art verlangte Offenheit. „Sie meinen“, sagte ich, „Hilfe, Behinderung oder
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