Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 01: Attentat auf Sol

TS 01: Attentat auf Sol

Titel: TS 01: Attentat auf Sol
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
nachkam. „Es hat doch kaum einen Sinn, wenn wir alle durcheinander reden, wir würden nie zu einem greifbaren Ergebnis kommen. Ich schlage vor, daß wir uns einzeln zu Wort melden und unsere Auffassung zu dem darlegen, was wir soeben aus dem Munde meines verehrten Kollegen Harrel zu hören bekamen. Wir sind uns doch wohl alle darüber im klaren, was die Worte unseres englischen Freundes zu bedeuten haben. Sie bedeuten nichts anderes als das Todesurteil für die Erde.“
    Erneuter Lärm wollte aufbranden, aber die gewaltige Stimme des Russen übertönte alle anderen:
    „Sollte Harrel recht haben mit seiner Vermutung, so sind die Tage unseres Planeten gezählt. Ich muß Ihnen leider gestehen, daß meine eigenen Beobachtungen mit denen Harrel’s identisch sind – und leider sind es auch meine dementsprechenden Schlüsse. Die Sonne verwandelt sich langsam – und doch unvorstellbar schnell – in eine Nova. Der Tag, an dem sie explodieren wird, ist nicht mehr fern. Ich rechne mit etwa vier oder fünf Jahren.“
    Kubanow konnte nicht mehr weitersprechen, denn nun war die Masse der Zuhörer doch stärker als er. Hilflos umklammerte er das Mikrophon und duckte sich fast unter der Woge des aufbrausenden Lärms. Er warf einen schnellen Blick zum Podium, wo Harrel unbeweglich stand und zu ihm herabschaute. Es war Kubanow, als nicke er ihm zu.
    „Ruhe, meine Herren!“ brüllte er in das Mikrophon und erschrak fast, als der Lärm genauso plötzlich verstummte, wie er aufgebrandet war. Doch er nutzte die Sekunde des verblüfften Schweigens.
    „Sind wir ernsthafte Wissenschaftler oder kleine Kinder?“ rief er in das Mikrophon, und die Frage bohrte sich augenblicklich in die erregten Gemüter der Astronomen. Sie gaben keine Antwort, sondern kehrten einzeln und ein wenig zögernd auf ihre Plätze zurück.
    Kubanow sagte:
    „Die Tätigkeit der Sonnenflecken hat zugenommen, und die Ausmaße zuletzt beobachteter Protuberanzen übertrafen alles bisher Dagewesene. Außerdem wurde eine bislang unbekannte Strahlung festgestellt, die unzweifelhaft von unserer Sonne kommt. Sie beweist unzweideutig, daß sich auf der direkten Oberfläche ein atomarer Prozeß vorbereitet, der von dem ganzen Himmelskörper Besitz ergreifen wird, sobald ein gewisser kritischer Punkt erreicht ist. Doch vielleicht greife ich meinem Kollegen vor – bitte, Professor Harrel! Berichten Sie weiter! Ich bin davon überzeugt, daß sich Ihre Ausführungen genau mit dem decken werden, was ich jetzt noch zu sagen hätte.“
    Harrel nickte Kubanow freundlich zu, ehe er sagte:
    „Doktor Kubanow spricht leider die Wahrheit, es ist genauso, wie er Ihnen soeben darlegte: auf der Sonne bereitet sich ein atomarer Prozeß vor, der zwar nur langsam voranschreitet, aber in einer gewissen, mir unbekannten Zeit, nicht mehr aufzuhalten sein wird. Fragen Sie mich nicht nach der Ursache dieses Prozesses – ich kenne sie nicht. Ich kenne nur das Ergebnis: die Sonne wird eines Tages dieser Entwicklung zum Opfer fallen und eine Nova werden. Ihr Durchmesser wird sich vergrößern, und die glühenden Gase werden die Erdbahn erreichen, alles Leben auf unserem Planeten wird zu Ende gehen. So grausig diese Perspektive auch ist, sie ist eine Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen. Es hat keinen Sinn, daß wir nun darüber diskutieren, ob dieses Ereignis jemals eintreten wird, sondern wir können nur überlegen, ob es eine Möglichkeit geben kann, dem drohenden Schicksal zu entrinnen.“
    Kubanow unterstützte Harrel, indem er wieder sprach.
    „Es wird Ihnen allen bekannt sein, daß mein verehrter Herr Kollege Harrel und ich die regelmäßigen Diskussionspartner jeden Kongresses sind. Wir sind noch niemals ein und derselben Meinung gewesen. Ermessen Sie an dieser Tatsache die grausame Realität dessen, was soeben behauptet wurde: die Erde geht ihrer Vernichtung entgegen.“
    Der Russe hatte nicht ohne Absicht so offen und brutal gesprochen, er wollte von vornherein jede stundenlange Meinungsäußerung zwischen den Anwesenden ausschließen, um sofort das Hauptthema in Angriff nehmen zu können, das nun wieder von Harrel dem Auditorium bekannt gegeben wurde:
    „Was können wir dagegen tun?“
    Die psychologische Vorbereitung der beiden so gegensätzlichen Männer erwies sich als richtig. Kein Stimmengewirr war die Antwort auf diese entscheidende Frage, sondern nur ein erwartungsvolles Schweigen. Harrel war das lieber als eine gewisse Panik, wie er sie zu Anfang erlebt hatte. Sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher