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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
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tausenddreißig Dollar teurer Irrtum, denke ich. Kenne ich ihn jedoch, kann sie ein Hilferuf sein.«
    »Das verstehe ich noch immer nicht.«
    »Sehen Sie sich die Schreibweise an. Statt tausenddreißig Dollar könnte der Funkcode zehn-dreißig gemeint sein. Sehen Sie sich die geschriebene Zahl an.«
    »Hätte diese Person Sie nicht einfach angerufen?«
    »Ich habe kein Telefon.«
    »Vielleicht eine E-Mail? Oder ein Telegramm. Oder sogar ein Brief?«
    »Ich habe keine Adressen für solche Dinge.«
    »Wie setzen wir uns dann mit Ihnen in Verbindung?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Eine Einzahlung auf Ihr Konto wäre eine sehr merkwürdige Art der Verbindungsaufnahme.«
    »Vielleicht die einzige Art.«
    »Eine sehr schwierige Art. Jemand müsste Ihr Bankkonto ausfindig machen.«
    »Genau das meine ich«, erwiderte Reacher. »Das könnte nur eine clevere, einfallsreiche Person schaffen. Und wenn eine clevere, einfallsreiche Person Hilfe braucht, ist irgendwo etwas Schlimmes passiert.«
    »Das wäre auch ziemlich teuer. Es könnte jemanden über tausend Dollar kosten.«
    »Genau. Diese Person müsste clever und einfallsreich und verzweifelt sein.«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen. Dann: »Können Sie nicht einfach eine Liste der infrage kommenden Leute aufstellen und sie nacheinander abtelefonieren?«
    »Ich habe mit vielen cleveren Leuten zusammengearbeitet. Meistens liegt das schon sehr lange zurück. Ich würde Wochen brauchen, um alle aufzuspüren. Dann könnte’s schon zu spät sein. Und ich habe ohnehin kein Telefon.«
    Wieder Stille. Bis auf das Klappern einer Tastatur.
    Reacher sagte: »Sie sehen nach, stimmt’s?«
    Die Frau antwortete: »Das dürfte ich eigentlich gar nicht.«
    »Ich verpfeife Sie nicht.«
    Erneut Schweigen. Das Klappern der Tastatur verstummte. Reacher wusste, dass sie den Namen auf ihrem Bildschirm vor sich hatte.
    »Sagen Sie ihn mir«, verlangte er.
    »Ich kann Ihnen den Namen nicht einfach sagen. Sie müssen mir schon ein bisschen helfen.«
    »Wie?«
    »Geben Sie mir Hinweise. Damit ich nicht einfach den Namen sagen muss.«
    »Was für Hinweise?«
    Sie fragte: »Nun, handelt es sich beispielsweise um einen Mann oder eine Frau?«
    Reacher lächelte flüchtig. Die Antwort lag bereits in der Fragestellung. Es war eine Frau. Todsicher. Eine clevere, einfallsreiche Frau, die eine fantasievolle Querdenkerin war. Eine Frau, die von seinem fast zwanghaften Rechentrieb wusste.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Reacher. »Die Einzahlung ist in Chicago erfolgt.«
    »Ja, durch einen persönlichen Scheck auf eine Bank in Chicago.«
    »Neagley«, sagte Reacher.
    »Das ist der Name, den wir haben«, sagte die Frau. »Frances L. Neagley.«
    »Dann vergessen Sie, dass wir jemals miteinander geredet haben«, sagte Reacher. »Das war kein Irrtum Ihrer Bank.«

3
    Reacher hatte dreizehn Jahre in der U.S. Army gedient, alle davon bei der Militärpolizei. Er hatte Frances Neagley zehn Jahre lang gekannt und sieben Jahre lang ab und zu mit ihr zusammengearbeitet. Er war Offizier gewesen, erst Leutnant, dann Oberleutnant, Hauptmann und Major, dann zum Hauptmann degradiert und zuletzt wieder Major. Neagley hatte standhaft jegliche Beförderung über den Master Sergeant hinaus abgelehnt. Sie hatte sich geweigert, auch nur an die Offiziersschule zu denken. Reacher hatte nie richtig gewusst, weshalb. Es gab viel, was er trotz ihrer zehnjährigen Bekanntschaft nicht über sie wusste.
    Andererseits gab es viel, was er über sie wusste. Sie war clever und einfallsreich und gründlich. Und verdammt taff. Und eigenartig ungehemmt. Nicht in Bezug auf persönliche Beziehungen. Sie mied persönliche Beziehungen. Sie hütete ihr Privatleben eifersüchtig und wehrte sich gegen jegliche Art körperlicher oder emotionaler Nähe. Ihre Ungehemmtheit war rein professionell. Hatte sie das Gefühl, etwas sei richtig oder notwendig, war sie kompromisslos. Dann konnte nichts sie aufhalten – keine Politik, keine praktischen Erwägungen, keine Höflichkeit oder sogar das, was Zivilisten vielleicht Recht und Gesetz genannt hätten. Reacher hatte sie einst zu einer Einheit für Sonderermittlungen geholt, in der sie zwei entscheidende Jahre lang eine wichtige Rolle spielte. Die meisten Leute hatten die oft spektakulären Erfolge ihrer Einheit auf Reachers Führungskraft zurückgeführt, aber Reacher schrieb sie Neagley zu. Sie beeindruckte ihn gewaltig. Manchmal ängstigte sie ihn fast.
    Forderte sie dringend Unterstützung an, tat
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